Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
mahnte ihn dann eindringlich zur Vorsicht, milderte erstaunlicherweise seine Buße und sprach ihn von seinen Sünden los. Raymond murmelte seinen Dank, erhob sich und eilte aus der Kirche.
Und hinter dem Vorhang nahm der fremde Ritter den Dolch von Vater Bernards Kehle und steckte ihn lächelnd ein. Seine langen Wimpern verliehen seinem Lächeln eine entwaffnende Unschuld, die so sehr im Widerspruch zu seinen Taten und seinen Worten stand.
„Habt Dank, Vater. Ihr habt mir einen wirklich großen Dienst erwiesen.“
„Ihr habt Euch hingegen keinen Dienst erwiesen, Sir. Gott wird Eure Seele verdammen.“
„So wie die Eure. Ihr habt das Beichtgeheimnis gebrochen, um Eure Haut zu retten. Das wird Gott auch nicht gefallen. Nein, ich glaube, ich möchte nicht mit Euch tauschen.“ Er lachte ein leises, schauriges Lachen und verschwand.
Lange Zeit erfuhr niemand, dass Henry Thomas Mowbray auf der Heimreise von Windsor getroffen hatte und was bei diesem Treffen vorgefallen war. Weihnachten rückte näher. Lancaster kehrte von der Grenze zurück, Robin und Blanche reisten für die Feiertage an. Doch erst kurz vor Wiederbeginn des Parlaments Ende Januar ging Henry auf Lancasters Rat hin noch einmal zum König und erhob schwere Anschuldigungen gegen Mowbray. Sie wurden offiziell zu Protokoll genommen. Laut Henrys Aussage hatte Mowbray ihm gegenüber den Verdacht geäußert, der König hole gegen sie beide, Henry und Mowbray, zu einem Gegenschlag aus, um auch die letzten beiden der Appellanten von damals zu zerschmettern. Er habe ihnen die Niederlage von Radcot Bridge nie verziehen und plane, sie beide zu enteignen und ermorden zu lassen, sie und viele andere, darunter auch den Duke of Lancaster und dessen engste Vertraute.
Der König war empört. Er tobte, hieß es. Henrys Anschuldigungen wurden vor dem Parlament in Shrewsbury verlesen, dem Mowbray ferngeblieben war. Niemand wusste, wo er sich verkrochen hatte; er hatte offenbar die Nerven verloren. Er vermutete völlig richtig, dass Lancaster und Henry seine unbedachten Äußerungen nutzen wollten, um ihn vor König und Lords zu diskreditieren und so den Mord an Gloucester zu rächen. Anfang Februar tauchte er wieder auf, und nach dem Grundsatz, dass Angriff die beste Verteidigung sei, erhob er seinerseits Vorwürfe gegen das Haus von Lancaster, das es angeblich seit jeher auf ihn und seine Familie abgesehen habe. Im Nu waren aus den misstrauischen Bündnisgenossen von einst erbitterte Widersacher geworden. Zweimal wurden die verfeindeten Dukes im Laufe des Frühjahrs vor den König und seinen Rat zitiert, um eine Einigung herbeizuführen. Es war zwecklos. Die Erbitterung zwischen Henry und Mowbray war zu tief. Die zweite dieser Konfrontationen, die kurz nach St. Georg in Windsor stattfand, führte endgültig zur Eskalation.
„Nichts von dem ist wahr, Sire, dies ist eine gemeine Intrige gegen meine Person und meine Familie!“, donnerte Mowbray.
Henry betrachtete ihn kühl und verneigte sich dann vor dem König. „Ich habe nichts weiter zu sagen, mein König.“
„Ihr seid ein Lügner und Verräter“, zischte Mowbray. „Zu Eurem eigenen Vorteil wollt Ihr einen Keil zwischen den König und mich treiben!“
„Lügner, sagt Ihr, Mylord of Norfolk?“, fragte ein fremder Ritter, der am Rande von Henrys Gefolge stand. Er trug volle Rüstung, aber kein Wappen, und seine Stimme klang dumpf unter dem geschlossenen Visier. Dennoch war er klar und deutlich zu hören: „Ihr wagt es, den Duke of Hereford einen Verräter zu nennen, wo doch Ihr es wart, der den Duke of Gloucester, des Königs Onkel , des Nachts in Calais ermordet habt? Was werdet Ihr …“
Seine letzten Worte ertranken in einem aufgebrachten Geraune. Später vermochte niemand zu sagen, wer er gewesen war. Als der Tumult sich legte, war er verschwunden. Aber die vernichtenden Worte waren ausgesprochen. Der König war kreidebleich geworden. Er hob gebieterisch die Hand, und augenblicklich kehrte Ruhe ein.
„Dies ist unhaltbar, Sirs. Mylords of Norfolk und Hereford, Ihr bringt immer wüstere Beschuldigungen gegeneinander vor, ohne dass je ein Beweis erbracht wird. Euer Zwist gefährdet den Frieden des Reiches. Wir verfügen daher, dass er im Zweikampf entschieden werden soll. Findet Euch an St. Lambertus gewappnet in Coventry ein. Und dann soll Gott uns allen zeigen, wer von Euch die Wahrheit sagt.“
Henry betrachtete Raymond mit Unverständnis. „Wie seltsam du bist. Und ich dachte, ich könne mich
Weitere Kostenlose Bücher