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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sagte sie, «da waren alle in ihrer Band als Leichenbestatter verkleidet und haben Belladonna in einem Sarg auf die Bühne gerollt.»
    Sie erinnerte sich an das Album:
Nachtschatten
. Bestimmt hatte sie es inzwischen nicht mehr, oder Jane hatte es sich genommen. Auf dem Cover war Belladonna in einer Art verstaubter Kapelle zu sehen gewesen, eine Mandoline im Arm wie ein Baby, einen Träger ihres Kleides heruntergezogen, als wollte sie dem Instrument die Brust geben. Eine subtile Gotteslästerung.
    «Und dieser Typ, mit dem du gesprochen hast», sagte Lol, «der meinte, die Frau heißt Mrs. Pepper?»
    «Hmhm.»
    «Prof hat gesagt, dass Belladonna mal mit ihrem Produzenten verheiratet war, Saul Pepper.»
    «Dann haben wir’s ja. Ich rufe Andy Mumford an, wenn ich nach Hause komme, und sag es ihm.»
    Welche Verbindung es auch immer zwischen Belladonna und Robbie Walsh gab, Mumford würde es herausfinden.
Wenn Sie sich weiter um diese Geistergeschichten kümmern, suche ich vielleicht mal die echte Frau
. Die Tatsache, dass seine Mutter ertrunken war, würde kaum dazu führen, dass Andy sich bei den Ermittlungen zurückhielt.
    «Lol …» Er lehnte sich auf dem viktorianischen Sofa zurück, sodass der großäugige Alien auf seinem Sweatshirt gut zu sehen war. Lol, der ehemalige Psychiatrie-Patient und Studienabbrecher im Fach Psychologie. «Du warst ein Kind mit viel Phantasie, oder?»
    «Wie kommst du denn darauf?»
    «Hast du dich mal in jemanden verliebt, den es gar nicht gab? Ernsthaft.»
    «Bei mir war es immer ernsthaft.» Lol stand auf. «Man macht doch sogar aus den wirklichen Menschen etwas, das es gar nicht gibt. Man fängt mit einem schönen Gesicht an, und dann baut man etwas darum herum auf, das einen vielleicht lieben könnte.»
    Sie erzählte ihm von Robbie Walsh und Marion de la Bruyère.
    Lol sagte: «Wenn er Ludlow als Zufluchtsort vor etwas wirklich Schlimmem betrachtet hat … als er gestorben ist, waren doch die Ferien zu Ende, oder?»
    «So gut wie.»
    «Vielleicht konnte er es dieses Mal einfach nicht ertragen zurückzugehen. Vielleicht wollte er einfach bei Marion bleiben.»
    «Selbstmord? Nichts von dem, was Mumford erzählt hat, deutet darauf hin, dass es bei ihm zu Hause derartig schlimm gewesen ist.»
    «In dem Alter ist es mit der Zukunft, als würde man vom falschen Ende durch ein Teleskop sehen. Man kann höchstens ein paar Monate vorausschauen, und wenn man eine schwierige Zeit durchlebt, sieht man keinen Ausweg mehr.»
    «Du meinst, er hat sich in Ludlow umgebracht und ist so gestorben wie Marion, weil das die einzige Möglichkeit war, in der Stadt zu bleiben?»
    Sie sah Lol in die Augen. Lol zuckte mit den Schultern.
    Als Merrily für den Stillen Gottesdienst zurück in die Kirche ging, versuchte sie sich dieses unwahrscheinliche Dreiergespann vorzustellen: Robbie, Marion, Belladonna. Die Verbindung zwischen dem Kind und der Gothic-Rocksängerin aus den achtziger Jahren war am schwersten nachzuvollziehen.
    «Ehrlich gesagt», flüsterte Lol im Türrahmen der Sakristei, «wenn sich herausstellt, dass er selbstmordgefährdet war, könnte ich mir geeignetere Berater vorstellen.»

12  Esoterisch
    Merrily spürte es irgendwie und sah vielleicht eine halbe Sekunde vorher auf … und schon war Sophies Gesicht wieder völlig ausdruckslos.
    Am Himmel vor dem Fenster des Torhausbüros hingen schwellende Wolken, als rückten die Muskelprotze einer Straßengang näher. Vielleicht war es die plötzliche Dunkelheit gewesen, wegen der sie den Kopf gehoben hatte; mit Sophie hatte es nichts zu tun. Sophie war der einzige Mensch, den Merrily kannte, der Missfallen ausdrücken konnte, ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern – das lag wahrscheinlich an ihrer Herkunft.
    «Stimmt was nicht, Soph?»
    «Bitte?»
    Sophie sah vom Computer auf. Sie trug einen dunkelroten Hosenanzug aus Wollstoff und dazu eine cremefarbene Seidenbluse. Sie war seit vielen Jahren die Sekretärin des Bischofs von Hereford und ihr Gewicht in Perlen wert.
    «Sie haben so finster dreingeschaut», sagte Merrily.
    «Bestimmt nicht, Merrily.»
    Von irgendwoher war leises Donnergrollen zu hören. Merrily stand von ihrem Schreibtisch auf. Montags versuchte sie immer für ein paar Stunden hereinzukommen, um festzustellen, was in Sachen spirituelle Grenzfragen so anstand, obwohl das in letzter Zeit nicht viel war. An diesem Tag war sie spät dran, weil sie nachmittags eine Feuerbestattung abhalten musste. Es war eine schwierige

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