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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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erstaunlich gut) und uns
zu fragen, ob wir unseren Geburtstag auch schon einmal in der Coupole gefeiert
hätten (»Das sollten Sie aber unbedingt mal tun, es ist immer ein großer
Spaß!«). Dann wollte sie unsere Geburtstage wissen (auf diese Weise erfuhr ich
immerhin, daß Aurélie Bredin in ungefähr zwei Wochen Geburtstag hatte, nämlich
am sechzehnten Dezember) und klatschte entzückt in ihre kleinen Hände.
    »Zweiter April
und sechzehnter Dezember«, wiederholte sie. »Ein Widder und ein Schütze. Zwei
Feuerzeichen - das paßt hervorragend zusammen!«
    Ich kannte
mich mit Astrologie nicht besonders aus, aber in diesem Punkt gab ich ihr
natürlich gerne recht. Mrs. Dinsmore selbst war am letzten Tag des
Sternzeichens Skorpion geboren, wie sie uns einen Augenblick später wissen
ließ. Und Skorpionfrauen waren gleichermaßen geistreich und gefährlich.
    Das Coupole leerte sich allmählich, nur an unserem kleinen Tisch wurde immer noch
gefeiert, getrunken und gelacht, und Mrs. Dinsmore hatte ganz offensichtlich
eine ihrer Sternstunden.
    »Genau an
diesem Tisch hier - oder war es der da drüben? - na, ist ja auch egal, habe ich
mit Eugène gesessen und meinen Geburtstag gefeiert«, schwärmte Mrs. Dinsmore
gerade, als einer der Kellner uns Champagner nachschenkte.
    »Eugène wer?«
fragte ich nach.
    »Ionesco
natürlich, wer sonst«, erwiderte sie ungeduldig. »Ach, er war wirklich unbeschreiblich
komisch manchmal - nicht nur in seinen Stücken! Und nun liegt er auf dem
Montparnasse, der Ärmste! Aber ich besuche ihn ab und zu.« Sie kicherte
versonnen. »Ich erinnere mich noch genau - an diesem Abend, leider habe ich
vergessen, der wievielte Geburtstag es war, passierte es zwei Mal - können Sie
sich das vorstellen? Zwei Mal ... ! « Sie sah uns aus ihren
kleinen dunklen Äuglein an, die wie zwei Knöpfe glänzten, »... daß ein
ungeschickter Kellner Rotwein über das hellgraue Jackett von Eugène schüttete.
Und wissen Sie, was er sagte? Er sagte: ›Das macht gar nichts. Wenn ich es
recht bedenke, hat mir die Farbe von diesem Anzug noch nie so richtig gefallen!‹«
Mrs. Dinsmore warf ihren Kopf zurück und lachte in den höchsten Tönen, und die
kleine Feder auf ihrem Kopf wippte, als ob sie gleich davonfliegen würde.
    Nach diesem
kleinen Ausflug in das private Leben von Eugène Ionesco, der so sicherlich in
keiner Biographie zu finden war, wandte Mrs. Dinsmore sich wieder mir zu.
    »Und Sie,
junger Mann? Was schreiben Sie? Aurélie sagte mir, Sie seien Schriftsteller!  Ein wunderbarer Beruf«, fügte sie hinzu, ohne meine Antwort abzuwarten.
»Ich muß sagen, Schriftsteller fand ich immer noch eine Spur interessanter
als Schauspieler oder Maler.« Dann beugte sie sich zu Aurélie herüber, und ihr
roter Mund war ganz nah an Mademoiselle Bredins niedlichem Ohr, das, wie ich
erst jetzt bemerkte, ein kleines bißchen abstand, und sagte: »Kindchen, der ist
genau der Richtige.«
    Aurélie schlug
sich vor Lachen die Hand vor den Mund, und ihr plötzlicher Heiterkeitsausbruch
verwirrte mich ebenso wie der Umstand, daß die alte Dame mich für einen
Schriftsteller hielt, aber - verdammt, ich war ja Schriftsteller, wenn
auch kein großer Literat, und außerdem war ich vor allem der Richtige. Und so
stimmte ich befreit in das Gelächter der beiden Damen ein.
    Mrs. Dinsmore
hob ihr Glas. »Wissen Sie was? Sie sind mir sehr sympathisch, mein Junge«, erklärte
sie großzügig und klopfte mir mit ihren Händen, an denen sie Ringe mit
auffallend großen Steinen trug, auf mein Hosenbein. »Sagen Sie einfach Liz zu
mir.«
    Und als »Liz«,
Mademoiselle Bredin und ich ein halbe Stunde später als die letzten Gäste und
unter mehrfacher herzlicher Verabschiedung der Kellner die Coupole verließen,
um uns ein Taxi zu teilen, das - so bestimmte es Mrs. Dinsmore (»Ich habe
Geburtstag und ich zahle das Taxi, das wäre ja noch schöner!«) - zunächst
Mademoiselle Bredin, die, wie auch Mrs. Dinsmore, während der Fahrt neben mir
saß (ich wurde zwischen die Damen platziert) und ab und zu ihren Kopf mit den
duftenden Haaren gegen meine Schulter fallen ließ, dann mich und als letztes
das Geburtstagskind, das irgendwo im Marais wohnte, absetzte, mußte ich
zugeben, daß dieser Abend anders ausgegangen war, als ich es mir erhofft hatte.
    Doch es war
ohne Frage einer der lustigsten Abende gewesen, die ich jemals erlebt hatte.
     
    Eine Woche später saß ich am
Sonntag nachmittags mit Adam Goldberg in den roten Ledersesseln des

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