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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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hat ihm gesagt, sie wollte ein Gartenhaus daraus machen.»
    «Das trifft es wohl nicht ganz. Wissen Sie, was sie darin aufbewahrt?»
    «Private Dinge. Darum ging es ihr ja. Wir sollten es nicht wissen.»
    «Eine Sache fehlt.»
    «Ich –»
    «Der Mandolinenkoffer, den sie gestern Abend in den Baum gestellt hat.»
    «Davon weiß ich nichts. Ich habe ihn zwar schon gesehen, aber …»
    «Hat sie oft Mandoline gespielt, Susannah? Spielt sie überhaupt irgendein Instrument?»
    «Sie spielt Spielchen», sagte Susannah.

Mumford
    Er wartete in der Nähe des alten
Greyhound Dog
-Pubs, und er trug die neuen Sachen, die er bei
Millets
gekauft hatte. So etwas hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gehabt: Joggingklamotten. Sie zu tragen fühlte sich wirklich seltsam an, viel zu weit. Als wäre er nackt.
    Und er trug Robbies Baseballkappe, die dem Jungen immer viel zu groß gewesen war und ihn beschränkter hatte aussehen lassen, als ihm jemals klar gewesen war. Vielleicht gab es noch einen anderen Grund dafür, dass Mumford die Kappe trug, aber über den wollte er jetzt nicht nachdenken.
    Es war nur so, dass ihn in diesem Aufzug niemand beachtete. Sein halbes Leben war er den Leuten aufgefallen – er hatte eben wie ein Polizist ausgesehen, so wie ein Schaf eben aussah wie ein Schaf –, und jetzt, da er sich auffälliger fühlte als jemals, seit er vor dreißig Jahren zum ersten Mal eine Uniform getragen hatte, bemerkte er, dass die Leute an ihm vorbeigingen und niemand ihn wahrnahm. Und ihm dämmerte, dass die sogenannte Zivilkleidung, die er all die Jahre zur Arbeit getragen hatte, überhaupt keine Zivilkleidung war, es war eindeutig Polizistenkleidung gewesen.
    Er hatte die vergangene Nacht im
Green Dragon
verbracht, dem größten Hotel in Hereford und damit auch dem, das am ehesten Anonymität garantierte. Geld spielte keine Rolle. Heute Morgen war er in seinen Joggingsachen aufgetaucht: plump, im mittleren Alter, Durchschnitts-Blödmann, Normalbürger.
    Nicht einmal Jason Mebus hatte ihn erkannt.
    Nachdem er aus dem Pub gekommen war, gegen halb eins, war Jason direkt zur Pommesbude gegangen, und jetzt ging er über die Greyfriars Bridge, aß seine Pommes und war dabei immer noch schneller als die zwei Autoschlangen, die in die Stadt rollten. Samstagnachmittagseinkäufer. Bald würde Hereford total verstopft sein.
    Vielleicht wollte Jason in der Stadt jemanden treffen – ein Mädchen oder einen seiner Drecksfreunde. Mumford ließ ihn bis fast ans Ende der Brücke gehen, dann fing er an zu joggen.
    Er lächelte über sich selbst. So was machten pensionierte Blödmänner eben, um länger am Leben zu bleiben.
    Auf dieser Seite der Brücke war sonst niemand. Mumford sah vor sich die Scheinwerfer der Autos, die Stoßstange an Stoßstange standen. Hinter der Mauer zu seiner Linken befand sich der Wye, der Fluss, an dem es einmal ein Restaurant gegeben hatte. Jetzt waren die Restaurants ja alle auf der anderen Seite der Straße, es war also gut, dass Jason nicht auf der Seite ging. Da hätte er keine Chance gehabt; da war es viel zu belebt.
    Mumford war jetzt ungefähr dreißig Meter hinter Jason, und das Geräusch, das seine Turnschuhe machten, wurde vom Verkehr erstickt. Er hatte sich die Baseballkappe tief in die Stirn gezogen. Als noch fünfzehn oder zwanzig Meter Abstand zwischen ihnen waren, hörte Jason ihn und sah über die Schulter und dann wieder zurück auf seine Pommestüte – nur irgend so ein alter Jogger.
    Und dann lächelte Mumford. Er strahlte über das ganze Gesicht. Es war nicht leicht, das war es nie gewesen, aber er tat es. Der plumpe, freundliche, lächelnde, normale Zivilisten-Blödmann.
    Er war nun fast auf einer Höhe mit Jason, keuchte ein bisschen und verlangsamte das Tempo, als die Ampel zufällig grün wurde und alle, die am Steuer saßen, nur darauf fixiert waren, so schnell wie möglich weiterzukommen.
    Und Jason, der sich seine Pommes in die Fresse stopfte, hatte es nicht kommen sehen.
    Sobald die Hand des Jungen wieder in der Pommestüte verschwunden war, flog die Tüte durch die Luft.
    «Oh, tut mir leid, Mann, tut mir leid!»
    «Trampel, ey –»
    «Komm, ich helf dir, Junge», sagte Mumford und boxte Jason, mit dem Rücken zum Verkehr, auf den Mund, nicht zu hart, aber hart genug.
    Der Junge würgte immer noch an seinen Pommes, als Mumford ihn links die Straße hinuntertrieb und über den Parkplatz zurück unter die Brücke. Er schätzte, unter der Brücke war es am besten. Auf

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