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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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brauchte nicht viel, nur eine Art mentales Stolpern, und sie würde mit Mrs. Mumfords Augen sehen, wie der tote Robbie in den sonnenüberglänzten Fensterscheiben aufschien.
    Sie eilte weiter, ohne in die Schaufenster zu sehen.
    Es gab Momente, in denen man spirituellen Rat brauchte. Als Merrily wieder im Auto saß, rief sie Huw Owen in seinem Pfarrhaus in den Beacons an, und Gott sei Dank war er da.
    «Wie alt ist sie, junge Frau?»
    «Ende vierzig, Anfang fünfzig, schwer zu sagen. Sie hat sich auf jeden Fall gut gehalten.»
    «Ist sie viel rumgekommen im Leben?»
    «In jeder Hinsicht. Sie scheint ein ziemliches Nomadenleben geführt zu haben, hat anscheinend nirgendwo Ruhe gefunden, bis sie diesen Ort hier gefunden hat.»
    «Das ergibt Sinn. Sie hat das Gefühl, endlich angekommen zu sein, ein Zuhause gefunden zu haben. Das ist der Ort, an den sie schon immer gehört hat. Sie muss die vertane Zeit gutmachen.»
    «Ich glaube, das trifft es genau. Sie hat ein mittelalterliches Haus gekauft, und wenn eine Wand neu verputzt werden muss, lässt sie ihr eigenes Haar in den Verputz mischen.»
    «Statt Rosshaar.»
    «Genau. Allerdings handelt es sich in diesem Fall offenbar um Schamhaar.»
    «Nicht schlecht», sagte Huw.
    «Womit haben wir es zu tun? Mit teilnehmender Magie?»
    «Magie ist immer teilnehmend, junge Frau. Aber das hier geht auf alte Traditionen zurück. Ich erinnere mich, dass mir ein alter Kerl vor Ewigkeiten mal erzählt hat, wenn man wolle, dass einem ein Haus wirklich gehöre, müsse man mit seiner Frau jedes Zimmer benutzen. Betonung auf ‹benutzen›.»
    «Das passt hier auch, nach allem, was ich gehört habe.»
    «Wahrscheinlich finden Sie auch noch heraus, dass die Dame ihr eigenes Blut unter die Farbe oder den Lack gemischt hat», sagte Huw. «Oder Urin oder … andere Körperflüssigkeiten, die so in Frage kommen.»
    Merrily rümpfte die Nase. «Es geht also um Zugehörigkeit.»
    «Oder sie hat das Gefühl, dass in dem Haus ein Geist umgeht – wenn zum Beispiel eine Anwesenheit aus der Vergangenheit dort sehr dominant ist –, und möchte klarstellen, wem das Haus gehört, indem sie ihm ihr eigenes Wesen einverleibt.»
    «Sie sind gut, Huw.»
    «Ach, das wissen Sie doch alles selbst, wirklich, junge Frau. Sie sichern sich doch nur ab.»
    «Das scheint mir im Moment tatsächlich nötig.» Sie erzählte ihm, was Bernie Dunmore ihr bezüglich Siân Callaghan-Clarke vorgeschlagen hatte. «Sind natürlich alles nur Gerüchte und Vermutungen.»
    Huw klang jetzt besorgt. «Sie arbeiten also für den verdammten Dunmore persönlich …»
    «Nicht unbedingt. Wir haben es bloß niemandem gesagt.»
    «Aber Sie dienen seinen Zwecken, nicht Ihren. Ich würde an Ihrer Stelle nach Hause fahren, Merrily. Das ist nicht der Moment, um zu rebellieren. Ich meine es ernst. Man müsste das erst mal alles genauer wissen. Worum geht es dieser Frau? Warum Sie?»
    «Ich weiß nicht. Ich möchte allerdings wirklich wissen, was Belladonna mit dem Tod von Robbie Walsh zu tun hat – falls sie etwas damit zu tun hat. Danach halte ich mich zurück. Ich habe doch Ihre Unterstützung, oder? Das bedeutet mir viel, Huw. Kann ich Ihnen auch noch den Rest erzählen?»
    «Da ist noch mehr?»
    «Das Haus ist nur ein kleiner Teil der Angelegenheit. Sie agiert in viel größerem Maßstab. Ich glaube, es geht ihr vor allem darum, von der Stadt akzeptiert zu werden, in jeder Hinsicht.»
    Es war immer faszinierend, Neuankömmlinge dabei zu beobachten, wie sie versuchten, sich Akzeptanz zu verschaffen, in der Gemeinde Fuß zu fassen. In Ledwardine waren es zum Beispiel immer die Neuen, die irgendwelche Festivals organisierten, und zwar hauptsächlich für die anderen Neuen. Jane machte das jedes Mal verrückt.
    «Allerdings ist Belladonna schon berühmt und auch ein bisschen berüchtigt, und sie will nicht groß Aufsehen erregen. Sie will auf keinen Fall zur Touristenattraktion werden.»
    «Aber sie weiß, dass sie eine Fremde ist», sagte Huw, «und dass die Leute sie als Neuankömmling betrachten … als eine, die nicht so richtig reinpasst und sich ihr Ansehen erarbeiten muss.»
    «Wir wissen, dass sie eine Menge Geld für Erhaltungsmaßnahmen gespendet hat. Sie hat auch dafür gesorgt, dass ein Grundstück nicht für unliebsame Bauobjekte verwendet wird.»
    «Das wird ihr wahrscheinlich mehr Freunde als Feinde bescheren – aber auch ein paar Feinde.»
    «Aber ich glaube, es geht ihr gar nicht nur darum, von den Lebenden

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