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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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Blau erwartet und den langen Weg durch die Straßen zum Palast begleitet. Die Männer trieben zur Eile, doch selbst die wenigen Eindrücke, die Lothiel erhaschen konnte, ließen sie wünschen, eines Tages gemächlich über die baumbestandenen Grünflächen oder zwischen den festlich geschmückten Bürgerhäusern hindurch zum Markt zu spazieren, ohne die offensichtliche Aufmerksamkeit, die ihr jetzt zuteil wurde.
     
    Der Palast thronte auf einem Hügel über der Stadt. Geschützt wurde er durch zwei Mauerringe, einen am Fuß des Hügels und einen am Ende der Steigung. Der breite Streifen dazwischen diente den Palastbewohnern als weitläufiger Park. Innerhalb des zweiten Mauerrings fanden sich Ställe, Werkstätten, Wohn- und Wachgebäude. Doch wie schon in der Stadt mit ihren schnurgeraden Straßen und Wegen wirkte alles viel aufgeräumter als in der Grenzfeste. Es schien, als seien alle Gebäude nach einer Ordnung, einem festgelegten Plan erbaut worden, sodass sie sich stimmig in das Gesamtbild fügten. Rechts gab es einen freien Platz, auf dem ein großes und prunkvolles Haus der Bräuche stand. Doch selbst dieses wurde überragt von dem eigentlichen Palast, der den Mittelpunkt des inneren Mauerrings darstellte. Er bestand aus vier riesigen Türmen an den Ecken des rechteckigen Hauptgebäudes und Lothiel schien es von unten, als ragten ihre roten Kuppeln bis weit über die Wolken hinaus. Auch der mächtige Bau zwischen den Türmen trug ein leuchtend rotes Dach über drei Reihen hoher, nach oben spitz zulaufender Fenster. Die großen gleichmäßigen Steine, aus denen der gesamte Bau und die Türme errichtet waren, schimmerten hell, fast weiß, mit zierlichen rotgoldenen Einschlüssen.
    Links des Palastes sah sie einen ähnlich weiten Platz wie auf der rechten Seite, nur dass hier aus dunklen Ziegeln ein einzelner niedriger Turm mit einer runden Grundfläche erbaut war, dessen Funktion Lothiel nicht erraten konnte.
    Ein Mann der Garde führte sie durch lange, lichte Gänge, deren Wände gegenüber den Fenstern mit bunten Teppichen und Bildern behängt waren, und brachte sie in einen Saal, der im hinteren Teil des Palastes lag. Die Decke wur de von mächtigen weißen Säulen getragen, zwischen denen respekteinflößende Standbilder wachten. Im Saal waren viele Menschen anwesend, schön und reich bekleidet, und alle traten beiseite, als der Gardist Lothiel zum Thron gelei tete, der am Ende des hohen Raumes stand und aus Elfenbein gefertigt war. Seine Rückenlehne endete in einem auf recht stehenden, kunstvoll geschnitzten Bogen. Lothiel erinnerte sich: Die Waffe gehörte zum Wappen der Königin.
     
    Lothiel war aufgeregt. Sie wusste nicht, wie man sich einer Königin gegenüber verhielt. Doch ihr wurde noch rechtzeitig bewusst, dass man einer solch hohen Persönlichkeit seine Demut zeigen musste, und so kniete sie vor dem Thron nieder. Königin Araniel erhob sich. Sie sah noch erstaunlich jung aus, wenn man bedachte, dass sie es gewesen war, die Laindor vor zwanzig Jahren in den Grenzkriegen zum Sieg geführt hatte, nachdem ihr Vater gefallen war. Sie trug ein seidenes hellblaues Kleid, das gleichwohl schlicht geschnitten war und an der schmalen Taille von einem breiten silbernen Gürtel gehalten wurde. Silbern war auch der Reif, der allein ihr goldenes Haar zierte, das ihr offen über die Schultern fiel.
    »Wir haben dich erwartet«, sagte sie, nachdem sie Lothiel eine Weile betrachtet hatte. »Knie nicht vor mir, sondern begleite mich und meine Berater, damit wir die schrecklichen Neuigkeiten aus deinem Mund erfahren. Denn ich fürchte, wir müssen schnell handeln.«
    Die Königin nahm Lothiel an der Hand und führte sie in einen Nebenraum. Einige Männer folgten ihnen. In der Mitte des Raumes hatte man auf einem Tisch eine große Karte Laindors ausgebreitet. Lothiel staunte, als sie sich ein wenig zurechtgefunden hatte, welche Ausmaße das Land hatte. Acht Tage war sie geritten, um nach Arminas zu gelangen, und müsste doch noch einmal mehr als diese Strecke zurücklegen, um das Meer und damit die westliche Grenze des Königreichs zu erreichen. Weiter noch zog sich das Land nach Norden und Süden. Und viele der Nachbarreiche waren mit Laindor verbündet oder ihre Herrscher erkannten Araniel gar als Hochkönigin an. Als Lothiel in die Runde der edlen und aufrechten Männer blickte, als sie das aufmunternde Lächeln der mächtigen Herrscherin sah, da schwand ihre Sorge um das große Land Laindor. Niemand konnte diese

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