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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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verwechseln. Vielleicht war die Verbindung zwischen Mortimer und Margery, Robins Patenkind, ein erster Schritt.
    Mortimer brach schließlich nach Leicester auf, ohne mit Robin zu sprechen. Er schob es lieber noch ein bisschen vor sich her. Er hatte seinen Bund mit Margery auf andere Weise besiegelt. Oder genauer gesagt, sie hatte es getan. In der Nacht vor seiner Abreise war sie einfach in seine Kammer gekommen und hatte sich neben ihn gelegt. Es kümmerte sie nicht, dass irgendwer sie sehen könnte. Sie schien sich ihrer Sache vollkommen sicher, übermütig und ernst zugleich. Einen verrückten Moment lang fragte er sich, ob ihre Mutter sie dazu angestiftet hatte. Gleich darauf schämte er sich dieses Gedankens, und als sie ihre kühlen, kleinen Hände auf sein Gesicht legte, war es ihm so oder so einerlei.
    Im November kamen gewaltige Herbststürme, brachten Regen und Hagel und machten jede Betätigung im Freien zur Prüfung. Henry war viel unterwegs, vor allem in Herefordshire, und Ende des Monats verbrachte er einige Tage in Windsor bei Hofe. Raymond, Mortimer und auch Edward blieben in Leicester zurück und vertrieben sich die grauen, kurzen Herbsttage so gut es ging, ein jeder auf seine Weise. Mortimer las. Edward verbrachte viel Zeit in der Kapelle. Raymond studierte mit Harry und dessen Brüdern trotz des Wetters die Verteidigungsanlagen der Burg, trieb sich in den Ställen herum und war rastlos. Der Advent, das lange Fasten vor Weihnachten und der Mangel an Bewegung im Freien machten ihn immer rastlos. Er sehnte sich manchmal nach Hause. Auf dem Gestüt gab es zu jeder Jahreszeit für jeden Willigen Arbeit genug, dort war man nie auf der Burg eingesperrt. Und dann das Beichten. Lord Henry verlangte, dass jedes Mitglied seines Haushaltes in der Vorweihnachtszeit wenigstens einmal wöchentlich beichtete, und das war Raymond verhasst. Er tat es natürlich trotzdem. Er tat ja praktisch alles, was Lord Henry wollte.
    „Vergebt mir, Vater, ich habe gesündigt.“
    „Ja, das würde mich nicht wundern, Raymond, mein Junge“, brummte Vater Bernard hinter dem Vorhang, der jeden Sonnabend vor den kleinen Alkoven der Kapelle gespannt wurde. „Ich höre, und ich bin auf alles gefasst.“
    Raymond zeigte dem blickdichten Vorhang seine lange Zunge. „Ich hatte sündige Gedanken in Bezug auf Lady Janet Fitzmore“, bekannte er.
    „Das wirklich Schlimme an deinen sündigen Gedanken ist, dass ihnen immer Taten folgen. Lass die Finger von der Dame, hörst du.“
    „Ja, Vater.“
    „Weiter.“
    „Na ja, das Übliche. Ich habe geflucht, gewettet, zu viel getrunken, während der Frühmesse ein Schläfchen gehalten.“
    „Das Übliche. So, so. Ich fürchte, ich kann dich nicht von deinen Sünden lossprechen. Du bist nie wirklich reuig.“
    Raymond unterdrückte ein Seufzen. „Doch. In gewisser Weise schon.“
    „In gewisser Weise? Das überzeugt mich nicht. War das alles?“
    „Ja.“
    „Ich glaube, ich sollte es heute teuer machen, vielleicht nützt es etwas. Du wirst die nächsten beiden Nächte in der Kapelle im Gebet verbringen und die Hälfte dessen, was du in deinem Beutel trägst, als Almosen geben.“
    Raymond verdrehte die Augen. „Ja, Vater.“
    „ Ego te absolvo …“
    „Halt! Da war doch noch etwas.“
    Der Priester hörte, wie verändert die Stimme klang. „Ja?“
    „Ich … ich habe einem Mann den Tod gewünscht. Ich habe mir gewünscht, ihn hängen zu sehen.“
    „Hm. Dergleichen bin ich von dir nun wieder nicht gewohnt. Was hat er dir getan, dass du so üble Gedanken gegen ihn hegtest?“
    „Er hat einen Mord begangen.“
    „Bist du sicher?“
    „Ich hab’s gesehen.“
    „Dann musst du ihn anzeigen und ihn dem Gesetz und dem Richterspruch seines Schöpfers überlassen.“
    „Das Gesetz wird sich mit seinem Fall nicht befassen.“
    „Aber Gott. Wer ist der Mann?“
    Raymond war verwundert. „Was spielt das für eine Rolle?“
    „Gib Antwort, Lümmel.“
    „Thomas Mowbray, Vater. Der Duke of Norfolk.“
    Vater Bernard schwieg betroffen. Dann murmelte er: „Du bist in gefährliche Gewässer geraten, Söhnchen.“
    „Ja.“
    „Erzähl mir alles darüber.“
    Raymond hatte kein gutes Gefühl dabei. Aber in Wirklichkeit machte es ja nichts. Vater Bernard hatte eine Schweigepflicht, und er war alles andere als ein Intrigant. Er war ein wahrer Gottesmann. Also berichtete Raymond ihm von den Ereignissen im September, es erleichterte ihn auch tatsächlich. Vater Bernard lauschte aufmerksam,

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