Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
verstreichen, während ich fort bin. Vermutlich wirst du ein Mann sein, wenn ich wiederkomme.“
Harry spürte neue Tränen aufsteigen und würgte sie mühsam hinunter. „Es … es ist so furchtbar lange.“
„Nein. Das erscheint dir nur so, weil du noch so jung bist. Und jetzt zeig mir ein Lächeln. So ist gut. Gott schütze dich.“
Er küsste ihn auf die Stirn und saß auf. Neben seinem Vater ritt er aus der Burg, ohne sich noch einmal umzusehen.
„Ich hasse den König“, murmelte Harry, während er dem beinah gespenstischen Reiterzug nachsah, der langsam mit dem Nebel im Tal verschmolz.
Raymond betrachtete seinen Schützling nachdenklich, legte eine Hand auf seine Schulter und führte ihn in den nahen Pferdestall.
„So etwas solltest du lieber nicht sagen, weißt du. Das wäre deinem Vater ganz und gar nicht recht.“
„Und wenn schon. Mein Vater geht ins Exil, er kann mich nicht hören. Und warum soll ich die Wahrheit nicht aussprechen? Ich hasse den König!“
Raymond verdrehte ungeduldig die Augen, holte aus und ohrfeigte ihn hart. „Es kann böse Folgen haben, darum.“
Harry hielt sich betreten die Wange. „Was fällt dir ein …“
„Vielleicht fängst du jetzt mal an nachzudenken.“
„Worüber?“
„Wie heikel unsere Lage ist, und wie vorsichtig wir sein müssen. Du kannst es dir nicht leisten, den König zu hassen. Niemand kann sich das leisten, aber du am allerwenigsten. Du darfst es nicht nur nicht sagen, du darfst es nicht einmal denken. Du weißt nie, wer dich sieht. Man kann leider immer ziemlich mühelos ahnen, was in deinem Kopf vorgeht, du bist so hoffnungslos ehrlich. So, und ich schätze, jetzt sollten wir uns ein Frühstück besorgen. Danach sieht die Welt bestimmt schon ganz anders aus.“
Harry schlenderte neben ihm her über den schlammigen, verwaisten Innenhof. „Du meinst also, der König ist noch nicht fertig mit uns, ja?“, fragte er leise.
Raymond hob seufzend die Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Ich kann dir nur sagen, was mein Vater denkt, und er liegt meistens richtig.“
„Und? Was denkt er?“
„Dass der König sich deinen Vater vom Hals geschafft hat, weil er ihn fürchtet. Verglichen mit Gloucester ist dein alter Herr glimpflich davongekommen, nicht wahr? Trotzdem. Richard weiß, dass dein Großvater ihm noch zur Seite stehen würde, wenn der Schlund der Hölle sich vor ihm auftäte, aber er fürchtet sich vor der Macht Lancasters, weil es ein Königreich im Königreich ist. Er wird dich und uns alle im Auge behalten. Und jetzt, wo dein Großvater sich aus der Politik zurückgezogen hat und dein Vater im Exil ist, sagt mein Vater, jetzt werden wir alle erst herausfinden, wie schlimm Richard wirklich ist.“
Eltham, Oktober 1398
Sie waren kaum in Eltham eingetroffen, als das Unvermeidliche geschah. Robin und Mortimer begegneten sich auf dem Weg zur Kapelle, als die Vesperglocke läutete. Sie blieben in dem zugigen Korridor stehen und starrten einander fasziniert an. Mortimer war an den Schläfen ergraut, aber sein Haar war nicht ausgegangen, wie Robin insgeheim gehofft hatte. Seine Erscheinung war stattlicher denn je. Er kleidete sich nicht mehr so grell und auffällig wie früher, sondern wirkte seriös, beinah distinguiert, und die grauen Strähnen und die Falten um die Augen verliehen ihm eine Autorität, die er früher niemals ausgestrahlt hatte.
Mortimer lächelte schwach. „Da kommt mein treuester und ältester Feind. Ich hoffe, ich habe dir gefehlt?“
„Wie ein Eitergeschwür.“ Aber in Wahrheit hatte Robin ihn vermisst, auf eine kranke, perverse Art.
„Tja, so ist das Leben. Der eine geht ins Exil, der andere kommt zurück.“
Robin hob gleichmütig die Schultern. „Fortunas Launen.“
„Haben dich anscheinend wieder einmal gänzlich verschont. Du siehst blendend aus. Offenbar sind meine Frau und meine Besitztümer dir gut bekommen.“
„Mortimer, ich habe keine Lust, dir schon wieder zu erklären, wie die Besitzverhältnisse sich darstellen. Warum können wir nicht einfach aufhören?“
„ Aufhören ? Jetzt da ich gerade Aufwind bekomme, nachdem es über zehn Jahre so finster für mich aussah? Nein. Gib dich keinen trügerischen Hoffnungen hin.“
Robin nickte. „ Bonne Chance . Das wirst du wirklich brauchen, wenn du mir Waringham noch einmal stehlen willst.“
Er wandte sich ab.
„Warte!“ Mortimer machte einen Schritt auf ihn zu, und das höhnische Lächeln, das Robin beinah für ein Anzeichen beginnender
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