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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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nach solchen Ereignissen müsse man etwas für die Stimmung der Gäste und der Angestellten tun. Zwei, drei Abende sollten die Musiker spielen, und dann, wenn die ganzen Unannehmlichkeiten allmählich in Vergessenheit gerieten, konnte man ja wieder zur respektablen, wohl gesitteten Ruhe zurückkehren, wie sie für das Kasino typisch war.
    Die Jazzmusiker wiederholten immer wieder die ersten Takte eines munteren Foxtrotts. Saljutow hatte keine Ahnung, was für ein Stück das war, aber er fand, es passe erstaunlich gut zum »Haus«. Es entsprach genau der besonderen Atmosphäre, die er jedes Mal spürte, wenn er die Schwelle überschritt, und der Musik, die das »Haus« selbst hervorbrachte und die niemand hören konnte außer ihm, dem Hausherrn.
    Im Takt der Melodie trommelte er mit den Fingern auf das Fensterbrett. (Hätte Katja das Stück hören können, so hätte sie diesen Foxtrott aus »Jeeves And Wooster« sicher erkannt; es war derselbe, der in der Bar in der Suworow-Straße erklungen war und ihren vorgetäuschten Streit mit Bindjushny und ihr rührseliges Gespräch mit Egle fast schon parodistisch untermalt hatte.)
    Draußen schneite es in großen, dichten Flocken. Eine frühe Dämmerung hüllte die Kiefernallee ein. Man hörte laute Stimmen, Gelächter, Schimpfen – eine Elektrikerbrigade kontrollierte das Neontableau. Zwei Arbeiter hatten eine Leiter erklommen und wechselten die durchgebrannten Birnen aus. Auf dem Parkplatz vor dem Kasino flammten Scheinwerfer auf. In ihrem gelben Licht konnte man gut den ganzen Eingang überschauen. Weiter hinten versank alles in einem nebligen Schneeschleier – die Allee, die Chaussee. Plötzlich kreischte eine Autohupe, und aus dem Schneesturm tauchte wie aus einem Gazeschleier ein gelbes Taxi auf und hielt vor dem Eingang zum Kasino.
    Saljutow, der durchs Fenster die Elektriker beobachtete, rief im Großen Saal an und bat den Wachmann, Shanna auszurichten, sie möge zu ihm ins Büro kommen.
    »Entschuldigen Sie, Waleri Wiktorowitsch, aber Shanna Markowna ist noch gar nicht da«, antwortete der Wachmann.
    Saljutow schaute auf die Uhr: drei Minuten vor drei. Nach den Regeln des Kasinos mussten die Angestellten eine Stunde vor der Öffnung des Kasinos an ihrem Arbeitsplatz sein. Shanna war also etwas spät dran. Naja, heute war ja auch ein besonderer Tag. Und dann noch dieser Schnee. Sicher gab es überall Staus . . .
    Aus dem Taxi stieg eine Frau in einem kurzen Pelzjäckchen. Da ist sie ja, dachte er, wenn man vom Teufel spricht. . . Aber einen Augenblick später merkte er, dass es gar nicht Shanna, sondern Egle Taurage war. Sie beugte sich hinunter und bezahlte den Taxifahrer. Im Schneenebel auf der Allee leuchteten in einiger Entfernung die Scheinwerfer eines sich nähernden Autos auf.
    Egle richtete sich wieder auf und hob den Kopf. Saljutow wusste, sie schaute zu seinen Fenstern empor. Zu den Fenstern seines Büros. Seine Silhouette war im Licht der Lampe deutlich zu sehen. Und sie wusste, dass auch er zu ihr hinunterblickte.
    Als dieser energische Bursche von der Kripo namens Kolossow, der eigentlich noch ein rechter Grünschnabel war, ihm hier im Büro Fragen über Vitas stellte, hatte Saljutow die ganze Zeit darauf gewartet, dass er ihn auch über dessen Schwester befragen würde. Und Kolossow hatte tatsächlich gefragt. Seine Frage hatte ziemlich nebulös geklungen, doch der Sinn war klar: Die Miliz wollte wissen, ob er, Saljutow, mit der Schwester des ermordeten Vitas ins Bett ging und wenn ja, wie viel er ihr dafür zahlte. Saljutow schaute aus dem Fenster. Egle . . . Wer war sie hier in seinem »Haus«? Im Grunde niemand. Und alles. Das war doch gar nicht so schwer zu verstehen, aber sie verstanden es nicht. Niemand verstand es, nicht einmal die Menschen, die ihm am nächsten standen – Kitajew, Shanna. Und dieser Kolossow von der Kripo würde es genauso wenig begreifen . . .
    Er hatte Egle zum ersten Mal hier in der Bar gesehen. Das war im Sommer gewesen. Sie kam gemeinsam mit Gasarow ins Kasino. Sie lebten zusammen, und wie er später erfuhr, liebte sie ihn sehr.
    Er, Saljutow, wusste damals nur, dass Egle eine gute Bekannte seiner beiden Söhne war. Zuerst hatte Igor sie kennen gelernt, weil er zu jener Zeit gerade in irgendwelchen Geschäftsbeziehungen zu Gasarow stand. Später überlegte Saljutow manchmal: Ob Igor oder Philipp mal was mit ihr hatten? Nein, eher wohl nicht. . . Das Mädchen hatte ja nur Augen für Aligarch. Philipp war sowieso noch

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