Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
hervor. Er straffte die Kette.
Klirr
.
«Pack das Scheißteil weg, du Schwachmat», sagte der Große. Er hatte auffällige Zähne und einen spitzen Metallstift im Kinn. Seine alberne schwarze Jacke hatte überall Reißverschlüsse, wie Operationsnarben. «Muss mich für meinen Kumpel entschuldigen, Alter, der hat sich zu viele Videos reingezogen.»
«Brauchst dich nicht zu entschuldigen», sagte Mumford milde. «Bring ihn einfach nach Hause, und wir vergessen das Ganze.»
«Der war gut, Alter. Also …» Der Große mit den Reißverschlüssen sah sich um. «Isses das hier? Der offizielle Robson-Walsh-Ausverkauf? Alles muss raus?»
«Ihr kanntet Robbie, oder?»
«Wir warn seine besten Freunde, Alter. Wir haben unsern Spaß gehabt mit Robbie.» Er wandte sich den anderen zu. «Hab ich nich recht?»
Der Elfjährige kicherte. Der andere Jüngere aus der Gruppe – gelbe Fleecejacke, Kampfhose, wachsamer Blick – starrte auf seine Turnschuhe hinunter.
«Ihr habt also euren Spaß gehabt.» Mumfords Stimme war wie eine gespannte Leine. «Mit Robbie.»
«Deshalb dachten wir, wir kaufen irgendwas, das uns an ihn erinnert. Aber nich die Bücher, die sind scheiße.»
«Was für ’ne Art Spaß habt ihr denn mit Robbie gehabt?»
«Ich hab an den Computer gedacht. Wie viel?»
«Der ist nicht zu verkaufen», sagte Mumford.
«Ich mach mal ’n Vorschlag, Alter … vierzig Pfund.»
«Du hast nicht zugehört, Freundchen.»
«Na gut – sechzig. Sechzig wirste für ’n gebrauchten Computer, der so alt ist, sonst nich kriegen.» Der Große zog ein erstaunlich dickes Bündel Scheine aus seiner Jeanstasche. «Okay. Ich geb dir siebzig. Siebzig Pfund. Wie findste das?»
Merrily bemerkte, dass die Jungs sich inzwischen in einem Halbkreis um Mumford und sie aufgestellt hatten, der so breit war wie die Garage, sodass sie nicht an ihnen vorbeikonnten.
«Du hast da ja ganz schön viele Scheine, Jason.» Mumfords Gesicht war unbewegt, wie aus Beton.
Jason? Mumford kannte ihn? Merrily sagte nichts und blieb in ihrer Ecke neben der Werkbank stehen. Es waren schließlich nur Jungs. Der Elfjährige … vielleicht war er sogar erst zehn. Der andere Kleine war vielleicht zwölf oder dreizehn und sah die ganze Zeit nervös den Großen an, als mache er sich Sorgen, wo das alles hinführen sollte.
«Redest du mit mir?», sagte der Große. «Soll das mein Name sein, Alter?»
«Ah …» Mumford zog den Stecker des Computers aus der Steckdose über der Werkbank: Der Bildschirm wurde dunkel. «Vielleicht täusche ich mich. Aber du erinnerst mich an Jason Mebus, großer Star aus den Überwachungsvideos – beklaut Behinderte und so. Jason wartet nur darauf, endlich siebzehn zu werden, damit er in den Überwachungsvideos vom Gefängnis mitspielen kann.»
«Keine Ahnung, von wem du redest», sagte der Große.
Genauso gut hätte er sich ein Namensschild anheften können, auf dem
Jason
stand.
«Andererseits, es ist ja schon ziemlich dunkel. Vielleicht täusche ich mich auch», sagte Mumford. «Und wenn ihr alle abhaut, bevor ich euch ein bisschen genauer sehen kann …»
Gut, dachte Merrily. Das war vernünftig.
Jason rührte sich nicht. Der mit dem Metallding im Kinn unterdrückte ein Lachen.
Merrily sah, dass Jasons Augen funkelten. Er legte Mumford eine Hand auf die Schulter.
«Bist du ’n Cop, Alter?»
«Hände weg, Junge», sagte Mumford ruhig.
Jason verstärkte seinen Griff. «Sag schon, Alter, bis du ’n C–»
Mumford bewegte sich schneller, als Merrily es für möglich gehalten hätte, drückte dem Jungen den Arm auf den Rücken, drehte ihn um und stieß ihn – rums! – gegen die Wand.
«Nein. Zu deiner Information, bin ich nicht.» Mumford drückte seinen Unterarm in Jasons Nacken. «Und das heißt, ich kann mit dir machen, was ich will.»
Merrily sah einen blutigen Abdruck an der Wand, dort, wo Jason mit dem Mund dagegengeprallt war.
«Andy …» Sie trat aus ihrer Ecke. Wenn Mumford dem Jungen einen Zahn ausgeschlagen hatte, hätten sie ein Problem. «Sollen wir nicht einfach –»
«Du könntest damit anfangen, warum du dich für den Computer interessierst, Jason», sagte Mumford. «Oder vielleicht damit, wer dich geschickt hat, um ihn zu holen, und dann –»
Und dann wurde Merrily von hinten nach unten gezogen, fiel auf die Knie und sah, dass der Junge in der gelben Jacke am Kabel des Computers zog, mit knallrotem Gesicht und panischem Blick.
Als sie wieder aufrecht stand, lag die Hundekette um
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