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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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stieß.
Er protestierte dagegen, daß die Sklaven, die den Mord
gesehen hatten, vor Gericht nicht als Zeugen aufgerufen werden
konnten, weil ihr neuer Besitzer - Magnus, der sie zur Zeit im Haus
des Chrysogonus versteckt hielt - seine Erlaubnis
verweigerte.      
    Er verweilte bei der
Abscheulichkeit des Vatermordes, eines Verbrechens, das so
schwerwiegend war, daß eine Verurteilung einen eindeutigen
Schuldbeweis verlangte. »Fast möchte ich sagen, die
Richter müssen die vom Blute des Vaters bespritzten Hände
sehen, wenn sie eine so schlimme, so rohe, so abstoßende Tat
glauben sollen!« Er beschrieb die uralte Strafe für
Vatermörder, was beim Publikum eine Mischung aus Faszination
und Entsetzen hervorrief.
    Seine Rede war so
erschöpfend und lang, daß die Richter auf ihren
Stühlen hin und her zu rutschen begannen, und zwar längst
nicht mehr, weil die Erwähnung von Sullas Namen sie
beunruhigte, sondern aus schierer Ungeduld. Ciceros Stimme wurde
heiser, obwohl er gelegentlich an einem Glas Wasser nippte, das
unter dem Rednerpult verborgen war. Ich fing an zu glauben, er
wolle Zeit schinden, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte,
warum.
    Tiro hatte die Bank
der Verteidigung vor geraumer Zeit verlassen - um sich zu
erleichtern, wie ich vermutete, weil ich ein immer dringenderes
Bedürfnis verspürte, dasselbe zu tun. In diesem Moment
kam Tiro flink an der Tribüne vorbeigehumpelt und nahm, auf
seine Krücke gestützt, wieder auf der Bank Platz. Von der
Spitze der Rostra blickte Cicero herab und zog eine Braue hoch. Sie
tauschten irgendein Zeichen aus und lächelten dann
beide.
    Cicero räusperte
sich und nahm einen großen Schluck Wasser. Er atmete tief ein
und schloß einen Moment lang die Augen. »Und nun, werte
Richter, kommen wir zum Fall eines ganz bestimmten Schurken und
Ex-Sklaven, von Geburt Ägypter und von Natur aus unendlich
habgierig - aber seht, da kommt er mit einem prächtigen
Gefolge aus seiner Luxusvilla auf dem Palatin, wo er in der
Nachbarschaft von Senatoren und den altehrwürdigsten Familien
der Republik in verschwenderischem Überfluß
lebt.« 
    Von Erucius alarmiert,
war Chrysogonus endlich eingetroffen.
    Seine Leibwächter
machten kurzen Prozeß bei der Räumung der letzten Reihe
der Tribüne, wo einige wenige glückliche Zuschauer aus
der Menge die von weniger bedeutenden Adligen freigelassenen
Plätze besetzt hatten. Köpfe wandten sich um, und ein
Raunen ging über den Platz, als Chrysogonus zur Mitte der Bank
schritt und sich setzte. Er war von so viel Gefolgsleuten umgeben,
daß einige in den Gängen stehenbleiben
mußten.
    Auch ich drehte mich
wie alle anderen um, um einen Blick auf die sagenumwobenen goldenen
Locken, die hohe Alexanderstirn und das breite, kräftige Kinn
zu erhaschen, das heute wie versteinert wirkte. Ich wandte mich
wieder zu Cicero um, der sich auch körperlich für seine
Attacke zu wappnen schien. Er hatte seine schmächtigen
Schultern hochgezogen und den Kopf gesenkt wie eine angreifende
Ziege.
    »Ich habe einige
Erkundigungen eingeholt über diesen Ex-Sklaven«, sagte
er. »Wie ich herausgefunden habe, ist er sehr wohlhabend und
schämt sich nicht, seinen Reichtum auch zu zeigen. Neben
seinem Haus auf dem Palatin hat er einen prachtvollen Landsitz und
mehrere Güter, die alle auf ausgezeichnetem Boden und in der
Nähe der Stadt liegen. Sein Haus ist vollgestopft mit
korinthischen und delischen Gold-, Silber- und
Kupfergefäßen sowie einem mechanischen
Kochgefäß, das er neulich auf einer Auktion für
einen so hohen Preis erworben hat, daß Passanten, die im
Vorbeigehen sein letztes Gebot hörten, glaubten, man verkaufe
ein größeres Stück Land. Der Gesamtwert seines
ziselierten Silbers, der bestickten Decken, Gemälde und
Marmorstatuen läßt sich kaum schätzen - es sei
denn, man addierte sämtliche Beutestücke, die in
zahlreichen vornehmen Familien geraubt und in einem Haus
aufgehäuft werden könnten!
    Und das ist nur sein
stummer Besitz. Was ist mit dem sprechenden Personal? Zusammen
bilden sie einen riesigen Hausstand aus Sklaven mit den
verschiedenartigsten Fertigkeiten und natürlichen Talenten.
Die gemeinen Berufe muß ich kaum nennen - Köche,
Bäcker, Schneider, Sänftenträger, Schreiner,
Teppichmacher, Polsterer, Stubenmädchen, Putzfrauen, Maler,
Fußbodenpolierer, Spülfrauen, Mädchen für
alles, Stalljungen, Dachdecker und Ärzte. Um Herz und Ohren zu
erfreuen, hält er sich eine solche Schar von Musikern,
daß die ganze

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