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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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die wilderen Elemente innerhalb der Diözese? Die Charismatiker, die Evangelikalen?»
    «Wenn man bedenkt, wie starr und repressiv manche Leute einen Exorzismus handhaben … so kann der Deckel auf dem Topf gehalten werden, wie es mal jemand ausgedrückt hat. Und von den Charismatikern ist sie natürlich nicht begeistert: mit den Armen wedeln, klatschen, in Zungen reden – wer weiß, wem oder was diese Leute sich da öffnen. Denken Sie an meinen Vorgänger. Er hat das alles gehasst.»
    «Aber aus anderen Gründen», sagte Sophie. «Kanonikus Dobbs hat gelebt wie ein Asket – er hat sich selbst verleugnet, gefastet, stundenlang gebetet. Er war ein zutiefst spiritueller Mann. Und er war absolut gegen weibliche Pfarrer, wie wir wissen, und ich habe auch keinen Zweifel daran, auf welcher Seite er in Sachen homosexuelle Geistliche gestanden hätte.»
    «Sie haben recht, es funktioniert in jede Richtung. Rationalismus kann sogar noch repressiver sein, auf seine Art. Für Rationalisten ist jede Besessenheit eine geistige Krankheit, und alle Geister sind psychologische Projektionen. Siân ist möglicherweise noch restriktiver als Dobbs.»
    «Aber warum …» Sophie legte nachdenklich den Daumen ans Kinn und strich sich mit dem Zeigefinger über die Wange. «Warum will sie dann Martin Longbeach im Beirat haben? Einen … na ja, einen Ökofreak.»
    «Alles nur Show, glaubt Huw. Martin ist schließlich harmlos, oder nicht? Und schwul. Wahrscheinlich eine Eins-a-Informationsquelle, aus der sie erfährt, was die Verrückten am Rand der Gesellschaft so treiben. Und er fühlt sich zweifellos dermaßen geehrt, von ihr ausgewählt worden zu sein, dass er nichts lieber tut, als alles weiterzuerzählen. Vielleicht wird Martin ja auch darauf vorbereitet, mein Nachfolger zu werden …»
    Das Telefon klingelte. Sophie nahm schnell ab, womöglich um sich nicht vorstellen zu müssen, wie Martin Longbeach mit seinen Duftkerzen und Kräutertees hier im Büro saß.
    «Torhaus.»
    Merrily hörte eine Männerstimme aus dem Hörer dringen.
    «Moment, ich sehe nach, ob sie da ist.» Sophie deckte mit der Hand die Sprechmuschel ab. «Das ist Sergeant a.D. Mumford, sind Sie –?»
    «Klar.»
    Sie hatte am Abend zuvor nur sehr kurz mit ihm gesprochen und ihm von der Frau erzählt, die sich als Belladonna entpuppt hatte. Ihr Name hatte Mumford nichts gesagt, allerdings kannte er sich nach eigenem Bekunden mit Rockmusik nicht aus, nur von den Rolling Stones hatte er schon mal gehört.
    «Andy, ich wollte Sie heute Abend selbst anrufen. Wie geht …»
    «Wenn Sie einen Fernseher haben, machen Sie ihn an.» Mumfords Stimme klang so drängend, wie man es von ihm gar nicht kannte. «Hab nur den Aufmacher gesehen und gleich bei Ihnen zu Hause angerufen, Ihre Tochter hat mir gesagt, wo ich Sie erreichen kann. Haben Sie einen Fernseher im Büro?»
    «Na ja, wir haben …»
    Sie sah zu dem kleinen tragbaren Gerät hinüber, das auf dem Aktenschrank einstaubte.
    «Schalten Sie ein.
Central News
, es läuft jetzt gerade. Ich rufe nachher wieder an.»
    Donner grollte wie ein schwerer Güterzug am Horizont, als er auflegte.

[zur Inhaltsübersicht]
Teil zwei
    Jemmie
     
    «Menschen, die Geistererscheinungen deshalb akzeptieren, weil es sichtbare Erfahrungen sind, werden die Überzeugung, dass es so etwas wie eine gespürte Anwesenheit gibt, eher ablehnen, denn dies ist keine externalisierte Erfahrung … Ich bin überzeugt, dass diese gespürte Anwesenheit viel öfter empfunden wird, als bekannt ist.»
    Andrew Mackenzie
, The Seen and the Unseen
(1985)
     
     
    «Und wer da laufet in der Stadt umher
    Wird finden gar selten und erfreulich Ding.»
    Thomas Churchyard (über Ludlow, 1578)

13  Extrem
    «… Die Möglichkeit besteht, ja, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass es ein Unfall war.»
    Das Mauerwerk hob sich scharf von dem wolkigen Himmel ab, eine gezackte Nahaufnahme. Dann zoomte das Bild zurück, und man sah, dass vom Boden aus gefilmt wurde.
    Näher kamen sie wohl nicht heran, denn der Turm war abgesperrt, zwei Polizisten waren als Wachen abgestellt. Altes Bildmaterial über die Ermittlungen in der Robbie-Walsh-Tragödie, dachte Merrily.
    Es gab einen Schnitt, und erneut war der Polizist, der schon zuvor gesprochen hatte, im Bild. Merrily kannte ihn nicht. «Es ist zwar möglich, so einen Sturz zu überleben, aber sehr unwahrscheinlich», sagte der Polizist.
    Wieder ein Schnitt, und das Gesicht von Robbie Walsh war zu sehen, das Schulfoto,

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