Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
ein weit sichtbares Flaggensignal an den Masten. Zwei Taucher machten sich bereit, in die kalten Fluten zu steigen.
    »Wie meinen Sie das, wenn wir überhaupt noch jemanden finden?«, fragte Alex inmitten des Treibens.
    »Kommt darauf an«, erklärte der Kapitän. »Dort unten gibt es gemeine Strömungen. Wenn die Kabine aufgerissen ist, kann es sein, dass die Besatzung bereits fortgespült wurde. Wäre nicht das erste Mal.« Der Kapitän sprach die Worte, ohne das Fernglas auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Dabei hätte Alex auch gerne einen Blick hindurchgeworfen.
    Mittlerweile waren drei Taucher in den Fluten verschwunden.
    »Wie tief ist es dort drüben?«, fragte Tina.
    Der Kapitän nahm das Fernglas herunter. »Schätze, fünfzehn bis zwanzig Meter.«
    Plötzlich tauchte der schwarze Kopf eines Menschen aus den Fluten auf. Der Taucher gab den Männern an Bord des BGS-Bootes ein Zeichen.
    »Scheint, die haben was«, sagte der Kapitän. Nur einen kurzen Augenblick später stürzte der Steuermann aus dem Ruderhaus und rief: »Sie haben das Wrack gefunden. Einmotorig. Liegt bäuchlings. Der Bug und die linke Seite sind komplett aufgerissen. Aber es ist anscheinend noch eine Leiche an Bord. Die Kennung des Fliegers lautet; D-SAHM. Ich habe es gleich an die Zentrale durchgegeben.«
    Der Kapitän nickte. »Dann werden wir ja bald wissen, wer da unten liegt.«
    *
    Monika Sander hatte zweimal geklopft und bislang keine Antwort erhalten.
    »Ist er nicht da?«, fragte Dietmar Petermann leise. Monika schüttelte den Kopf. Vorsichtig drückte sie die Türklinke herunter und öffnete die Tür einen Spalt. Martin Trevisan saß hinter seinem Schreibtisch und hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen.
    »Martin, ist dir nicht gut?«, fragte Monika.
    Trevisan seufzte und richtete sich auf. »Kommt rein. Das nimmt überhaupt kein Ende. Es ist, als wenn man in einem Wespennest herumstochert.«
    Monika und Dietmar warfen sich einen fragenden Blick zu. Trevisan erhob sich und ging ans Fenster. Seine Pelargonie verlor bereits die ersten Blätter. Er griff zur kleinen Alugießkanne und schüttete etwas Wasser in den Blumentopf.
    »Wir haben ein neues Problem«, erklärte Trevisan. »Mühlbauer hat mich angerufen. Er hat den Schädel untersucht. Der Kopf ist keine sechs Monate alt.«
    Monika ließ sich in den Bürostuhl fallen und Dietmar zupfte an seiner schlecht sitzenden und aufdringlichen Krawatte herum. Er war der Erste, der sich wieder fasste. »Das würde ja bedeuten, dass Halbermann seine Finger da drinnen hat. Weiß man schon, zu wem der Kopf …?«
    »Woher denn?«, fiel ihm Trevisan ins Wort. »Wir gingen doch zunächst davon aus, dass der Kopf Bestandteil einer Reliquie ist. Oder hast du dich in der Zwischenzeit um seine Identität gekümmert?« fragte er bissig.
    Dietmar zog sich einen Stuhl heran. »Entschuldige, ich dachte ja nur. Heute in den Zeiten der Körperweltenausstellung ist es doch nicht mehr ungewöhnlich, sich neben die Vase im Wohnzimmer eine Hand in Acryl zu stellen.«
    Trevisan überging Dietmars Bemerkung und erzählte den beiden, was er von Doktor Mühlbauer erfahren hatte. Den Untersuchungen zufolge handelte es sich um den Kopf eines etwa sechzigjährigen Mitteleuropäers. Als Konservierungsstoff war ein Mix aus leichtem Alkohol und Zedernöl verwendet worden. Offenbar war der Kopf mit einem Beil sauber oberhalb des zweiten Halswirbels abgetrennt worden. Anschließend hatte man den Schädel entsprechend präpariert. Kleinhirn und Großhirn fehlten und waren durch Watte ersetzt. Der Präparator hatte sich große Mühe gegeben.
    »Dann wird es langsam Zeit, intensiver nach Halbermann zu fahnden«, sagte Monika Sander.
    »Noch ist Interpol nicht verständigt. Wir müssen herausfinden, wo sich Halbermann in Dänemark aufhält.« Trevisan nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. Er musterte Dietmar Petermann. »Du weißt, auf welchem Flughafen seine Maschine steht?«
    Dietmar nickte. »Mariensiel, ganz in deiner Nähe.«
    »Gut, dann werden wir dort hinfahren«, beschloss Trevisan. »Monika, an dir bleibt dann die Sache mit der Rechtsmedizin hängen. Vielleicht wird irgendwo jemand vermisst oder ein kopfloser Torso wurde aufgefunden, der zu unserem Toten passt. Aber vergiss nicht, auch die internationale Suchliste zu überprüfen.«
    »Du denkst an Dänemark?«, entgegnete Monika.
    Ein schwaches Lächeln huschte über Trevisans Gesicht.
     
    Dietmar hatte sich hinter das Steuer gesetzt. Er fuhr

Weitere Kostenlose Bücher