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Das Laecheln der Sterne

Das Laecheln der Sterne

Titel: Das Laecheln der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Ton, dass Jean ihr einen neugierigen Blick zuwarf. Plötzlich hatte Adrienne das Bedürfnis, allein zu sein, und trank ihren Tee aus.
    »Entschuldige bitte, Jean«, sagte sie und gab sich Mühe, ihrer Stimme einen natürlichen Klang zu verleihen, »aber ich möchte mich gern zurückziehen. Ich bin sehr müde, und morgen habe ich eine lange Fahrt vor mir. Es freut mich, dass es eine schöne Hochzeit war.«
    Jean zog die Augenbrauen ein wenig in die Höhe, weil ihre Freundin den Abend so abrupt beendete.
    »Oh ... also gut. Danke noch mal«, sagte sie. »Und gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Adrienne spürte, wie Jeans verunsicherter Blick ihr folgte, als sie die Treppe hinaufstieg. Sie schloss die Tür zu dem blauen Zimmer auf, zog sich aus und legte sich ins Bett, nackt und allein.
    Der Geruch von Pauls Haut hing noch an dem Kissen und den Laken, und Adrienne fuhr sich gedankenverloren mit den Fingern um ihre Brüste, schmiegte sich in den Geruch und widerstand dem Schlaf, so lange es ging. Am nächsten Morgen 156
    stand sie auf, machte sich eine Kanne Kaffee und ging noch einmal zum Strand.
    In der halben Stunde, die sie draußen war, begegneten ihr zwei Paare. Ein Wetterwechsel hatte wärmere Luft zu der Insel gebracht, und Adrienne wusste, dass er im Laufe des Tages noch mehr Menschen an den Strand locken würde.
    Inzwischen war Paul wahrscheinlich in der Klinik angekommen, und sie hätte gern gewusst, wie es dort war. Sie hatte eine Vorstellung, ein bestimmtes Bild, das ihr vielleicht aus einer Sendung im Fernsehen haften geblieben war – eine Reihe grob gezimmerter Hütten, dahinter der Dschungel, tiefe Reifenspuren in der unbefestigten Straße davor, exotische Vögel, die im Hintergrund lärmten –, aber sie bezweifelte, dass dieses Bild der Wirklichkeit entsprach. Sie fragte sich, ob Paul schon mit Mark gesprochen hatte und wie ihr Wiedersehen verlaufen war und ob Paul, so wie sie auch, immer wieder an das Wochenende dachte.
    Schließlich kehrte sie ins Haus zurück. In der Küche war niemand. Die Zuckerdose stand offen neben der
    Kaffeemaschine und daneben eine leere Tasse. Aus dem Obergeschoss vernahm Adrienne ein schwaches Summen.
    Sie ging dem Klang nach und stellte fest, dass die Tür zu dem blauen Zimmer einen Spalt offen stand. Sie stieß sie auf.
    Jean beugte sich gerade über das Bett und schlug den letzten Zipfel eines frischen Lakens um die Matratze. Die gebrauchten Laken, die, in denen Adrienne mit Paul gelegen hatte, lagen zusammengebündelt auf dem Boden.
    Adrienne starrte auf die Laken. Sie wusste, dass es lächerlich war, jetzt zu weinen, aber ihr wurde plötzlich bewusst, dass mindestens ein Jahr vergehen würde, bis sie Paul Flanners Haut wieder riechen würde. Sie atmete tief ein und versuchte, einen Aufschrei zu unterdrücken.
    Bei dem Geräusch drehte sich Jean überrascht und mit fragendem Blick um.
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    »Adrienne? Was ist mir dir?«
    Doch Adrienne brachte kein Wort über die Lippen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und ahnte, dass sie von nun an jeden einzelnen Tag bis zu Pauls Rückkehr auf dem Kalender ausstreichen würde.

    »Paul ist in Ecuador«, sagte Adrienne. Ihre Stimme war erstaunlich fest.
    »In Ecuador«, wiederholte Amanda. Sie klopfte mit den Fingern auf den Tisch und sah ihre Mutter an. »Warum ist er nicht zurückgekommen?«
    »Das ging nicht.«
    »Warum nicht?«
    Anstelle einer Antwort nahm Adrienne den Deckel von dem Karton. Sie griff hinein und zog ein Blatt Papier heraus, das in Amandas Augen aussah, als wäre es aus einem Ringbuch gerissen worden. Es war gefaltet und im Laufe der Jahre vergilbt. Amanda sah, dass der Name ihrer Mutter auf der Vorderseite stand.
    »Bevor ich das erzähle«, sprach Adrienne weiter, »möchte ich deine andere Frage beantworten.«
    »Welche andere Frage?«
    Adrienne lächelte. »Du hast gefragt, ob ich mir sicher sei, dass Paul mich geliebt hat.«
    Adrienne schob Amanda das Blatt über den Tisch zu. »Das hat er mir an dem Tag, als er abfuhr, geschrieben.«
    Amanda zögerte für einen Moment, dann nahm sie das Blatt und faltete es auf. Sie begann zu lesen, während ihre Mutter still am Tisch saß.

    Liebe Adrienne,
    als ich heute Morgen aufwachte, lagst du nicht neben mir. Ich weiß, warum du früher aufgestanden bist, trotzdem wünschte ich mir, du wärst geblieben. Das ist egoistisch – und 158
    vermutlich einer der wenigen Charakterzüge, die ich beibehalten habe, eine Konstante in meinem Leben.
    Wenn du dies liest, heißt das,

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