Das Lächeln der toten Augen
Blick auf die Postkarte. »Was ist das bloß für ein Spinner.«
»Ich glaube, Halbermann will, dass niemand seinen Zufluchtsort in Dänemark kennt.«
»Aber warum?«, entgegnete Monika Sander. »Außerdem kann ich beim besten Willen nichts Besonderes darauf erkennen. Außer Schnee und Wasser gibt’s überhaupt nichts zu sehen.«
Trevisan nickte. »Wir müssen den Kartenhersteller fragen, in welchem Landstrich die Karte verkauft wurde.«
Monika gab sie ihm zurück. »Eigentlich müssen wir dazu nur am Flughafen nachfragen.«
Trevisan warf ihr einen fragenden Blick zu.
»Na ja, er flog doch mit seinem Privatflugzeug«, erklärte Monika. »Er muss dem Zoll seinen Flug anmelden. Abflugort und Zielort. Wir haben zwar eine EU, aber es gibt immer noch Grenzen in Europa.«
Trevisan schnippte mit dem Finger. »Verdammt, dass ich nicht gleich darauf gekommen bin.«
*
Alex Uhlenbruch hatte sich an die Reling des kleinen Polizeibootes gelehnt und schaute hinaus auf das unruhige Wasser der See. Tina Harloff stand daneben und hielt eine Tasse Tee in ihrer Hand. Hier draußen auf der Nordsee wehte ein böiger Wind aus Nordwest. Trotz der vorherrschenden 23 Grad hatte sich Tina eine Strickjacke locker über die Schultern gelegt.
Ein Aufgebot von Schiffen und Flugzeugen durchkämmte den Roten Sand nach dem abgestürzten Flugzeugwrack. Zwei Suchflugzeuge des 3. Marinefluggeschwaders Nordholz, mit Sonargeräten und Wärmebildkamera ausgestattet, kreisten zusammen mit einem Hubschrauber der Seenotrettung aus Borkum über dem Gebiet der vermeintlichen Absturzstelle. Zwei Marineboote, ein Schnellboot und ein Minensucher des 6. Fregattengeschwaders aus Wilhelmshaven durchpflügten zusammen mit einem Patrouillenboot des Bundesgrenzschutzes aus Cuxhaven und einem Rettungskreuzer aus Bremerhaven die unruhige See. Abseits warteten Alex und Tina zusammen mit dem Wangerooger Kollegen und dem Fischer Thomson auf dem Polizeiboot auf neue Meldungen. Seit annähernd zwei Stunden suchten sie nun schon nach dem Flugzeugwrack, bislang vergebens.
Das kleine Polizeiboot wirkte angesichts der übermächtigen Marineschiffe wie eine Nussschale.
Zweimal war bereits Sonarkontakt gemeldet worden, doch beide Male hatten die eingesetzten Taucher nur wertlosen Schrott im trüben Wasser entdeckt, sogar eine verbogene Autokarosserie lag dort auf dem Grund.
Experten hatten mittlerweile das geborgene Fragment untersucht und es war klar, dass der alte Thomson tatsächlich Zeuge eines Flugzeugabsturzes geworden war. Das aufgefischte Teil stammte vom Leitwerk einer einmotorigen Cessna 152, einem kleinen Passagierflugzeug. Maximal vier Personen konnten sich an Bord befunden haben. Allerdings war keine Maschine dieses Typs vermisst gemeldet worden. Sämtliche Flughäfen in der Region und im benachbarten Ausland waren von der zentralen Überwachung Bremerhaven per Telefax über den Absturz informiert worden. Eine Rückmeldung hatte es nicht gegeben. Das ließ nur den Schluss zu, dass der Flug nicht angemeldet gewesen war.
»Wenn das hier noch lange dauert, dann bin ich bald ein Eisklumpen.« Tina Harloff zitterte und zog ihre Jacke enger. Der Tee war mittlerweile genauso kalt wie der frische Wind.
»Waren es vielleicht Rauschgiftschmuggler?«, fragte Alex Uhlenbruch, ohne den Blick von dem großen Minensuchboot abzuwenden, das in wenigen hundert Metern Entfernung vorüberschipperte, um erneut seine vorgegebene Runde über die Untiefen der Sandbank zu drehen.
»Vier Passagiere, vier Leichen«, sinnierte Tina.
»Zuerst mal müssen wir das Ding finden«, entgegnete Alex. »Und dann ist noch immer nicht gesagt, dass die Maschine voll besetzt war. Vielleicht befand sich der Pilot alleine an Bord.«
»Wenn wir da drinnen überhaupt noch jemanden finden«, warf der Kapitän des Polizeibootes ein. Er hatte sich unbemerkt den beiden genähert und nahm sein Fernglas vor die Augen.
Der Minensucher hatte seine Fahrt deutlich verringert, er schien fast still zu stehen. Wie zwei wilde Hornissen kreisten die beiden Suchflugzeuge über dem Schiff. Dann setzte sich das BGS-Boot in Marsch und fuhr hinüber zu der Stelle, an der das Bundeswehrschiff zu ankern schien. An Bord waren einige Männer zu sehen, die eine gelbe Markierungstonne über die Reling in das Wasser warfen. Alex Uhlenbruch richtete sich auf.
»Was machen die da?«, fragte er.
»Neue Ortung, bestätigt durch die Flieger«, erwiderte der Kapitän wortkarg. Das BGS-Boot stoppte die Maschinen und setzte
Weitere Kostenlose Bücher