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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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aussehe. Sollen wir das einfach auf sich beruhen lassen?»
    Mumford seufzte. «Mrs. Watkins, Sie wissen doch, wie so was läuft. Vor Gericht erscheinen die in ihrer Schuluniform und ordentlich gekämmt. Wirken verängstigt und hilflos. Einem fehlt ein Schneidezahn. Mr. Ryan Nye ist ihr Pflichtverteidiger. Und der macht ein paar Andeutungen über meinen Geisteszustand nach dem Tod meiner Mutter und meines Neffen – den diese Jungs angeblich nie gekannt haben. Muss ich das noch weiter ausführen?»
    «Und wenn ich Bliss zu Hause anrufe?»
    Mumfords Gesichtsausdruck reichte, um sie zum Schweigen zu bringen. Er streckte die Hand aus und berührte den Computer, in dessen Innerem etwas herunterfiel.
    «Jedenfalls haben sie erreicht, was sie wollten.»
    Ihr fiel ein, wie Jason Mebus auf seinem Weg nach draußen zweimal heftig gegen den Computer getreten hatte.
    «Der wird bei dem Flohmarkt vermutlich nicht mehr viel bringen.»
    «Nein.»
    «Was werden Sie Ihrer Schwester sagen?»
    Mumford bückte sich und hob Robbies Baseballkappe auf.
    «Gar nichts.»
    «Wie bitte?» Merrily hatte in ihrer Manteltasche ein Taschentuch gefunden und drückte es sich vorsichtig ans Gesicht. Sie zuckte zusammen und sah Mumford mit einem Auge an. «Kann es sein, dass ich hier irgendwas nicht verstehe?»
    «Ich dachte zuerst, der Junge hätte den andern gesagt, dass wir hier sind», sagte Mumford. «Aber dann habe ich mir überlegt, warum Ange nicht bei uns geblieben ist. Würde man nicht dabeibleiben, wenn jemand die Sachen des eigenen toten Jungen durchsieht? Und sichergehen, dass dieser Jemand nichts findet, was er nicht finden soll?»
    «Was wollen Sie damit sagen?» Merrily registrierte allzu deutlich seinen rot und lila geschwollenen, aufgerissenen Hals. Wenigstens war seine Frau Krankenschwester.
    «Komisch, dass Ange nicht wiedergekommen ist, oder?», sagte er. «Komisch, dass ihr Typ nicht aufgetaucht ist.»
    «Sie glauben, die beiden haben die Jungs …»
    «Könnte doch sein, dass die allesamt ihre Gründe dafür hatten, uns nicht sehen zu lassen, was auf dem Computer ist. Auch die Kids.»
    Mumford sah Merrily aus hellen Augen fest an. «Vielleicht sagt uns das auch, warum Robbie Angst hatte, nach den Ferien wieder hierherzukommen.»
    Wir warn seine besten Freunde, Alter. Wir haben unsern Spaß gehabt mit Robbie.
    «Als jemand, der normalerweise immer nur das Beste in den Menschen sieht, habe ich zugegebenermaßen ein Problem mit diesen Jungs», sagte Merrily.
    «Wir sollten das nicht verharmlosen, Mrs. Watkins», sagte Mumford. «Sie haben ihn umgebracht. Jedenfalls so gut wie.»
    Und das konnte Merrily nicht von der Hand weisen. Bevor sie aus der Garage in die Dunkelheit und den Nebel traten, bemerkte Merrily, wie Mumford die türkisfarbene Baseballkappe einsteckte. Dann hob er den Computer hoch.
    «Ist ja denkbar», sagte er, «dass die Festplatte nicht komplett zerstört ist.»
     
    Jane wachte so plötzlich auf, dass Merrily den Stuhl festhalten musste, damit er nicht umkippte.
    «Tut mir leid.» Sie hielt ihre Tochter an den Schultern fest. «Mir war nicht klar, dass du –»
    Das Spülküchenbüro wurde nur vom Computer erhellt. Merrily hatte für diese Nacht genug von Computern. Sie brauchte ein Bad. Sie war erschöpft und schmutzig und nutzlos, und alles tat ihr weh.
    «Warum bist du nicht ins Bett gegangen?»
    «Wo warst du?»
    «Wie lange sitzt du denn –» Sie sah auf den Bildschirm. «Bist du eingeschlafen, als du noch online warst?»
    «Oh, Mist … aber das waren höchstens zwanzig Minuten. Und nachts ist auch gar nicht so teuer.»
    «Vergiss es, ist meine Schuld.» Merrily schaltete die Schreibtischlampe an und den Computer aus. «Ich hätte anrufen sollen, ich dachte nur, du bist ins Bett gegangen – sieh mich nicht so an. Es war … schwierig. Ich sehe wahrscheinlich nicht so toll aus.»
    «Scheiße …», flüsterte Jane.
    «Jane –»
    «Das muss aber wirklich verdammt schwierig gewesen sein?»
    «Mir geht’s gut. Ich erzähl dir morgen früh alles. Streng vertraulich.»
    «Hat das Mumford gemacht?»
    «Hm?»
    «Hat Mumford dir das blaue Auge geschlagen?»
    «Was?»
    Merrily stolperte aus dem Büro, durch die Küche und zu dem Spiegel in der Diele.
    «Oh, Scheiße», sagte Merrily.
     
    Als sie zurück ins Spülküchenbüro kam, hielt sie einen kalten Schwamm an ihr Auge, der Computer war wieder an, und Jane saß davor. Sie drehte sich noch nicht mal um, um sich die Verletzung genauer

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