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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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Kleidung gab wenig Aufschluss. Der Schlafende lag unter einer leichten Pferdedecke und auch die beiden anderen hatten sich, obwohl es ein schöner Herbsttag war, ihre Decken um die Schultern gelegt. Der eine war groß und kräftig gebaut, mit dichtem schwarzem Haar, doch seiner Stimme nach schien er noch recht jung zu sein. Das Haar des anderen, der seinem Gefährten im Körperbau nur wenig nachstand, färbte sich bereits rundum grau und sein voller Bart schimmerte silbrig. Das erinnerte Lothiel an Meister Cennan, den Kesselflicker. Sie lächelte, bis ihr einfiel, wie schlecht es um die Grenzfeste stand. Schnell konzentrierte sie sich wieder auf die Männer vor ihr.
    »Weißt du, wie weit ist zu gehen es noch?«, fragte der mit der jungen Stimme.
    »Nicht genau. Aber es wird einige Tage brauchen schon noch. Und nun lass mich schlafen endlich. Wir haben einen weiten Weg hinter uns. Und viele Anstrengungen werden folgen noch.«
    Der Mann hatte eine angenehm weiche Stimme.
    »Du bist der Jüngste eben nicht mehr«, antwortete der Schwarzhaarige lachend. »Dabei sitzen herum wir schon viel zu lang hier. Ich wünschte, es würde gehen endlich weiter.«
    »Wenn wir den ganzen Weg hinter uns gebracht haben, wirst du wünschen, du hättest sitzen bleiben können hier.«
    Einen Moment herrschte Schweigen. Dann begann der erste ein leises Lied zu summen.
    Nach allem, was sie erlebt hatte, erschien Lothiel diese kleine Gruppe, die aus einem fernen Land kommen musste, so friedlich. Fast war es, als sei die Belagerung der Grenzfeste nur eine Geschichte gewesen, die sich Rochon erdacht hatte, um seine Zuhörer zu erschrecken. Und selbst der Überfall am Morgen kam ihr beinah wie ein Traum vor. Doch es war kein Traum gewesen. Der Krieg schlich sich unaufhaltsam und mit furchtbarer Geschwindigkeit in das Land und diese drei hier ahnten nichts davon.
    Lothiel wollte gerade aufstehen, da trat ein Mann aus dem Gebüsch, das den Blick auf die Straße verwehrte. Has tig duckte sie sich zurück.
    Der Mann trug dunkles Leder, auf der Brust eine rote Faust. Sein Gesicht war hinter einer grausamen Maske verborgen, die, wie Lothiel jetzt erkannte, ebenfalls aus Leder und der vordere Teil eines eisernen Kopfschutzes war.
     
    »He, Wraca, warum verlässt du deinen Posten?«, fragte der Grauhaarige.
    »Hunger«, antwortete der Maskierte und bückte sich nach einem Beutel, in dem offenbar etwas zu essen aufbewahrt wurde.
    »Soll ablösen ich dich jetzt?«, fragte der Junge und sprang auf. Dabei fiel die Decke von seinen Schultern. Auch er trug lederne Kleidung, die auf dem Rücken mit der roten Faust gezeichnet war.
    »Nein.«
    »Ich kann leisten dir auch Gesellschaft.«
    »Lass, Quaer. Schlaf lieber.« Damit drehte sich Wraca um und wollte wieder zwischen den Büschen verschwinden.
    »Ist nichts los auf der Straße?«, wollte der Grauhaarige wissen.
    »Wenig.« Wraca drehte sich gar nicht um. »Niemand aus Iden.«
    »Können überfallen wir nicht doch Leute, die wollen nach Iden, Drugon?«, fragte Quaer, als der Posten verschwunden war.
    »Der Befehl lautet: Alle rein-, niemand rauslassen!«
    Der Junge grummelte ein wenig vor sich hin, setzte sich aber wieder.
     
    Lothiel war erschrocken, welch schlimmen Fehler sie beinah begangen hätte. Doch sie spürte auch die Wut und den Hass in sich wachsen. Dies war der Feind. Zwar hatte sie sein schreckliches Angesicht nicht sofort erkannt, doch spätestens die letzten Sätze hatten es umso deutlicher gemacht: Da saßen grausame Kreaturen in Menschengestalt, die nichts als Tod und Verderben brachten. Einen Moment dachte sie an ihren Bogen. Doch der Feind war zu viert. Sie konnte nichts tun, als ihm auf lange Sicht die Pläne zu durchkreuzen. Vielleicht konnte sie noch etwas erfahren, was ihr dabei helfen würde. Denn eines war ihr jetzt klar: Der Feuermeister unternahm alles, um Nachrichten über sein Eindringen nach Laindor so lange wie möglich von Arminas und der Königin fernzuhalten.
    »Was glaubst du, Drugon? Wird einnehmen Gashbaas die Grenzburg bald?«
    »Du kannst Fragen stellen, Quaer. Natürlich. Zweifelst du an der Macht des großen Hexers etwa? Wahrscheinlich hat er sie überrannt schon längst.«
    War Gashbaas ein anderer Name für Naurhir, den Feuermeister? War die Grenzfeste noch gar nicht gefallen? Hatte Naurhir sein Heer aufgeteilt?
    »Ich wäre gewesen so gern dabei. Es muss gegeben haben dort eine tolle Schlacht. Aber wir müssen rennen wie Bubug vorneweg jede Nacht. Wir durften

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