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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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erleuchten zu können.
Staubkörnchen tanzten durch die dicke, schwere Luft. Zwischen
den übereinandergestapelten Kartons, Kästen und
Säcken sah ich nacktes Fleisch aufblitzen: Tiros Hüften
und Gesäß. Seine dünne Baumwolltunika war
hochgerutscht und wurde auf seinem Rücken von den Fingern des
Mädchens umklammert. Er preßte seinen Unterleib gegen
ihren, zog ihn zurück und stieß wieder nach vorn in dem
uralten, eindeutigen Rhythmus.
    Ihre vereinten
Gesichter lagen im Schatten. Das Mädchen war nackt. Das
geschlechtlose Gewand lag zusammengeknüllt und verlassen auf
dem Boden. Man hatte die sinnliche Figur und die atemberaubende
Schönheit ihres weißen Fleisches darunter nicht ahnen
können, leuchtend und fest wie Alabaster glitzerte es von
Schweiß in dem heißen, stickigen Raum, als hätte
sie sich von Kopf bis Fuß eingeölt. Ihr Körper
reagierte auf seine Bewegungen, schraubte sich in einer seltsam
krampfhaften Bewegung an der Wand hoch wie eine Schlange, die sich
über das heiße Pflaster windet.
    »Komm«,
flüsterte Tiro mit heiserer, tonloser Stimme, die ich nie
erkannt hätte - weder die Stimme eines Sklaven noch die eines
Freiers, die Stimme des Tieres, des Ungeheuers, des
Körpers.
    Das Mädchen
packte seine Hinterbacken mit beiden Händen und drückte
ihn fester an sich. Ihr Kopf war zurückgeworfen, ihre
Brüste vorgestreckt. »Nur noch ein wenig
länger«, flüsterte sie.
    »Nein, jetzt,
man wird schon auf mich warten...«
    »Dann denk dran,
du hast versprochen, wie letztes Mal -nicht in mir - mein Vater
würde...«
    »Jetzt!«
sagte Tiro mit einem langgezogenen Stöhnen.
    »Nicht in
mir!« zischte das Mädchen. Ihre Finger krallten sich in
das zarte Fleisch seiner Hüften, und sie schob ihn weg. Tiro
taumelte erst rückwärts, dann wieder nach vorn und sank
in ihre Arme. Er preßte sein Gesicht gegen ihre Wange, dann
gegen ihren Hals, ihre Brüste, bevor er weiter nach unten
glitt. Er küßte ihren Nabel und fuhr mit der Zunge
über die glänzenden Samenfäden, die an der glatten
Haut ihres Bauches klebten. Er umfing ihre Hüften und
preßte sein Gesicht zwischen ihre Beine.
    Ich sah sie nackt,
entblößt im weichen, dunstigen Licht. Nur ihr Gesicht
war im Schatten verborgen. Ihr Körper war vollkommen, schlank
und geschmeidig, blaß und makellos wie satter Rahm; weder der
Körper eines Mädchens noch der einer Frau, sondern der
eines Mädchens, deren Weiblichkeit erwacht ist, von der
Unschuld befreit, doch noch unverdorben von Zeit.
    Ohne Tiro zwischen uns
beiden kam ich mir auf einmal ebenso nackt vor wie das
Mädchen. Ich zog mich zurück. Der dünne gelbe
Vorhang fiel lautlos und kräuselte sich sanft, als habe sich
ein vom Weg abkommender Windhauch in diesen Flur
verirrt.

8
    »Sie haben es
also gleich dort getrieben, im Haus der reichen Frau, direkt vor
der Nase seines Herrn? Gut für die beiden!«
    »Nein, Bethesda.
Direkt vor meiner Nase.« Ich schob meine Schale beiseite und
blickte in den Himmel. Der Widerschein der Lichter der Stadt
überstrahlte die kleineren Sterne, aber die
größeren Sternbilder leuchteten hell und funkelnd in der
warmen Abendluft. Weiter westlich war ein Band dunkler
Gewitterwolken aufgezogen wie die Staubwolke einer berittenen
Armee. Ich lag mit geschlossenen Augen auf einem Sofa und lauschte
der Stille des Gartens mit all seinen verborgenen Geräuschen:
das leise Flackern der Fackel, das Zirpen einer Zikade am Teich,
das laute Schnurren von Bast, die sich am Tischbein rieb. Ich
hörte das beruhigende Klappern von Geschirr, und Bethesdas
leisen Schritt, als sie sich ins Haus zurückzog. Die Katze
folgte ihr, das Schnurren wurde einen Moment lang lauter, bevor es
in der Stille verklang.
    Bethesda kehrte
zurück. Ich hörte das Rascheln ihres Gewands und
spürte ihre Nähe, als sie sich zu mir auf das Sofa
setzte. Ihr Gewicht ließ meinen Kopf nach unten sinken, dann
hob sie ihn mit zarten Händen an und bettete ihn in ihren
Schoß, ein weiteres Gewicht ließ sich am Fußende
nieder. Warmes Fell strich gegen meine nackten Füße, und
ich konnte die Vibration ebenso spüren wie hören - das
laute, zufriedene Schnurren einer Katze, die von den
Köstlichkeiten vom Teller ihres Herrn fett geworden
ist.      
    »Hat dir das
Essen nicht geschmeckt, Herr? Du hast fast gar nichts
gegessen.« Bethesda streichelte zart meine
Schläfe.
    »Das Essen war
köstlich«, log ich. »Die Hitze hat mir den Appetit
verdorben. Und das ganze Herumlaufen heute.«
    »Du

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