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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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dann ist er unglückseligerweise gestorben, und sie – die sowieso schon schreckliche Schuldgefühle hatte – war so unklug, über ihren Kummer zu sprechen, wodurch sie in der Schule zur Zielscheibe von Hohn und Spott wurde. Und dann … hat Jemima Pegler all das mitbekommen. Haben Sie Fotos von ihr gesehen?»
    «Ich habe einige Party-Schnappschüsse gesehen.»
    «Nicht die. Nigel hatte ein Foto aus der Schule, auf dem sie ganz finster dreinschaut, sie sieht … fast dämonisch aus, mit beinahe hypnotisch wirkenden Augen. Ich nehme an, das ist die Jemima Pegler, der Samantha ausgesetzt war. Die Taktik funktioniert so: Sie nimmt ihr den Freund weg, Harry, und behauptet danach, schreckliche Schuldgefühle zu haben und sich selbst zu hassen, um sich wieder bei Samantha einzuschmeicheln. Und sobald sie wieder Teil ihres Lebens ist, benimmt sie sich schlechter denn je. Wir dachten in einem Moment, Sam wäre kurz davor zuzugeben, dass das Mädchen sie körperlich bedroht hat. Jemima war mit Sicherheit ein gewalttätiger Mensch, sie hatte Stimmungsschwankungen und schwere Depressionen – was ihren Eltern übrigens bewusst war. Und …» Siân machte ein paar Schritte in die Dunkelheit. «Sie war in ärztlicher Behandlung.»
    «Bei einem Psychiater?»
    «Nigel hatte herausgefunden, dass sie eine Zeitlang Medikamente genommen hat … offenbar Seroxat.»
    «Wo habe ich das schon mal gehört?»
    «Vermutlich haben Sie darüber in der Zeitung gelesen.»
    «Serotonin?»
    «Es erhöht den Serotoninspiegel im Gehirn und soll damit gegen Depressionen wirken. Seroxat ist Tausenden von Kindern in Großbritannien verschrieben worden. Und dann wurde es bei einigen mit Selbstmord und absichtlichen Selbstverletzungen in Zusammenhang gebracht.»
    «Ich verstehe.»
    «Nigels ursprüngliche, etwas vordergründige Vermutung, dass Jemima Peglers Selbstmord eine Art Alltagsflucht war …»
    «… war im Wesentlichen Blödsinn.»
    «… war verfrüht, weil er einfach involviert sein wollte. Als er mehr herausgefunden hat, wurde deutlich, dass Jemimas Selbstmord – wie die Umstände ja nahelegen, bei einer Überdosis Heroin – ein Akt tödlicher Aggression war. Und dieser Akt scheint tatsächlich mit der Legende von dieser Frau, Marion, in Zusammenhang zu stehen – die ihrerseits extreme Gewalt ausgeübt und sich anschließend umgebracht hat. Jemima hat Samanthas Verletzlichkeit nach Robbies Tod ausgenutzt, indem sie ihr höchst verunsicherndes Material von Selbstmord-Websites geschickt hat. Samantha wiederum hat Jemima das Material über Marion geschickt, das sie von Robbie bekommen hatte – woraufhin Jemima vorgeschlagen hat, dass sie ‹ihre Körper hinter sich lassen› oder so etwas in der Art … Vermutlich drücke ich das nicht besonders gut aus.»
    «Sie drücken das großartig aus», sagte Merrily. «Wenn das alles so war, dann hat also Jemmie zunächst versucht, mit Sam eine Art Selbstmordpakt zu schließen. Vielleicht wollte sie genug Heroin für sie beide mitbringen, und als Sam dann nicht auftauchte …»
    «Wir können nicht wissen, was ihr durch den Kopf gegangen ist. Und jetzt zählt nur noch, was Samantha durch den Kopf geht.»
    «Und da ist Jemmie, die das Bild von Marion überlagert. Sam glaubt, dass Jemmie immer noch da draußen ist und von ihr verlangt, ihren Teil des Handels zu erfüllen. Jemmie hält Sams Unbewusstes besetzt, sie erscheint in ihren Träumen … Ich denke, wir haben es hier mit so etwas wie einem Fall von Schikane aus dem Grab heraus zu tun. Was hat Nigel vorgeschlagen, wie man damit umgeht?»
    «Kurz gesagt», meinte Siân, «ich vermute, er hatte nicht die geringste Ahnung.»
     
    «Jetzt können wir reden», sagte Bell. «Jetzt fühle ich mich sicher.»
    Lol wurde ganz anders zumute, wenn er sie nur ansah.
    Sie saß auf der Mauer zwischen zwei Zinnen. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen, so wie sie es auf der Bühne immer getan hatte, und sie rieb ihre nackten Fersen durch den Saum ihres langen Kleides an den Steinen.
    Sie hatte den Mandolinenkoffer an die Mauer gelehnt und dann … Lol hatte kaum glauben können, wie locker sie sich dort hinaufgeschwungen hatte. Er konnte nicht glauben, dass irgendjemand dort sitzen konnte, wo sie saß, solange es sich nicht um einen erfahrenen Turmarbeiter handelte – mit dem Rücken zum Abgrund.
    Sie musste sich nur leicht zurücklehnen – einundvierzig Meter bis zur Straße.
    Wenn nicht das bröckelige Mauerwerk nachgab und sie deshalb

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