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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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frenetisch, die mutigeren sprangen ihn an und schnappten nach seinen langen, wohlgeformten Läufen.
    „Weiß“, murmelte Raymond neben Robin aufgeregt. „Er ist schneeweiß. Ich dachte, das gäbe es nur im Märchen …“
    Harry und Lancaster hatten Pfeile eingelegt und zielten.
    Robin drückte Hector leicht die Fersen in die Seiten und ritt zwei Längen vor. „Lasst ihn leben.“
    Lancaster ließ den Bogen sinken. „Oh, Robin, das kann nicht Euer Ernst sein.“
    „Es ist Winter. Mein Vater hat mir beigebracht, im Winter dürfe man keine Hirsche jagen.“
    „Aber der Wald ist voll davon.“
    „Trotzdem. Lasst ihn leben. Es bringt Unglück, einen weißen Hirsch zu töten, jeder weiß das.“
    „Ach, aber wir Plantagenets sind unbelehrbar abergläubisch, ja? Hörte ich Euch das nicht kürzlich sagen?“
    Robin grinste reumütig. „Und wenn schon. Ich bitte Euch dennoch um sein Leben. Er ist so schön.“
    Lancaster lachte leise. „Gentlemen, lasst ab von dem Gehörnten. Waringham glaubt, es sei einer der alten Götter. Und weil heute sein Geburtstag ist, wollen wir seinem Kinderglauben nachgeben.“
    Robin nahm den Spott und das gutmütige Gelächter gerne in Kauf. Kaum verstand er seine Erleichterung, als der Hundeführer die Meute zurückpfiff. Der weiße Hirsch betrachtete sie alle mit gelassenem Hochmut, als sei es ihm gleich, ob er lebte oder stürbe. Dann senkte er den Kopf mit dem wundervollen Geweih und überschritt den eiligen Bach. Er hatte sie nur zum Narren gehalten, in Wahrheit fürchtete er sich nicht vor dem eisigen Wasser. Am anderen Ufer blieb er noch einmal stehen, zeigte ihnen sein prächtiges Profil wie zum Trotz und sprang dann lautlos davon.
    Robin atmete tief durch. „Gott sei Dank.“
    „Also ehrlich, manchmal kann ich dich wirklich überhaupt nicht verstehen“, brummte Raymond.
    Robin wandte sich zu ihm um und lächelte. „Es tut mir leid, wenn ich dich in Verlegenheit bringe.“
    Raymond schnitt eine Grimasse. „Ich wette, dir ist es völlig gleich, wenn du mich in Verlegenheit bringst.“
    „Mein armer Sohn. Ich fürchte, du hast recht. Ich bin alt genug, um mir ein paar Schrullen leisten zu können.“
    Lancaster ritt zu ihnen herüber. „Lass dir nichts einreden, Raymond. Mit Alter hat es nichts zu tun. Er war immer schon so. Kommt. Lasst uns zurückreiten. Es ist eisig. Und ein bisschen unheimlich.“
    „Aber Großvater“, protestierte Harry. „Es ist nicht einmal Mittag!“
    Lancaster machte eine einladende Geste. „Bitte, du und Raymond und wer immer sich euch anschließen will mag weiterjagen. Aber meine alten Knochen werden kalt, ich gebe es für heute auf. Und ich weiß, wer gerne mit mir umkehren wird“, schloss er mit einem boshaften Lächeln in Robins Richtung.
    Robin nickte ungerührt. „Warum sollte ich gerade heute damit anfangen, von Eurer Seite zu weichen, Mylord.“
    Sie wendeten die Pferde und ließen die Jäger zurück. Der Schnee knirschte leise unter den Hufen, Dampf stieg von den Flanken der Pferde auf. Sie ritten einträchtig unter den kahlen, verschneiten Ästen entlang, und Robin dachte lächelnd an den gewaltigen, königlichen Hirsch.
    Als könne er seine Gedanken lesen, sagte Lancaster: „Es war das zweite Mal, dass ich einen gesehen habe.“
    „Wann war das erste Mal?“
    „Oh, es muss wenigstens hundert Jahre her sein. Auf der Jagd in Epping Forest, am Tag meines Ritterschlages. Die anderen ließen mir den Vortritt, und ich habe ihn erlegt. Ich … habe es bedauert. Ich wollte ihn nicht töten. Ich dachte genau wie Ihr, dass man einen weißen Hirsch nicht anrühren sollte. Es war ein seltsam heftiges Gefühl. Aber …“
    Er brach unvermittelt ab. Robin wandte den Kopf, um festzustellen, warum er nicht fortfuhr, und erschrak über Lancasters eigentümlich gekrümmte Haltung. Der Herzog hielt die Zügel in der Rechten, der linke Arm war unter dem dicken, pelzgefütterten Mantel verborgen.
    „Was fehlt Euch, Mylord?“
    Er winkte ungeduldig ab. „Vielleicht … sollten wir uns etwas beeilen. Wenn ich falle, bringt mich nach Hause.“
    Aber er fiel nicht. Er wurde gänzlich still und beugte seinen Oberkörper immer weiter vor. Hin und wieder fuhr er leicht zusammen.
    „Habt Ihr Schmerzen?“
    Er lächelte gallig. „Kaum …“
    Robin nahm ihm die Zügel aus den kraftlosen Fingern. „Es ist nicht mehr weit.“
    „Gut.“
    Im Burghof angekommen, hielt er Robin mit einem finsteren Blick davon ab, ihm vom Pferd zu helfen. Er schaffte es

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