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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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letzte Nacht angegriffen wurde? Haben Sie ihr Gesicht gesehen?»
    «Sie hat gesagt, sie wäre gestolpert.» Susannah stand mit dem Rücken zum Fenster, mit halboffenem Mund. Ihr entglitt die Kontrolle über das Gespräch. «Sie hat gesagt, sie wäre gestolpert, als sie den Linney heruntergekommen ist.»
    «Und jetzt, das ist das Schlimmste von allem, macht die Stadt gemeinsame Sache mit der Kirche, um Marion zu exorzieren. Marion. Und alles, wofür sie steht.»
    «… Ich werde fliegen wie Marion.»
    «Wissen Sie, diese Petition ist eine Fälschung!», rief Susannah.
    «Wie bitte?»
    «Den meisten Leuten ist dieser ganze Unsinn doch vollkommen egal. Ja, in ein paar Läden lag die Petition aus, aber es hat fast niemand unterschrieben. Dahinter steckt George, ist Ihnen das denn nicht klar? Mein verdammter Schwiegervater in spe, verflixt noch mal.»
    «Aber warum sollte –»
    «Fragen Sie ihn. Fragen Sie den alten Mistkerl selbst.»
     
    Auf dem Weg zur Straße – es war inzwischen Nachmittag – blieb Merrily stehen, um noch einen Blick auf das Wehrhaus zu werfen, ein aus Steinen und Balken wiedergeborenes Haus. Sie ging zu der hohlen Eibe hinüber und fragte sich, ob es ein Traum gewesen war, dass sie eine Tür hatte und dass Bell dort, wie in einem Märchen, die Mandoline in ihrem Koffer verstaute. Ob es sich um dieselbe Mandoline handelte, die auch auf dem Cover von
Nachtschatten
abgebildet war? Falls ja, was hatte sie für eine Bedeutung? Bell konnte sie nicht spielen, wahrscheinlich konnte sie gar kein Instrument spielen. Und trotzdem …
    … Es gab keine Tür, nur ein klaffendes schwarzes Loch, als wäre eine Bombe in den Baum eingeschlagen. Merrily sah sich um und stieg dann über die Wurzeln in den Baum hinein, dessen voller und harziger Eibenduft sie ganz umhüllte.
    Dort war die Tür. Sie stand in dem Baum, war aus den Angeln gehoben worden. Ihre Form war wunderschön und passte genau in das ellipsenförmige Loch im Baum, in das ein massiver Rahmen eingepasst worden war. Die Tür sah nach Eiche aus und hatte solide Scharniere, von denen eines herunterhing.
    Merrily trat aus dem Baum heraus. Wahrscheinlich war der Schlüssel irgendwo oben im Baum versteckt. Aber er war nicht benutzt worden, man konnte sehen, dass die Tür brutal entfernt worden war, man sah die Spuren, die eine Brechstange oder so etwas Ähnliches hinterlassen hatte.
    Merrily ging wieder in das Loch zurück und stieß mit ihrem Turnschuh gegen etwas. Sie hob es auf: ein Gebetbuch. Sie musste es nicht aufschlagen, um zu wissen, dass es sich um das Buch handelte, welches George Lackland zufolge in St. Laurence gestohlen worden war.
    Jemand hatte sich mit Gewalt Zutritt verschafft, und Bell musste es entdeckt haben, als sie aus dem Haus gegangen war.
    Sie hat … also … geschrien. Nur einmal.
    Merrily ging jetzt tiefer in den Baum und schob die Ärmel hoch. Hier war genug Platz für mehrere Menschen. Ihre Finger fanden etwas Regelmäßiges, Hartes, das etwa auf Brusthöhe hervorstand: ein Sims. Sie befühlte seine Oberfläche und fuhr schaudernd zurück – etwas Glattes, Glitschiges, wie Fett, das am Knochen hing.
    Na, klar. Sie holte ihr Zippo hervor.
    Es war eine Kerze. Auf dem hölzernen Sims standen zwei davon. Merrily zündete eine an und sah, wie der uralte Organismus um sie herum zu einer brackigen Grotte wurde, deren Wände zum Teil feucht und lebendig wirkten.
    Die Flamme spiegelte sich in zahlreichen kleinen Gläsern mit Stöpseln, wie die auf dem Apothekerregal in der Küche, allerdings waren diese Gläschen durchsichtig. In einem schien Wasser zu sein, auf dem Boden des Glases hatte sich etwas abgelagert. In anderen waren, wie es aussah, sandige Erde, tote Blätter und abgesplitterter Stein. In zwei größeren Gläsern befanden sich Haarlocken, blonde und weiße, und es gab noch ein kleines, in dem so etwas wie dünne Holzspäne zu sein schienen, aber in Wahrheit waren es abgeschnittene Fingernägel.
    Kein Mandolinenkoffer.
    Sie hat … also … geschrien.
    «Was machen Sie da?»
    Merrily kam aus dem Baum heraus. Susannah Pepper stand in ihrem Hosenanzug im Gras, der gegen den nackten Wahnsinn, der in der Luft lag, bis oben hin zugeknöpft war, vergeblich.
    «Wussten Sie das, Susannah?»
    «Ich dachte, Sie wollten sie suchen.»
    «Jemand ist in den Baum eingebrochen. Deshalb hat sie vermutlich geschrien.»
    «Es hat sie ein Vermögen gekostet. Sie hat diesen Typen aus Herefordshire geholt, der Holzskulpturen macht. Sie

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