Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
der Jugend ihn im Stich gelassen hatte und er steif und langsam geworden war. Hotspur Percy verbrachte viel Zeit an Henrys Hof, und wenn die beiden sich zu einem Übungskampf trafen, sammelten sich große Trauben von Zuschauern wie bei einem Turnier.
Bei einer dieser Gelegenheiten segelte Hotspur im hohen Bogen ins Gras, und während er fluchend auf die Füße kam, fing Raymond sein Pferd ein und brachte es ihm zurück.
Hotspur winkte ab. „Danke, mein Junge. Aber ich glaube, es reicht für heute. Von dieser Blamage muss ich mich erst erholen. Du kannst ihn wegbringen.“
Raymond verneigte sich und führte Hotspurs Rappen, einen Nachfahren des legendären Brutus aus der Zucht in Fernbrook, in die Stallungen. Henry saß ebenfalls ab und reichte seine Zügel einem Knappen. Zusammen mit Hotspur ging er zur Burg zurück.
Hotspur ließ die Schultern kreisen und schnitt eine Grimasse. „Der gute Mowbray kann einem fast leidtun.“
Henry lächelte grimmig, wies einen Pagen an, Wein für ihn und Bier für Hotspur zu bringen, und führte seinen Freund die Treppe hinauf in seine Privatgemächer.
Hotspur nahm einen tiefen Zug. „Mir scheint, du bist düsterer Stimmung.“
„Schon möglich.“
„Was ist es? Ich kann nicht glauben, dass du dir Sorgen wegen Mowbray machst.“
„Nicht wegen des Kampfes, nein.“
Hotspur lehnte sich leicht vor. „Henry, ist es wahr, was der geheimnisvolle Unbekannte in Windsor gesagt hat?“
„Du erwartest nicht im Ernst eine Antwort darauf, oder?“
„Das ist Antwort genug.“ Hotspur seufzte tief, und es schien für einen Moment, als wolle er noch etwas sagen. Doch dann wechselte er das Thema. „Was ist mit dem jungen Waringham? So ernst und still.“
Henry zuckte ungeduldig die Achseln. „Er wird noch lernen, sich unterzuordnen, ohne eine Tragödie daraus zu machen.“
„Hm. Meine starke Seite war das auch nie. Und deine ebenso wenig. Und Burton, sein Bruder?“
„Ich weiß nicht, was ich ohne ihn täte. Er macht Robin wirklich Ehre.“
Hotspur verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber eine Schwuchtel, heißt es.“
Henry war verblüfft. „Wie kommst du auf so etwas?“
„Oh, keine Ahnung. Sie erzählen es bei Hofe.“
Henry runzelte missbilligend die Stirn. „Anstelle des Königs würde ich solcherlei Gerede unterbinden, denn was das angeht, ist sein eigener Ruf nicht unbefleckt.“
„Und ich würde nicht mein letztes Hemd darauf wetten, dass das Getuschel über den König gänzlich unbegründet ist.“
Henry schauderte. „Darüber will ich lieber nichts wissen. Das Getuschel über den Earl of Burton ist jedenfalls genau das.“
„Tja, du musst es wissen.“
„Ja, ich weiß es.“
„Komm schon, sei nicht ärgerlich. Ich dachte, besser, du weißt, was man bei Hofe über deine rechte Hand sagt. In Anbetracht der Situation. Du bist sehr verwundbar, mein Lieber. Vielleicht solltest du gelegentlich mal wieder heiraten.“
Henry dachte an Anne und unterdrückte ein Seufzen. „Gelegentlich werde ich es tun. Wenn ich den Wunsch verspüre oder es dienlich ist für das Wohl Lancasters. Aber sicher nicht, um irgendwelchem widerwärtigen Hofklatsch zu begegnen. Das habe ich nicht nötig.“
Und damit war die Angelegenheit für Henry erledigt. Nicht so für Edward.
Mitte Juli ritten sie nach Rothwell, wohin Lancaster sie zur Jagd geladen hatte. Raymond wäre lieber in Leicester geblieben, denn ihm graute davor, seinem Vater unter die Augen zu treten, und ihm graute ebenso davor, die anderen zur Jagd reiten zu sehen und zurückbleiben zu müssen. Aber er hatte keine Möglichkeit, seine Wünsche zu äußern, und er hatte darüber hinaus wenig Hoffnung, dass Lord Henry ihnen entsprochen hätte.
Wie meistens war es eine kleine Jagdgesellschaft. Henry wurde von seinen Söhnen, Hotspur, Edward und einer Handvoll Knappen begleitet. Als sie ankamen, fanden sie Lancaster, Lady Katherine und ihre Kinder vor, ein paar vertraute Adlige und Ritter, darunter Robin und Leofric. Lancaster war gehobener Stimmung. Der Sommer fern vom Hofe hatte ihm gutgetan, er schien seine einstige Vitalität wiedererlangt zu haben. Er hatte zäh und trickreich mit den Schotten verhandelt, und er war zuversichtlich, das sie bald zu einer Einigung kommen würden. Ebenso zuversichtlich war er, dass der Mord an seinem Bruder durch den Zweikampf gerächt werden würde. Er hatte die Entscheidung des Königs mit großer Zufriedenheit aufgenommen. Er war selber sein Leben lang ein unermüdlicher
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