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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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noch jahrelang gehört haben, aber in den jüngeren Berichten geht es eher um schweres Atmen, vermutlich während sie beschließt, Arnold oder sich selbst ein Ende zu bereiten. Underwood hat mir erzählt, dass er mit einem Einheimischen gesprochen hat, der es mehrere Male gehört hat und der Sache auf den Grund gegangen ist. Er konnte – sehr zu seiner Zufriedenheit – die Theorie widerlegen, das Geräusch sei von einem Nest junger Eulen ausgegangen. Was im Januar ja sowieso nicht möglich ist.»
    «Gesehen wurde nichts?», fragte Merrily.
    «Es gab Gerüchte über … eine weiße Dame. Aber in den Berichten steht nichts dergleichen.»
    «Aber es ist doch sehr wahrscheinlich, dass Robbie Walsh diese Geschichten gehört hat.»
    «Das ist die bekannteste Geistergeschichte Ludlows, Merrily. Obwohl es an Konkurrenz in dieser Stadt nicht mangelt. Es gibt sogar jemanden, der während der Saison mindestens zweimal pro Woche Geistertouren anbietet. Marion ist bestimmt seine Hauptattraktion.»
    «Nach allem, was ich über das Mittelalter weiß», sagte Merrily, «kann ein ungebundenes Mädchen damals eigentlich höchstens dreizehn, vierzehn gewesen sein.»
    Bernie hustete. «Wenn überhaupt.»
    «Robbie wird das gewusst haben. Er ist allein durch die Stadt spaziert. Er kann sich gut eine Beziehung ersponnen haben – in dem Alter vielleicht auch nur eine romantische Freundschaft – mit einem Mädchen aus der Vergangenheit, nicht mit einem übernatürlichen Wesen. Das arglose Burgfräulein. Solche Mädchen trifft man heute selten.»
    Merrily dachte an Jane, auf die die Beschreibung «arglos» schon nicht mehr zutraf, seit sie acht geworden war.
    «Und dann hat er ihr geschrieben?», sagte Bernie zweifelnd.
    «Das macht die Phantasie konkreter. Dadurch wird Marion für ihn realer.»
    «Und er hat sie gebeten, ihn zu treffen? Und er sagt ihr, dass er auf sie wartet?»
    Merrily zuckte mit den Schultern.
    «Wenn das Ihre psychologische Erklärung ist», sagte der Bischof, «weiß ich nicht, ob ich die andere überhaupt hören möchte.»
    «Die andere ist noch nicht so ausgefeilt.»
    Sie schwiegen eine Weile. Ein paar Kinder schrien und spielten mit einer Bierdose Fußball. Merrily kurbelte ihr Fenster hoch.
    «Andy, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass Ihre Mutter die Geschichte über Marion auch kennt?»
    Mumford grunzte. «Ich kannte sie nicht. Aber ich bin ja auch nicht von hier.»
    «Ich frage mich, ob sie die Geschichte unbewusst mit Robbies Tod in Verbindung bringt. Sie hat seine Zeichnung gesehen. Und wahrscheinlich hat sie auch den Brief gelesen, selbst wenn sie es vergessen hat. Und in ihrer Verwirrung …»
    Auf dem Platz schrie einer der Jungs, die mit der Bierdose gespielt hatten, ohne erkennbaren Grund: «Verdammte
Schei
ße!» Merrily dachte an die Schreie der Bewohner – irgendwo auf dem Endlosband –, die von den de-Lacy-Männern niedergemetzelt worden waren, während der tote Körper von Marion de la Bruyère am Fuß des Turmes lag.
    «Andy, auf der Karte schreibt er ja, dass er zu Hause sehr unglücklich ist – könnte es deshalb nicht auch …»
    «Sie meinen Selbstmord.»
    «Würden Sie es in dem Fall» – Merrily sah über die Schulter den schattenhaften Mumford an – «noch weiterverfolgen wollen?»
    «Falscher Turm», sagte Mumford stur. «Sie haben gehört, was Osman gesagt hat: Der Junge kannte das Schloss wie seine Westentasche. Wenn er sich auf dieselbe Weise wie dieses Mädchen hätte umbringen wollen, warum sollte er dann vom falschen Turm springen?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Ich sag Ihnen was», sagte Mumford. «Wenn Sie sich weiter um diese Geistergeschichten kümmern, suche ich vielleicht mal die echte Frau. Die, mit der er gesehen wurde. Mutter und Sohn.»
    «Mrs. Pepper.»
    «Wenn sich herausstellt, dass sie Marion heißt, was hat das dann zu bedeuten?»
    «Es wird langsam spät», sagte der Bischof. «Vielleicht sollten wir uns auf den Weg machen und das tun, wofür wir hergekommen sind: sehen, wie wir Ihre Mutter trösten können, hören, was Phyllis zu sagen hat. Und dann … ein kleiner Gebetskreis, oder, Merrily? Eine Segnung des Hauses? Wie geht es Ihrem Vater, Andrew?»
    «Dem geht’s gut.»
    «Wenn er noch der Reg ist, den ich in Erinnerung habe, dann zeigt er seine Gefühle wahrscheinlich nicht, aber ich werde ihn überreden mitzumachen. Gut, Andrew, wie wär’s, wenn Sie schon mal den Boden bereiten? Merrily und ich sollten vielleicht … das weitere

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