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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sagte Mumford. «Sie waren auch auf dem Turm.»
    «Natürlich. Ich war überall und hab Skizzen gemacht – deshalb habe ich Ihren Neffen erkannt. Ich meine in dem Fernsehbericht, nicht als er … gefallen ist … Als sein Foto auf dem Bildschirm erschien, hab ich zu meiner Frau gesagt: ‹Mein Gott, den Jungen hab ich schon oft gesehen. Ich hab sogar mit ihm gesprochen.›»
    «Im Schloss?»
    «Wenn es eher ruhig war, habe ich mich in die Außenanlagen gesetzt und Tuscheskizzen gemacht. Sicher, sie werden genauso gut, wenn ich sie zu Hause mache, nach Fotos, aber draußen hatte ich immer das Gefühl, in der Tradition so vieler hervorragender Maler zu stehen, die Ludlow Castle gemalt haben. Sogar Turner! Allerdings ist es nicht gerade eins seiner besten Bilder.»
    «Und der Junge …»
    «Kam und hat mir zugesehen. Erst nur aus der Ferne. Normalerweise bin ich ja skeptisch bei Kindern, vor allem bei Teenagern, aber der Junge war wirklich interessiert. Irgendwann hat er mir dann erzählt, dass er selbst zeichnet. Und dass er über das Schloss extrem gut Bescheid wusste, das war von Anfang an klar – er kannte die Namen der Türme, ihre Geschichte, die verschiedenen Bauphasen. Hat mich beeindruckt.»
    «Und die Frau», sagte Mumford etwas zu heftig. «Sie haben doch von einer Frau erzählt.»
    «Ah. Ja. Mrs. … Pepper? Wohnt in diesem ziemlich prächtigen alten Bauernhaus am Fuß des Linney.» Mr. Osman wies links neben die Schlossruine. «Hat das Haus erst Anfang dieses Jahres gekauft. Sie war wohl mal ziemlich bekannt – ich selbst kenne mich mit dieser Art Musik leider nicht so gut aus. Sie ist … wie einige Menschen, die jetzt hier leben, ziemlich exzentrisch.»
    «Und Sie haben Robbie mit ihr zusammen gesehen», sagte Mumford.
    «Oh ja.»
    «Wie oft?»
    «Also, bestimmt zwei Mal. Sie ist ziemlich unverwechselbar, mit ihren Haaren und der Art, wie sie sich anzieht.»
    «Wie zieht sie sich denn an?»
    «Wie … aus einem viktorianischen Melodram. Lange Mäntel, wirbelnde Umhänge.»
    «Verstehe. Haben Sie mit dem Jungen mal gesprochen, wenn sie dabei war?»
    «Nie. Bei manchen Leuten hat man ja so einen Instinkt …» Mr. Osman räusperte sich. «Aber der Junge ist mit ihr mitgegangen, sie haben sich gegenseitig auf Dinge hingewiesen. Hätte ich nicht gewusst, dass sie hier wohnt, hätt ich bestimmt gedacht, sie wären Touristen, Mutter und Sohn.» Er sah Bernie an. «Sie sind vermutlich ein Freund der Familie, Euer Hochwürden.»
    «Einfach, äh, Bischof … bitte.» Bernie trug heute Golfjacke und Cordhose. «Wir versuchen alle, der Familie bei der Bewältigung dessen beizustehen, was passiert ist.»
    «Fürchterliche Sache. Ich habe am nächsten Tag die Polizei angerufen, um dem Sergeant zu sagen, dass mir klargeworden war, dass es sich um den Jungen handelt, den ich im Schloss gesehen hatte. Und das mit der Frau. Aber er schien das nicht für besonders wichtig zu halten.»
    «Ach?» Mumfords Tonfall blieb derselbe. «Was genau hat er denn gesagt?»
    «Er sagte so was wie, Robbie Walsh wäre für ziemlich viele Leute eine vertraute Erscheinung gewesen. Er war offensichtlich besessen von der Geschichte Ludlows und hat mit jedem darüber gesprochen, der irgendwas wusste. Warum nun aber gerade diese Frau ein Quell des Wissens gewesen sein sollte –»
    «Entschuldigung», sagte Merrily. «Sagten Sie, dass sie Musikerin ist?»
    «Irgendeine Art Sängerin, glaube ich, früher mal. Mrs. Pepper. Lebt hier gerade mal seit zwei Minuten – also, sagen wir sechs Monate. Wir wohnen hier zugegebenermaßen selbst erst drei Jahre, aber davor war das Haus schon siebzehn Jahre unser Feriendomizil, da dürfen wir wohl ein bisschen besitzergreifend sein.»
    «Und Sie sagten, sie sei exzentrisch …»
    «Ich gebe eigentlich nicht viel auf Klatsch und Tratsch.»
    «Sie kennen nicht zufällig ihren Vornamen, oder?», fragte Merrily.
    «Glaube nicht, nein.»
    «Nicht zufällig Marion?»
    «Sagt mir nichts. Also, nicht in dem Zusammenhang.» Mr. Osman wandte sich an Mumford. «Haben Sie mich das nicht auch schon gefragt?»
    «Kennen Sie jemanden, der Marion heißt und … das Schloss besucht?», fragte Merrily.
    «Also … nein.» Er lachte. «Wie ich Mr. Mumford schon sagte, ich selbst habe sie noch nie gesehen.»
    «Ich verstehe nicht.»
    Mr. Osman sagte nichts. Über der Stadt tauchte der Mond den Himmel in ein wässeriges grünliches Licht.
    «Ah», sagte der Bischof. «Sie meinen Marion de la Bruyère.

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