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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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eigentliche Bedeutung des Gebots: Du sollst Vater und Mutter ehren, die darin bestand, alten Menschen zuzuhören. Sie war nicht sehr überzeugend, zumal sie Probleme hatte, sich zu konzentrieren. Wenn Merrily die Augen schloss, sah sie das Gesicht der ertrunkenen Phyllis Mumford vor sich und hörte ihre zarte Stimme: Jetzt … jetzt weiß ich, wer Sie sind, meine Liebe.
    Wieder im Spülküchenbüro, rief sie Lol an und erzählte ihm von der letzten Nacht. Von den zwei Frauen, eine davon tot, eine in einem bodenlangen Umhang, in Begleitung jüngerer Leute in Gruftikleidung. Der Schock des Wiedererkennens.
    «Belladonna?», sagte Lol. «Bist du sicher?»
     
    Direkt nach dem Mittagessen – Pfarrer wussten genau, wann man andere Pfarrer sonntags am besten erreichte – rief Siân Callaghan-Clarke an. Nigel Saltash hatte ihr von Phyllis Mumford erzählt, er hatte es im Radio gehört.
    «Es ist furchtbar, aber ich muss sagen, Nigel war eigentlich nicht überrascht. Vor allem ist es so traurig, weil Nigel morgen als Erstes mit ihrem Hausarzt reden wollte.»
    «Wollte er das?»
    «Aber Gott sei Dank, Merrily, Gott sei Dank haben Sie es nicht noch weiter vorangetrieben.»
    «Wie bitte?»
    «Stellen Sie sich mal vor, die Presse hätte Wind davon bekommen, dass im Haus dieser armen Frau, wenige Stunden bevor sie starb, so eine Art exorzistischer Ritus durchgeführt wurde – so hätten die das doch gesehen.»
    «Sie meinen die Segnung des Hauses?»
    «Es geht ja nicht darum, was genau getan wurde, Merrily –»
    «Ein paar Gebete?»
    «Es geht darum, wer es getan hat. Sie sind als Exorzistin inzwischen ganz schön bekannt, nicht zuletzt bei bestimmten Zeitungsredaktionen. Manche Leute zählen eins und eins zusammen, und es kommt drei heraus.»
    «Und wenn es nach diesem ‹exorzistischen Ritus› nicht passiert wäre? Wenn sie nicht in den Fluss gegangen und noch am Leben wäre …»
    Aber sie
hatte
es getan. Merrily war hinter Saltashs Rücken zurückgegangen und hatte eine rudimentäre Segnung vorgenommen, und Mrs. Mumford war trotzdem gestorben.
    «Das Was-wäre-wenn-Spiel könnten wir noch den ganzen Tag spielen, Merrily», sagte Siân, «aber ich glaube, bei Altersdemenz hat ein Exorzismus noch nie geholfen.»
    «Sie meinen also, ich sollte das Amt niederlegen, Siân, ehe ich die Kirche noch mehr in Misskredit bringe?»
    «Seien Sie nicht albern», sagte Siân.
     
    Sonntagabend rief der Bischof auf dem Handy an. Es gab etwas, das Merrily seiner Meinung nach wissen sollte.
    «Der alte Reg Mumford hat mich heute angerufen. Es macht einem Hoffnung, dass er dazu in der Lage war.»
    «Wie geht es ihm?»
    «Er ist bei seinem Sohn, will aber morgen unbedingt wieder nach Hause. Er … wirkte recht klar. Und schicksalsergeben. Leider war hinter dieser Schicksalsergebenheit, hinter seinem Verlust aber auch Erleichterung zu spüren, eine erschöpfte Art der Erleichterung. Er sagte, er wusste, dass Phyllis nie damit zurande gekommen wäre, was mit Robbie passiert ist, ganz gleich, wie lange sie noch gelebt hätte.»
    Merrily war in der Kirche, um sich auf den Stillen Gottesdienst vorzubereiten.
    «Sie meinen, er denkt, dass sie vielleicht sterben wollte?»
    «Nicht ganz», sagte Bernie. «Sie war so überzeugt davon, dass der Junge immer noch da war, in der Stadt, dass Reg fast erwartete zu hören, sie wäre von einem Auto überfahren worden, weil sie einfach losgerannt war, nachdem sie Robbie auf der anderen Straßenseite gesehen hatte.»
    «Seine … Reflexion.»
    «Reflexionen. Genau. Wissen Sie … hm … Reg hat gesagt, in glücklicheren Zeiten seien Phyllis und er oft am Fluss spazieren gegangen. Und an einem guten Abend letzte Woche hat sie ihn gebeten, wieder mit ihr dorthin zu gehen.»
    «Oh nein.» Merrily schloss die Augen.
    «Es war früh am Abend, das Wasser war ganz ruhig. Und sie stand da und hat auf den Fluss geschaut. Und natürlich …»
    «Robbie.»
    «Er hat sie aus dem Wasser heraus angesehen.»
    «Oh Gott.»
    «Reg hat es nicht ertragen. Er hat sie weggezogen. Sie sind nach Hause gegangen, ohne miteinander zu reden. Das Letzte, was sie gestern Abend zu ihm gesagt hat, war: ‹Ich kann ihn hier drin nicht mehr fühlen. Du hast ihn verscheucht.›»
    «Weil er den Spiegel umgedreht hat?»
    «Wer weiß? Dann ist sie gegangen. Er hat gehört, wie sie vor dem Haus eine Weile mit einem Nachbarn sprach. Als er nach ihr gesehen hat, war sie nicht mehr da.»
    «Und das hat er Ihnen gestern Nacht noch nicht

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