Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
und Robin wechselten einen Blick. Henry erhob sich, trat vor Raymond und schloss ihn kurz in die Arme. „Euer Auftrag hat sich als schwerer erwiesen, als wir dachten. Und als kummervoll. Ihr habt ihn gut gemeistert.“
Raymond strahlte.
Henry entließ ihn mit einem freundlichen Wink. „Reite nach Leicester und rühr dich nicht vom Fleck. Dein Bruder befehligt die Burg in meiner Abwesenheit, er wird dich sicher verwahren. Und Harry wird glücklich sein, dich zu sehen.“
Raymond verneigte sich tief und ging erleichtert hinaus.
„Thomas Mowbray“, murmelte Lancaster nach einem kurzen Schweigen. „Bittere, sehr bittere Zeiten kommen auf dich zu.“
„Was habt Ihr vor, Vater?“, fragte Henry beunruhigt.
„Ich?“ Lancaster zog eine Braue hoch, aber nicht mit seiner üblichen, spöttischen Lebhaftigkeit. „Ich gehe an die schottische Grenze, mein Sohn, und handele für meinen geliebten König einen neuen Waffenstillstand aus. Mowbray überlasse ich dir allein.“
Robin strich sich nachdenklich über den kurzen Bart. „Der König hat Mowbray zum Duke of Norfolk erhoben.“
Lancaster nickte grimmig. „Zum Dank für treue Mörderdienste.“
„Zugleich hat er Henry zum Duke of Hereford erhoben. Kein Zufall, würde ich sagen.“
Henry seufzte. „Ja. Beide waren wir Appellanten. Beide genießen wir jetzt die gleichen königlichen Gunstbeweise. Beide können wir auch ganz plötzlich fallen.“
„Dann wirst du sehr vorsichtig sein müssen“, sagte Lancaster leise, erhob sich abrupt und ging hinaus.
Waringham, Oktober 1397
Den Herbst verbrachte Robin in Waringham. Kaum war er eingetroffen, trieb es Mortimer fort. Dieser war inzwischen wieder ganz gesund und war vielleicht länger als nötig geblieben, weil er sich nicht von seiner Geliebten trennen konnte. Deren Mutter, die Mortimer bislang immer für brüsk und wegen ihrer seltsamen Ehe für ein bisschen wunderlich gehalten hatte, war eine große Überraschung gewesen. Während sie ihn gesund pflegte, machte sie ihn sich zum Freund.
Als er wieder bei klarem Verstand war, aufrecht im Bett sitzen und essen konnte, stattete sie ihm einen Besuch ab.
„Hier, Mortimer“, sie legte ein langes, in dunkles Tuch geschlagenes Bündel in seinen Schoß. „Ich war sicher, du willst es zurückhaben.“
Mortimer betrachtete die Form und wusste, was es war. Er warf Agnes einen kurzen Blick zu, stellte die Suppenschale achtlos beiseite und öffnete es. Die Scheide und die Verzierungen am Heft waren aufpoliert worden, ein fehlender Edelstein ersetzt. Das Heft glänzte dunkel. Mortimer zog das Schwert aus der Scheide. Es war gereinigt, geschwärzt und poliert worden, genau, wie sein Vater seine Schwerter immer bevorzugt hatte. Er fühlte die Schneide, und obwohl er ganz behutsam war, ritzte er sich die Haut am Daumen ein.
Er sah Agnes an. „Ist es nicht wunderschön?“
Sie lächelte schwach. „Wenn man für solcherlei Dinge etwas übrig hat, ja. Der Schmied in Calais verstand seine Kunst. Er sagte, es sei eine wertvolle Waffe. Die Scheide habe ich in Canterbury in Ordnung bringen lassen.“
„Warum?“, fragte er verständnislos.
„Warum nicht? Dein Vater war unbändig stolz darauf, als er es bekam. Jetzt solltest du stolz darauf sein.“
„Ja. Das bin ich, Madam.“
„Nenn mich nicht so. Das bin ich nicht.“ Sie drückte kurz seine Hand und stand auf. „Und jetzt muss ich gehen.“
„Danke, Agnes. Ich meine, für alles.“
„Keine Ursache. Ach ja, da fällt mir ein, Margery hat mit mir über dich gesprochen.“
„Sie hat was …?“
„Oh, sei nicht schockiert. Das wäre albern. Ich dachte, es beruhigt dich vielleicht zu wissen, dass ich einverstanden bin.“
„Bist du das?“
Sie nickte. „Ich weiß, dass du meinst, du musst mit Robin sprechen, weil er jetzt ihr Vormund ist. Tu es ruhig, wenn es dich drängt. Er wird es euch sowieso nicht abschlagen.“
Mortimer seufzte tief. „Vielleicht nicht. Aber mir graut so sehr davor, ihn um etwas zu bitten.“
Sie lächelte ihm zu und ging hinaus. Sie hatte eine besondere Schwäche für Mortimer, immer schon gehabt. Er war das, was sein Vater hätte werden können, wären die Umstände glücklicher gewesen. Liebend gern würde sie ihm ihre Tochter anvertrauen. Und sie wollte die Hoffnung einfach nicht aufgeben, dass es Robin und Mortimer eines Tages gelingen würde zu erkennen, wie sie in Wahrheit zueinander standen. Dass sie irgendwann aufhören würden, die Gegenwart mit der Vergangenheit zu
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