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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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vielleicht ungewöhnliche Musik, konnte aber mit dem extremen Lebensstil nicht umgehen, der in ihrem Fall damit einherging.»
    «Er lebt jetzt in Sacramento, hat drei Kinder und spielt Golf.»
    «Ihre Mutter war seine erste Frau?»
    «Die er für Bell verlassen hat, aber das alles ist lange her. Der zweite Mann meiner Mutter ist – wenn Sie das ganze Ausmaß der Vetternwirtschaft ermessen wollen – David Sebald, der Bruder von Peter Sebald, einem der ursprünglichen Partner der Kanzlei, für die ich arbeite.»
    «Aber Sie und Bell –»
    «Ich bin mit Davids anderen Kindern nicht besonders gut ausgekommen, deshalb hab ich ziemlich viele Wochenenden mit Dad und Bell verbracht. Bell war die meiste Zeit über so weggetreten, dass ich mich – mit ungefähr fünfzehn – manchmal gefühlt habe wie ihre Stief
mutter
. Aber ich verurteile sie dafür nicht.»
    «Hm.» Die Tatsache, dass Susannah der Kanzlei eine so reiche Klientin gebracht hatte, hatte ihr dort sicher nicht geschadet.
    «Solange sie nichts Illegales tut, hinterfrage ich ihr Verhalten nicht», sagte Susannah. «In dieser Stadt gibt es viele Exzentriker.»
    «Aber Sie müssen sich doch Sorgen um sie machen.»
    «Sagen wir mal so, mein Privatleben wäre sehr viel einfacher, wenn die Kanzlei ihren Sitz in Birmingham hätte.»
    «Weil Bell in diesem Fall zu Besuch käme und am nächsten Tag wieder weg wäre. Aber von da, wo sie ist, will sie nicht weg. Niemals. Ist Ihnen klar, was ich damit sagen will?»
     
    Hinter dem schmalen Fenster glitzerte die Stadt auf ihrem Hügel, die Sonne vergoldete die Spitzen des Kirchturms und bedeckte das, was von den Schlossmauern zu sehen war, mit einem honigfarbenen Schimmer. Autos waren nicht zu sehen. Der wahr gewordene Traum vom guten alten England.
    «Das ist vollkommen lächerlich.» Susannah wirkte nun doch entnervt. «Das muss Ihnen doch klar sein.»
    «Wenn ich Vorstellungen, die lächerlich erscheinen, immer gleich abtun würde, käme ich in diesem Job nicht gerade besonders weit.»
    «Dann ist eben Ihr ganzer Job lächerlich.»
    «Es wird geschätzt», sagte Merrily, «dass einer von drei Menschen eine paranormale Erfahrung gemacht und einer von zehn einen Geist gesehen hat. Das passt hundertprozentig in Bells Denken.»
    «Wollen Sie damit sagen, dass sie komplett verrückt geworden ist?»
    «Nein, ich glaube nicht, dass sie – okay, es ist nicht gut, es ist nicht gesund, es ist spirituell … und auch ein bisschen armselig, offen gesagt. Aber es ist nicht verrückt. Es ist ja sogar alles höchst durchdacht.»
    «Tut mir leid.» Susannah trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. «Aber wenn irgendetwas dran ist an dem, was Sie hier gerade ausgeführt haben, dann … dann müsste sie meiner Meinung nach für unzurechnungsfähig erklärt werden.»
    «Wie erklären
Sie
es sich denn? Wie erklären
Sie
ihre nächtlichen Streifzüge?»
    «Sie ist ein Nachtmensch. In jeder Hinsicht – ihre Musik ist düster, sie ist gern mit Gruftis und anderen Sonderlingen zusammen, und sie ist eine verdammte Exhibitionistin.»
    «Eine Exhibitionistin, die ihr Privatleben schützen und nicht mit der Presse sprechen will, von der lokalen einmal abgesehen?»
    «Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Das gehört zur Mentalität von Stars. Sie wollen beides haben.»
    «In ihrem Leben», sagte Merrily, «war nach ihren eigenen Worten alles immer nur vorübergehend. Sie sagt, bei ihr wurde schon früh ein angeborener Herzfehler entdeckt und sie hätte ihr ganzes Leben in dem Bewusstsein verbracht, dass der Todesengel vor der Tür steht und seine Sense wetzt. Ich weiß nicht, ob das stimmt oder nicht –»
    «Ich wollte, dass sie zu einem Herzspezialisten geht, aber sie wollte nicht. Sie hat Angst, im Krankenhaus zu sterben.»
    «Beziehungsweise irgendwo anders als hier. Sie ist von Ort zu Ort gezogen – Geld genug war ja da – und konnte sich nirgendwo niederlassen. Bis sie am Ort ihrer Träume angekommen ist. Buchstäblich. Na gut, jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er glaubt, dass sie tatsächlich seit Jahren von Ludlow geträumt hat, aber sie selbst ist jedenfalls davon überzeugt. Es ist eine Stadt, in der man von Jahrhundert zu Jahrhundert gehen kann, und alles ist noch, wie es war. Und für Bell ist die Atmosphäre überall voller … Ewigkeit.»
    «Also, wirklich. Ja, es ist eine hübsche Stadt, und man kann hier gut arbeiten. Ich kann verstehen, dass sie sich in Ludlow verliebt hat.»
    «Für Bell

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