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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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zögernd anklickte, wodurch sie lernte, wie man eine idiotensichere Schlinge knüpfte, um sich aufzuhängen.
    Jane verließ die Website wieder und sah sich die Musiktitel in der Departure Lounge an: ein bisschen was Klassisches und ein paar Namen, die sie noch nie gehört hatte. Und Leonard Cohens «Dress Rehearsal Rag», den Cohen sich, wie hier behauptet wurde, selbst zu singen verboten hatte – Sollte das ein Witz sein? –, und ein Lied mit dem Titel «Gloomy Sunday», das definitiv kein Witz war.
    Gott.
    «Gloomy Sunday» – auch bekannt als «Der ungarische Selbstmordsong» – war 1933 von Rezsö Seress geschrieben und aufgenommen worden, nachdem er sich von seiner Freundin getrennt hatte.
    In dem Song stirbt sie, und er beschließt, ihr zu folgen. Die echte Freundin hatte sich später umgebracht und einen Zettel hinterlassen, auf dem nur «Gloomy Sunday» stand. Rezsö Seress selbst sprang 1968 aus dem Fenster seiner Wohnung in den Tod.
    «In den Tod», Jane registrierte, dass sie die Worte vor sich hin geflüstert hatte. Ihr gefiel das alles nicht. Sie erfuhr, dass das Lied von der BBC und anderen Radiostationen verboten worden war, weil es mit so vielen Selbstmorden in Verbindung gebracht wurde, einige davon in der Musikbranche. Das schottische Duo
The Associates
hatte den Titel 1980 gecovert.
    Aber die düsterste Version blieb das Original, das kürzlich mit neuer Technik vom Rauschen und Knistern gereinigt worden war und bei denen, die es hörten, angeblich Albträume, Depressionen und irrationale Ängste auslöste, auf dieser Website aber nicht heruntergeladen werden konnte.
    Allerdings …
    Die bereinigte Version war
1999
, als Belladonna «Gloomy Sunday» gecovert hat, nicht verfügbar, und die Sängerin hat darauf bestanden, dass das Knistern und Rauschen der
1933
er Aufnahme in ihrer Version genauestens reproduziert wird. Die Produktionsfirma lehnte es ab, die Belladonna-Version in das Album
The Pervading Dark
aufzunehmen – für das sie eingespielt worden war –, nachdem es eine Welle von Selbstmorden gegeben hatte, denen auch ein Toningenieur, eine Sekretärin und ein früherer Liebhaber der Sängerin zum Opfer fielen, nämlich der Studiomusiker Eric Bryers, der sich von einem Hochhaus im Süden Londons stürzte.
    Jane trank einen Schluck Wasser. Gott. Ob Mom das wusste? Eher nicht, vermutete sie.
    Eine Theorie lautete, dass die Musik Teil eines okkulten Rituals war, das Seress für unbekannte Zwecke entwickelt hatte und an dem auch seine Freundin teilnehmen sollte. Offenbar machte ihr das Ganze jedoch große Angst, was mit ihrem Selbstmord in Verbindung stehen könnte.
    Die Worte «Gloomy Sunday» blinkten Jane vom Bildschirm entgegen.
    Hm-hm. Sie schloss das Bildschirmfenster.
    Belladonna. Es gab ein paar Künstler, die in den achtziger Jahren groß gewesen waren und die man immer noch mögen konnte, ohne dass es uncool gewesen wäre: Elvis Costello, Julian Cope und natürlich XTC . Aber Belladonna …
    Belladonna arbeitete mit Synthesizern. Sogar ihre Stimme klang, als wäre sie elektronisch erzeugt, dünn und kreischend. Belladonna wirkte sehr kühl, ihr fehlte jede Innigkeit. Aber auf ihre trostlose Art, das musste Jane leider zugeben, riss einen Belladonnas Musik manchmal mit.
    Irgendwie war Jane an diesem Abend sehr empfindlich. Hatte vielleicht damit zu tun, dass sie allein im Pfarrhaus war. Sie sollte wirklich Belladonnas «Gloomy Sunday» herunterladen. Die ganze Geschichte klang irgendwie faul.
    Andererseits war Jane ziemlich sicher, dass es
The Associates
wirklich gegeben hatte. Das Problem mit dem Internet war, dass man dort auf so viele Halbwahrheiten und Vermutungen traf.
    Jane klickte wieder auf das Musik-Feld. Sofort begann «Gloomy Sunday» zu blinken. Ihre Hand schwebte über der Maus.
     
    Mumford legte in aller Ruhe seine Brille in das Etui und steckte es in die Innentasche seines Jacketts. Er stand da und sah von einem der Gesichter im Schatten zum andern, als würde er jedes einzelne im Geiste mit einem Fahndungsfoto vergleichen. Dann räusperte er sich.
    «Kann ich euch helfen, Jungs?»
    Und Merrily wurde klar, dass es wirklich noch Jungs
waren
. Überwiegend vor dem Stimmbruch, und der ungefähr Elfjährige, der zuvor schon da gewesen war.
    Der Größte und vermutlich auch Älteste trat einen Schritt vor. Er war ungefähr einen Kopf größer als Mumford.
    «Wir haben gehört, hier ist Garagenverkauf.» Der Kräftige mit der Kette grinste unter seiner Kapuze

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