Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
möchte damit sagen, dass es sich hier nicht um eine exakte Wissenschaft handelt.»
    «Oder überhaupt um Wissenschaft», sagte Merrily. «Vielleicht sollten Sie oder einer der Polizisten sich im Laufe des Gottesdienstes in Sams Richtung bewegen, damit wir im Fall einer unerwarteten Reaktion …»
    «Kommt es bei Ihnen öfter zu einer unerwarteten Reaktion?»
    «Erwartbare Reaktionen gibt es gar nicht», sagte Siân. «Das hat mit Glauben zu tun.»
    «Oh Gott», sagte Sandy.

48  Der kleine Willie Winkie läuft durch die Stadt
    Sam sagte: «Waren Sie das in der Zeitung?»
    «Furchtbares Foto, oder?»
    Merrily stand im Strahl von Sandys Taschenlampe. Alles, was sie von dem Mädchen sehen konnte, war die Silhouette, die sich vor der Fensteröffnung abzeichnete. Es war kalt und feucht hier drinnen, kälter als draußen, eine kriechende, klamme Kälte.
    «Warum tragen Sie kein … Sie wissen schon?»
    «Ich …»
    «Sam, das ist wie bei der Polizei», sagte Siân. «Inspector Gee trägt auch keine Uniform. Inspector Gee und Mrs. Watkins … Wenn man es so weit gebracht hat wie sie, muss man keine Uniform mehr tragen.»
    Merrily sah Siân an, die mit unbewegter Miene am Rand des Lichtstrahls stand.
    Wow.
    «Woher soll ich …» Sam bewegte sich Zentimeter für Zentimeter rückwärts auf die Fensteröffnung zu. «Woher soll ich wissen, dass das kein Betrug ist? Warum machen Sie das ausgerechnet jetzt?»
    «Es war eine Menge Vorbereitung nötig», sagte Merrily. «Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter. Wir mussten uns um Weihwasser und andere Dinge kümmern. Und ich musste über das ganze Gelände gehen und Zugangspunkte versiegeln. Wir wollen nicht, dass böse Dinge durchsickern.»
    Es herrschte Stille – und dann sagte Sam: «Ich bin das böse Ding.»
    «Wer hat das gesagt?»
    «Sie wird mich nicht schlafen lassen», sagte Sam.
    «Von wem reden wir hier, Sam?»
    Siân flüsterte Merrily zu: «Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?»
    «Okay. Sam, wir müssen noch eine letzte Sache organisieren. Zwei Minuten, ja?»
     
    Um die Ecke, in der ehemaligen Halle, sagte Siân: «Ich weiß nicht, vielleicht hilft ja, was Nigel aus ihr herausbekommen hat?»
    «Es könnte alles helfen. Ich betrachte das nicht mehr nur als oberflächlichen Einfluss.»
    «In dem Fall … Ich glaube, Nigel war auch klargeworden, dass vielleicht etwas Unerwartetes passieren kann und dass eine psychologische Beratung vielleicht nicht ausreicht.»
    «Das hat er zugestanden?»
    «Ich sagte, ich glaube, das war ihm auch klargeworden.»
    «Aha. Sprechen Sie weiter.»
    «Die kleine Pegler war eine Tyrannin. Das ist ja nicht selten. Wenn jemand selbst schikaniert wird, sucht er sich auch jemanden, dem er Stress machen kann. Pegler ist von ihren Altersgenossen verspottet worden – vor allem von den Jungs, würde ich vermuten –, weil sie übergewichtig und unattraktiv war. Am Anfang hat sie bei Samantha Trost gesucht – einem etwas jüngeren und gewissermaßen formbaren Mädchen aus der Nachbarschaft. Aber Jemima war eine sehr wütende, rachsüchtige Person, und sie hat bald damit angefangen, Samantha zu kontrollieren, sie dazu zu bringen, Sachen zu machen, die sie normalerweise nicht getan hätte – zum Beispiel mit Pillen und Ladendiebstahl herumzuexperimentieren. Und als Jemima dann gesehen hat, wie weit sie es treiben kann, hat sie Samantha den Freund ausgespannt, indem sie ihm Sex angeboten hat, was wiederum ihre eigene Macht und Überlegenheit verstärkt hat.»
    «Und dann hat Sam Robbie kennengelernt, und obwohl sie nicht gerade in ihn verliebt war, hat er bestimmt für eine unschuldigere Welt gestanden, in der weniger Druck herrscht.»
    «Aber herrschte tatsächlich weniger Druck?», fragte Siân.
    «Robbie hat sich verliebt, vielleicht zum ersten Mal – zumindest hat er sich zum ersten Mal in jemanden verliebt, der nicht schon seit Jahrhunderten tot war. Und er wollte, dass Sam Teil seiner Welt wird. Er hat sie sogar Marion genannt. Das ist ziemlich viel Druck.»
    «Wir hatten das Gefühl, dass Samantha es beunruhigend fand, mit Marion in Verbindung gebracht zu werden, dem Geist einer jungen Frau, die in einer äußerst gewaltsamen Situation gestorben ist. Samantha interessiert sich nicht besonders für mittelalterliche Geschichte, und als Robbie sie ständig gedrängt hat, wieder nach Ludlow zu kommen und die Wochenenden mit ihm zu verbringen, historische Stätten zu besuchen … da hat sie ihn irgendwann zurückgewiesen. Und

Weitere Kostenlose Bücher