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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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historischen Gebäude kostspielige Instandhaltungsmaßnahmen notwendig sind, ist sie mit ihrem Scheckbuch zur Stelle. Sie hat offenbar sogar geplant, einen Treuhandfonds einzurichten, um die historischen Gebäude zu erhalten. Und dann war da diese Bebauungsgeschichte. Weißt du noch, der Flächennutzungsplan für die Weircroft-Felder, Bernard?»
    Der Bischof schüttelte den Kopf. «Wahrscheinlich war ich da schon weg.»
    «Der Besitzer einiger Felder in der Nähe des Wehrhauses – der aussieht wie ein Zigeuner, wenn Sie mich fragen – hat versucht, eine Bebauungsgenehmigung zu bekommen, weil er dort Wohnhäuser bauen wollte. Seine Chancen standen fünfzig-fünfzig.»
    «Unten am Fluss?», fragte der Bischof. «Das kann doch nicht sein!»
    «Unterhalb der Schlossmauern. Der Stadtrat war dagegen, und die unmittelbaren Anwohner natürlich auch. Aber so, wie die Regierung im Moment den Wohnungsbau betreibt – immer noch mehr und noch mehr, ob noch Grünflächen übrig bleiben, spielt keine Rolle –, hätte er Berufung einlegen können, und wahrscheinlich hätte er gewonnen. Und dann hat sie ihm ein Angebot gemacht.»
    «Wirklich?»
    «Es war ein sehr großzügiges Angebot. Aber er musste sich sofort entscheiden. Jetzt oder nie. Also hat sie das Land gekauft und es unter Bebauungsschutz gestellt. Und jetzt wird natürlich keiner ihrer Nachbarn auch nur ein Wort gegen sie sagen, denn wenn sie wegzieht, steht das Grundstück wieder zum Verkauf. Deshalb sind alle Leute in der Gegend stumm und taub, was das betrifft.»
    «Was was betrifft, George?»
    «Es sind mehr als Gerüchte: Für Klatsch und Tratsch habe ich mich nie interessiert, Bernard, das weißt du.»
    Merrily fragte sich, ob sie jemals im Leben jemanden treffen würde, der dazu stand, dass er ganz gerne mal tratschte. «Sie läuft auf den Straßen herum, oder? Nachts. Und manchmal mit einer Kerze.»
    George Lackland verschränkte die Arme.
    «Wie ein Geist», sagte Merrily.
    George ließ seine Arme fallen. «Wie eine Hure.»
    «George, also wirklich», sagte der Bischof.
    «Du hast lange genug hier gelebt, Bernard. Du weißt doch Bescheid. Die Prostituierten in dieser Stadt … die kennen ihren Platz. Und du wirst mir ja wohl zustimmen: Dieser Platz ist nicht der Friedhof von St. Leonard.»
    «Nun mach aber mal halb–»
    «Es gelingt uns irgendwie, das alles unter der Decke zu halten. Die Polizei – na ja, auch wenn sie gegen das Gesetz verstoßen hat, das ist ja gar nichts, verglichen mit dem, womit die es heutzutage sonst so zu tun haben. Kann man eine Frau wegen unsittlicher Entblößung verhaften? Oder wegen kleiner Diebstähle?»
    «Verzeihung», sagte Merrily. «Aber worum –»
    «Sie hat aus der Kirche St. Laurence ein Gebetbuch gestohlen. Vielleicht auch noch anderes, aber bei dem Gebetbuch hat jemand gesehen, wie sie es eingesteckt hat und gegangen ist. Da ist noch mehr, aber das konnten wir David Cook nicht sagen, bei seinem Gesundheitszustand.»
    «Noch mehr? Was denn genau?»
    «Wir haben die Beweise nicht aufbewahrt.»
    Merrily wartete. Bernie Dunmore wappnete sich mit einem Schluck Cognac.
    «Was sie in der Kirche hinterlassen hat», sagte George gepresst, «hinter einer der Miserikordien … so etwas bewahrt man normalerweise nicht auf.»
    «Vielleicht bin ich ja etwas naiv …», sagte der Bischof.
    «Erinnerst du dich an das Corey House in der Broad Street? Dort hat ein Innenausstatter und Restaurator seinen Laden. Callum, der Sohn, hat im Wehrhaus eine Wand verputzt. Sie hatte ein paar sehr merkwürdige Forderungen. Sein Vater ist im Stadtrat und ist auf mich zugekommen. Sie sind zugezogen, aber eine sehr anständige Familie. Sie dachten, ich sollte Bescheid wissen.»
    «Was für Forderungen waren das denn?», fragte Merrily. Aber George schüttelte bloß schaudernd den Kopf.
    «Und dann sind da noch diese Partys. Die jungen Leute. Der Gesang.»
    «Was für ein Gesang?»
    «Ich benutze das Wort nur aus Höflichkeit», sagte George. «Es klingt eher wie jammernde Katzen.»
    «Sie haben es gehört?»
    «Nur einmal. Mir war gesagt worden, ich solle einmal den Linney hinuntergehen und es mir anhören. Es ähnelte einem Lied, aber ich konnte die Worte nicht verstehen. Ich glaube, das war sie gemeinsam mit noch ein paar anderen Leuten.»
    «Vermutlich dieselben, die auch beim Henkersturm waren, nachdem das Mädchen gestorben war?»
    «Ja. Die Nachbarn … die schauen weg. Ein paar von den einheimischen Männern sind weniger tolerant, vor

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