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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Aber das war doch nicht der Burgfried, oder, Mr. Osman?»
    «Es war der Henkersturm, Bischof. Ich hab für meinen vorletzten Kalender einen Vers über sie geschrieben. Marion, deren endloser Tod … schwebet bis zum Morgenrot. Nicht gerade einer meiner besten.»
    «Entschuldigung», sagte Merrily. «Sie scheinen alle drei zu wissen, wovon die Rede ist. Um wen geht es denn hier? Was macht sie?»
    «Sie spukt», sagte Bernie Dunmore. «Angeblich.»

9  Die Geschichte des Bischofs
    Der Bischof sagte, er sei verwirrt: Das war ihm alles zu viel und zu schnell auf einmal.
    «Warum wollten Sie wissen, ob Osman auf dem Turm sonst noch jemanden gesehen hat? Sie glauben doch nicht wirklich, dass der Junge umgebracht wurde?»
    «Es gibt einen Grund dafür» – Merrily parkte den Volvo in einer Ecke des Platzes vor einem zum Abend geschlossenen Feinkostgeschäft und ein gutes Stück vom Schloss entfernt –, «dass wir diese Möglichkeit mit Sicherheit ausschließen wollen.»
    Gibt es diesen Grund tatsächlich?, dachte sie. Ihr Fenster war halb heruntergelassen, aus einem Pub in der Nähe drangen Musik und Gelächter, aber die Geräusche schienen merkwürdig entrückt, so als kämen sie von einem Endlosband und existierten in einer parallelen Zeit.
    Hier überschnitten sich die Epochen: Es war eine beunruhigende Stadt.
    Bisher hatte sie Bernie Dunmore nur von den vermutlich durch die Trauer ausgelösten Visionen erzählt. Sie hatte gesagt, Phyllis Mumford sei verzweifelt und durcheinander und er wäre der einzige Geistliche, dem sie sich vielleicht öffnen würde. Es war ihr zu dem Zeitpunkt nicht sinnvoll erschienen, ihm genauer zu erzählen, was Phyllis über die Frau gesagt hatte.
    Aber jetzt ließ es sich nicht mehr vermeiden.
    «Verstehe», sagte der Bischof langsam. «Das macht die Sache ziemlich kompliziert, nicht wahr?»
    «Nur für eine Beraterin für spirituelle Grenzfragen», sagte Merrily. «Alle anderen dürfen mit den Augen rollen.»
    «Die Tatsache, dass Osman niemand anderen gesehen hat», sagte Mumford, der auf dem Rücksitz saß, «muss nicht heißen, dass niemand bei dem Jungen war. Sie sind nur danach nicht dort geblieben.»
    «Ist Ihnen klar, was Sie da sagen, Andrew?», fragte der Bischof.
    «Da ich ein paar Jährchen bei der Kripo gearbeitet habe – ja, ich denke, ich hab eine ungefähre Vorstellung, Bischof.»
    «Aber was genau meinen Sie damit – Kinder machen ein bisschen Quatsch, und eins fällt vom Turm? Oder was?»
    «Ich war bereit, an einen Unfall zu glauben», sagte Mumford. «Am Anfang. Vielleicht ist es einfach das, was uns am liebsten wäre – ein Unfall ist ja keine Schande. Aber jetzt …» Er beugte sich vor und sah zwischen den Vordersitzen hindurch. «… jetzt habe ich das ganz starke Gefühl, dass irgendetwas nicht so ist, wie es scheint. Verstehen Sie?»
    «Das Gefühl kenne ich allerdings», sagte Merrily.
    «An dem Abend, als Robbie gefunden wurde und nachdem meine Schwester die Leiche identifiziert hatte, bin ich zurück zum Haus meiner Mutter gelaufen. Davor stand eine Frau. Im langen Umhang. Stand einfach da und hat zu dem Haus rübergesehen. Als ich sie angesprochen habe, ist sie weggegangen.»
    «Was?»
    «Ich konnte ihr Gesicht nicht richtig sehen, aber ich glaube, sie hat geweint.»
    «Andy, das haben Sie noch nie erwähnt.»
    «Ich habe danach nicht mehr daran gedacht. Okay, in dem Moment hat es mich ein bisschen erschreckt, aber ich war müde. Es waren so viele Nachbarn zu Besuch gewesen. In Ludlow ziehen sich heutzutage viele Leute komisch an – Leute, die hier essen gehen.»
    «Und besteht die Möglichkeit, dass Ihre Mutter diese Frau kennt?»
    «Sie trug eine Laterne – mit einer Kerze. Es gibt in der Stadt ein paar Läden, die so was verkaufen.»
    «Wir werden Phyllis auf jeden Fall nach ihr fragen», sagte der Bischof.
    «Können wir dann jetzt …», sagte Merrily und wand sich ein bisschen. «Können wir jetzt über Marion sprechen?»
     
    Die «Liebe Marion»-Postkarte. Die hatte sie gemeint.
    «Wenn wir da sind, werde ich Mrs. Mumford fragen, ob ich sie Ihnen zeigen darf.»
    «Wir sollten sie fotokopieren», sagte der Bischof.
    «Gute Idee.»
    «Und dann muss Andrew entscheiden, ob er sie der Polizei zeigt. Nur, damit ich das richtig verstehe … es geht um eine Postkarte, auf der ein Foto des Schlosses zu sehen ist, und Robbie Walsh hat sie an jemanden geschrieben, den er … Marion nennt.»
    «Er stellt sich vor, wie er Hand in Hand mit ihr in

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