Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
als er sieben war.»
«Also eine gute Familie.»
«Ein Vorbild für uns alle», sagte Mumford.
«Das bringt mich ziemlich in Verlegenheit», sagte Callum Corey. «Sie sollten mich nicht in so eine Situation bringen.»
Dem Aussehen nach war er etwa dreiundzwanzig, und er trug ein weißes Seidenhemd. Er streckte die Beine aus und drehte sich in seinem Ledersessel trotzig von einer Seite zur anderen. Hinter seinem Schreibtisch an der Wand hingen gerahmte Fotografien von den Restaurationsarbeiten, die Corey ausgeführt hatte, und es waren beeindruckend herrschaftliche Räume.
«In unserem Beruf sind wir auf Empfehlungen angewiesen, Mrs. Watkins», sagte Mr. Corey. «Wenn Klatsch dieser Art nach draußen dringt, kann das enormen Schaden anrichten. Mein Vater dachte, er tut dem alten Lackland einen Gefallen – er ist nicht davon ausgegangen, dass George es in der ganzen Stadt herumtratscht.»
«Ich glaube nicht», sagte Merrily, «dass man sagen kann, er tratscht es in der Stadt herum, wenn er es einer Pfarrerin anvertraut. Außerdem hat er mir gar nicht gesagt, was passiert ist, er hat mir nur nahegelegt, mich mit Ihnen zu unterhalten.»
«Sie sehen gar nicht aus wie eine Pfarrerin.»
«Wie sieht eine Pfarrerin denn aus?»
Mr. Corey war der neue Typ Maler und Innenausstatter, der früher auf einem Internat gewesen war und jetzt von seinem geschmackvollen georgianischen Stadthaus in der Broad Street aus arbeitete – die zum alten Stadttor führte und dann zum Fluss am Horseshoe-Wehr, an dem Mrs. Mumford ertrunken war. Sein Büro hatte die Größe eines kleinen Ballsaals, mit blauen Wänden und vier Fenstern, die bis zum Boden reichten. Auf Tapeziertischen hatte er in Leder gebundene Kataloge und Proben von Stuckarbeiten und behauenem Naturstein ausgelegt.
«Also gut.» Merrily stand auf. «Ich sehe selbst, dass ich Sie in eine schwierige Situation bringe. Dann gehe ich besser. Danke, dass Sie mich empfangen haben, Mr. Corey.»
«Nein, warten Sie –» Er erhob sich halb. «Setzen Sie sich wieder. Ich verstehe nur nicht, was die Kirche damit zu tun hat. Wir … wir haben für die Kirche gearbeitet.»
«Ein Wort von mir, und damit hat es für immer ein Ende.»
Er sah einen Moment lang verwirrt aus. Merrily lächelte.
«Kleiner Witz, Mr. Corey. Okay, was haben wir damit zu tun? Also … In St. Laurence hat es ein paar Vorfälle gegeben. Wir wollen die Polizei nicht einschalten, wenn wir es selbst regeln können. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn auch das nicht in der ganzen Stadt herumgetratscht wird.»
In einem schmiedeeisernen Holzofen mit Glasfront glomm das Feuer vor sich hin – eher um der Wirkung willen, als dass es um diese Jahreszeit nötig gewesen wäre. Callum Corey rückte mit seinem Stuhl etwas von dem Ofen weg.
«Es war ursprünglich gar nicht unser Auftrag. Das Wehrhaus war ein Projekt der Raphaels – das sind so Blitz-Restauratoren, kaufen ein Haus, motzen es auf, verkaufen es wieder, ziehen weiter. Nur mussten sie in diesem Fall alles von Grund auf neu machen. Das Haus gehörte früher der
Palmers’ Guild
. Setzen Sie sich doch bitte. Möchten Sie etwas trinken?»
«Ich habe gerade zu Mittag gegessen, danke.» Sie setzte sich auf die andere Seite des Schreibtischs, ihm gegenüber. «Ich fürchte,
Palmer’s Guild
sagt mir gar nichts.»
«Mrs. Pepper hat den Namen jetzt für eine Stiftung übernommen, die sie zum Erhalt historischer Gebäude einrichtet. Ursprünglich waren es gutbetuchte Wallfahrer, die im Mittelalter ins Heilige Land gepilgert sind. Sie haben einen Palmzweig mitgebracht, um es zu beweisen. So fing es an. Dann sind sie zu so einer Art Bewegung geworden, die Pfarrer anstellte, damit sie für die unsterblichen Seelen ihrer Mitglieder beten. Sie wurden enorm reich und haben sich jahrhundertelang gehalten.»
«Nur in Ludlow?»
«In Ludlow hat es angefangen, aber sie haben sich ziemlich ausgebreitet. Haben der Kirche viel Geld gebracht und den Bau von ungefähr fünfzig Häusern in der Stadt finanziert. Inklusive der Ruine, der die Raphaels den Namen Wehrhaus gegeben haben.»
«Mrs. Pepper hat es diesen Raphaels abgekauft?»
«Ging offensichtlich ganz schnell. Es war noch nicht mal alles fertig – aber so ist das immer bei diesen Pfuschern. Geht nur um den Schein.»
«Also hat Mrs. Pepper Sie angeheuert, damit Sie es fertigstellen.»
«Um es zu perfektionieren», sagte Callum. «Es gibt dort einen beeindruckenden Saal mit einem riesigen Kamin. Eine
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