Das Lächeln der Frauen
Café des
Éditeurs und erzählte ihm von Aurélie Bredin und all den sonderbaren Verwicklungen,
die mein Leben in den letzten Wochen genommen hatte.
Eigentlich
warteten wir auf Sam, der zusammen mit Adam angereist war, doch der Zahnarzt
war noch zum Champ de Mars gefahren, um dort beleuchte Miniaturausgaben des
Eiffelturms für seine Kinder zu ergattern.
»Oh boy«, sagte
Adam, als ich ihm von meinem Abend in der Coupole und den fingierten Anrufen
von Silvestro berichtet hatte. »Du bewegst dich auf dünnem Eis, das ist dir
hoffentlich klar. Kannst du nicht ein bißchen weniger lügen?«
»Sagt
wer?« entgegnete ich. »Wenn ich dich noch einmal daran erinnern darf- diese
ganze Sache mit dem Pseudonym und dem Autorenphoto war deine Idee!« Es war ungewohnt
für mich, meinen sonst so unerschütterlichen Freund beunruhigt zu sehen.
»Hey,
Adam, was ist los?« fragte ich. »Sonst sagst du mir bei jeder Gelegenheit, daß
ich mir nicht ins Hemd machen soll, und jetzt spielst du den Moralapostel.«
Adam
hob beschwichtigend die Hand. »Schon gut, schon gut. Aber vorher war es etwas
Professionelles. Jetzt bekommt die ganze Sache einen so persönlichen Touch.
Das
gefällt mir nicht.« Er trommelte mit den Fingern auf seiner Armlehne herum.
»Ich halte das für gefährlich, mein Lieber, ehrlich. Ich meine, sie ist eine Frau, Andre. Sie hat Gefühle. Was meinst du, was passiert, wenn sie
herauskriegt, daß du sie an der Nase herumgeführt hast? Sie bewußt getäuscht
hast. Nachher macht das Mädchen einen Riesenwirbel, kommt in den Verlag und
heult bei Monsieur Monsignac rum oder so - und dann kannst du echt einpacken.«
Ich
schüttelte den Kopf. »Mein Plan ist absolut wasserdicht«, sagte ich. »Aurélie
wird niemals die Wahrheit erfahren, es sei denn, du sagst ihr was.«
Ich
hatte seit meinem Abend in der Coupole genug Zeit gehabt, um zu
überlegen, wie ich weiter vorgehen würde. Und ich hatte beschlossen,
Mademoiselle Bredin in absehbarer Zeit einen weiteren Brief von Robert Miller
zukommen zu lassen, in dem dieser einen Termin für das gemeinsame Abendessen im Temps des Cerises vorschlagen würde. Ich wußte auch schon genau, wann dieser
Termin sein würde: an Aurélie Bredins Geburtstag.
Doch
diesmal mußte der Brief direkt aus England kommen. Und deswegen hatte ich Adam
gebeten, ihn auf die Lesung mitzunehmen und in London in einen Briefkasten zu
werfen. Warum Robert Miller dann letztlich doch wieder nicht kommen würde,
darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich wußte nur, daß ich an
diesem Abend aus irgendeinem noch zu erfindenden Grund zur Stelle sein würde.
Und auf jeden Fall war mir klar, daß die neuerliche Absage, die sehr
kurzfristig erfolgen würde, dieses Mal nicht von mir übermittelt werden konnte.
Das
wäre dann doch zu auffällig gewesen.
Als
ich jetzt mit Robert Millers englischem Agenten in dem Café-Restaurant saß, wo
sich Lektoren und Verleger gerne trafen, um vor den Bücherregalen an den Wänden
über hohe und weniger hohe Literatur zu sprechen, schoß mir eine Idee durch den
Kopf, die mir immer besser gefiel. Doch sie mußte erst noch etwas ausgefeilt
werden, damit Adam Goldberg mitspielte. Also hielt ich den Mund und hörte mir
die Bedenken meines Freundes an.
»Was
ist, wenn die Kleine von der Lesung erfährt und hinkommt? Wir können meinen
Bruder jetzt nicht auch noch in deine amourösen Lügengespinste einweihen, das
wird zu kompliziert. Sam hatte schon ein Problem damit, seiner Frau den wahren
Grund für seine Parisreise nicht doch zu erzählen.« Er sah mich an. »Und bevor
du jetzt fragst - nein, er hat sich den Bart nicht abgenommen. Meine Schwägerin
findet den Bart nämlich ganz toll. Nachher denkt sie noch, er hätte eine
Geliebte, und das wollte Sam nicht riskieren.«
Ich
nickte. »Okay, geschenkt. Im Grunde ist ja auch nichts dabei, wenn ein Autor
sich einen Bart wachsen läßt, oder? Aber er darf sich nicht verplappern. Er hat
keine Frau. Er lebt nämlich alleine mit seinem kleinen Hund Rocky - du erinnerst
dich? - in seinem blöden Cottage.«
(Auf
die Erfindung von »Rocky« war Adam besonders stolz gewesen, als wir damals die
Autorenvita verfaßten. »So ein süßer kleiner Hund zieht immer«, hatte er
gesagt. »Darauf fliegen die Frauen!«)
»Das
kannst du ihm gleich alles selbst noch mal erzählen«, gab Adam zurück und sah
auf die Uhr. »Wo bleibt er überhaupt?«
Wir
sahen beide automatisch zur Tür, aber Sam Goldberg ließ sich Zeit. Adam
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