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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Schwiegervater.« Der Einsatzmann drehte sich zu Katja um, die auf den Rücksitz geklettert war. »Ihr Chauffeur hatte eine Autopanne, hat eine Weile schimpfend an seinem Wagen gewerkelt, aber ohne Erfolg, und dann offenbar seinen Chef angerufen. Saljutow hat daraufhin seine Schwiegertochter und seinen Enkel sofort selbst abgeholt. Ein fürsorglicher Mann.«
    »Ja, fürsorglich«, echote Katja. »Entschuldigen Sie, aber kann man vom Auto aus im Präsidium anrufen?«

24
    Doch Katja erreichte Kolossow nicht, unter keiner seiner verschiedenen Telefonnummern meldete er sich. Auch bei ihr zu Hause herrschte Grabesstille: Krawtschenko schlief und merkte nicht einmal, dass sie zurückgekommen war. Bevor sie ins Büro fuhr, machte sie ihm das Mittagessen warm und holte sein geliebtes Apfelkompott, das sie schon am Vorabend gekocht hatte, aus dem Kühlschrank. Krawtschenko nahm nichts Kaltes zu sich (außer Wodka, wie er immer sagte), weil er Angst vor Angina hatte.
    Als Katja ihre Vorbereitungen in der Küche beendet hatte, war es schon zwanzig nach drei. Sie ließ eine Notiz für Krawtschenko zurück, dass alles gut verlaufen sei und sie ihm am Abend alle Neuigkeiten erzählen würde, und fuhr zur Arbeit, in der Hoffnung, den Chef der Mordkommission dort anzutreffen. Doch Nikita blieb verschwunden. Er tauchte an diesem Tag auch nicht mehr auf – wie sich herausstellte, hatte er dafür wichtige Gründe.
    Saljutow fuhr um halb drei zum »Roten Mohn«. Am Nachmittag hatte das Wetter sich jäh verschlechtert, ein Schneesturm kam auf. Die Wettervorhersage im Radio warnte vor starken Schneefällen in Moskau und bat die Autofahrer, besonders aufmerksam und vorsichtig zu fahren.
    Saljutow setzte sich selbst ans Steuer, obwohl Marina ihn bat, jetzt besser nicht zu fahren und zu Hause zu bleiben. Aber er berief sich auf wichtige Geschäfte.
    Auf dem Weg zum »Mohn« dachte Saljutow nur daran, was ihn dort erwarten würde . . . im »Haus«. Das gestrige Verhör bei der Staatsanwaltschaft verdrängte er aus seinem Bewusstsein. Seine Entscheidung war gefallen, was sollte er weiter darüber grübeln? Heute Morgen um zehn hatte Kitajew ihn angerufen und ihm aufgeregt mitgeteilt, dass Chwantschkara verhaftet worden sei. Saljutow wollte wissen, woher er diese Nachricht habe, noch dazu so schnell? Kitajew wurde verlegen, brummelte erst etwas offensichtlich Unwahres und verstummte dann ganz. Offenbar hatte der Sicherheitschef in Milowadses Umfeld einen eigenen V-Mann, einen Maulwurf, dessen Namen er nicht einmal dem eigenen Chef preisgeben wollte. Saljutow fragte nicht weiter nach. Was soll’s, dachte er, dafür ist ein Sicherheitsdienst da, seine eigenen und fremde Geheimnisse zu hüten.
    Diese Nachricht hatte auf seinen Tagesplan keinerlei Einfluss. Als allerdings der Chauffeur Ravil aus Krylatskoje anrief und von der Autopanne berichtete, fuhr Saljutow selbst zum Fitness-Center, um Marina und den Jungen abzuholen.
    Unterwegs rief er Shanna Basmanjuk an und bat sie darum, heute ins Kasino zu kommen, wie üblich. Shanna war höchst verwundert – haben wir denn heute schon wieder auf? So schnell? Saljutow antwortete knapp: Ja, wir haben geöffnet. Aber nicht ab halb eins, wie sonst, sondern ab vier Uhr. Das Personal braucht erst noch Zeit, um die Räume nach dem erneuten Besuch – beinahe hätte er gesagt, »Überfall« – der Miliz aufzuräumen. Shanna sagte »Gut«, und damit war ihr Gespräch zu Ende. Saljutow hatte keine Ahnung, dass er seinen Pit-Boss auf dem Weg zur Nikitski-Gasse erwischte. Shanna hatte mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt, dass die Kripo sie zum Verhör vorgeladen hatte.
    Und so kam er also um halb drei im »Roten Mohn« an. Kitajew empfing ihn im Vestibül, und zunächst machten sie einen Rundgang durchs ganze Gebäude. Überall – im Vestibül, in den Spielsälen, im ersten Stock – wurde fieberhaft geputzt und aufgeräumt. Im Kaminzimmer, in dem Vitas Taurage ermordet worden war, säuberten Angestellte den Teppich von Blutflecken und schrubbten das Parkett. Trotzdem ordnete Saljutow an, diesen Raum vorläufig noch zu schließen, um bei den Kasino-Besuchern keine schlimmen Erinnerungen zu wecken.
    Er ging in sein Büro, knipste die Tischlampe an und zog die schweren seidenen Vorhänge auf. Von unten, aus dem Restaurant, drang Musik herauf: Das Jazzensemble probte. Es war von Kitajew engagiert worden und passte eigentlich gar nicht zu den Traditionen des »Roten Mohn«. Aber Kitajew hatte Saljutow erklärt,

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