Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
allem, wenn sie aus dem Pub kommen.»
«War das … einer dieser Männer, der niedergestochen worden ist?», fragte Merrily.
George atmete langsam ein und sagte nichts.
«Aber es wurde niemand angeklagt, oder? Wurde vielleicht jemand davon überzeugt, dass er besser nichts sagt?»
«War vermutlich doch nicht so schlimm», sagte George ruhig.
«Als führendes Mitglied des Polizeiausschusses ist das vermutlich nicht ganz einfach für Sie», sagte Merrily.
Im Gesicht des Bürgermeisters flackerte Ärger auf. Merrily stellte eilig die nächste Frage, ehe er wieder dichtmachte.
«Wussten Sie, dass Mrs. Pepper mit Robbie Walsh zusammen gesehen wurde, kurz bevor er starb?»
«Natürlich wusste ich das. Sie ist in der ganzen Stadt mit ihm zusammen gesehen worden – in der Kirche, auf dem Weg bei den Eiben …»
«Wissen Sie, was die beiden zusammengeführt hat?»
«Nein. Aber ich führe mit ihr auch keine längeren Gespräche. Das ist das Beste.»
«Haben Sie irgendeine Ahnung, warum sie tut … was sie tut?»
George antwortete nicht. Er kratzte sich am Handrücken, als wäre er gestochen worden.
«Offensichtlich deckst du sie, George», sagte Bernie. «Und das schon seit einiger Zeit, wie es klingt. Um Susannahs willen, und um Stephens willen natürlich.»
Der Bürgermeister ging zu dem französischen Fenster, zog an einer Schnur, um die Samtvorhänge zu schließen, und stellte sich mit dem Rücken davor, als wollte er etwas draußen halten.
«Und im Interesse der Stadt natürlich», sagte Bernie gerissen.
«Die Frau ist krank, sie ist …» George Lackland streckte sich und zog die Vorhänge oben zusammen, wo sich ein Gleiter gelöst hatte, und Merrily glaubte, ihn «böse» sagen zu hören, aber sie war nicht sicher. Er drehte sich um. «Es setzt mir ziemlich zu, mich immer fragen zu müssen, was sie als Nächstes vorhat, das muss ich zugeben. Letztlich wünschte ich, sie wäre nie hergekommen, und ich wünschte, sie wäre wieder weg.»
«Ich habe den Eindruck, dass all deine Probleme Teil eines großen Problems sind, George. Könnte das sein?», fragte der Bischof.
George Lackland antwortete nicht.
«Und du kannst den Stadtrat nicht einbeziehen, George, und die Polizei auch nicht. Ich nehme an, deshalb sind wir hier.»
«Vielleicht wollte ich nur mit jemandem sprechen, der die Stadt kennt und alles einordnen kann», sagte der Bürgermeister. «Selbst wenn man letztlich nichts dagegen tun kann. Immerhin könnte man sich über ein paar Dinge klarwerden.»
«Über manches wird man sich nicht so leicht klar.»
«Vielleicht habe ich das falsche Wort benutzt. Ich bin kein besonders gebildeter Mann, wie du weißt. Aber es gibt Gebiete … Erfahrungsgebiete, wo Bildung auch nicht viel hilft.»
Die Vorhänge bewegten sich in einem leichten Luftzug. George Lackland betrachtete sie lächelnd.
«Mir fällt gerade ein junger Mann ein, der es auf leicht verdientes Geld abgesehen hatte – und ein paar Stunden allein im Henkersturm verbrachte.»
«Oh, George, das ist so lange her –»
«Ich habe nie wieder einen Mann gesehen, der solche Angst hatte. Er ist stolpernd über den Burghof gerannt und glaubte, seine Freunde könnten ihn nicht sehen, und damals wollten sie es ihm auch nicht unter die Nase reiben.»
«Was?»
«Wir wollten nicht, dass du versuchst abzuhauen, Bernard, also haben wir uns mit ein paar Flaschen Bier in der alten Magdalenenkapelle versteckt und uns ruhig verhalten. Am Ende waren wir allerdings wieder ziemlich nüchtern. Wir dachten zuerst alle, du tust nur so.»
Merrily lächelte. Der Bischof sah es und setzte einen finsteren Blick auf.
«Mistkerle.» Er trank seinen Cognac aus. «Also gut, George, angenommen, jemand würde sich das alles einmal genauer ansehen. Alles. Diskret. Jemand, der wohlwollend ist, aber, nun ja … sich in allen betreffenden Bereichen auskennt. Und natürlich … absolut zuverlässig ist.»
«Dann wäre ich dieser Person äußerst dankbar», sagte George Lackland, «und würde sie unterstützen, wo ich könnte.»
23 Dualismus
Die Straße nach Hereford führte direkt nach Süden, mehr als dreißig in Mondlicht getauchte Kilometer lang. Auf den ersten fünf, sechs Kilometern sagte keiner von ihnen ein Wort. Merrilys blaugeschlagenes Auge pulsierte. Ihre neue Sonnenbrille lag auf dem Armaturenbrett. Irgendwo dahinter tickte es in dem alten Volvo wie eine Zeitbombe.
Irgendwann hustete der Bischof.
«Eine Schwiegermutter wie aus der Hölle, hm?
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