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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Tage beschäftigt zu
halten.«
    »Zwei
Tage?« Cicero stolperte über eine lockere
Fliese.
    »Aber in acht
Tagen fängt bereits der Prozeß an, und ich habe noch
immer nichts, worauf ich meine Verteidigung aufbauen
kann.«
    »Ich verspreche
dir, Marcus Tullius Cicero, in acht Tagen werden wir nicht nur
wisen, wo Sextus Roscius ermordet wurde - was für sich
genommen kein unwesentliches Detail ist -, sondern auch warum, von
wem und zu welchem Zweck. Im Augenblick jedoch würde es mich
sehr glücklich machen, ein weit simpleres, jedoch keineswegs
weniger dringendes Geheimnis zu lüften.«
    »Und das
wäre?«
    »Wo finde ich
den vielgepriesenen überdachten Abort?«
    Rufus lachte.
»Wir sind bereits daran vorbeigegangen. Du mußt
umkehren. Die zweite Tür links wird dich dorthin führen.
Du kannst es an den blauen Kacheln und einem kleinen Relief von
Triton über der Tür erkennen.«
    Cicero kräuselte
die Nase. »Vermutlich wird der Gestank dich leiten. Und wenn
du gerade dabei bist«, rief er mir nach, »schau, ob du
herausfinden kannst, wo Tiro abgeblieben ist. Beim letzten Mal, als
wir hier waren, ist genau das gleiche passiert - er hat behauptet,
er hätte sich in den Fluren verirrt. Wenn er noch immer auf
dem Abort ist, muß er ja schwer zu leiden haben. Sag ihm, das
kommt davon, daß er sich weigert, meinem Beispiel zu folgen
und mittags zu fasten. So viel Nahrung ist eine völlig
unnatürliche Belastung für den Körper, vor allem in
dieser Hitze...«
    Eine Wendung nach
links und ein kurzer Gang einen schmalen Flur hinunter führten
mich zu der blau gekachelten Tür, in kleinen Nischen im
Durchgang sah ich Aschehäufchen und die Überreste von
Weihrauch und süß brennenden Hölzern, die die
übelriechenden Düfte, die aus dem Innern drangen,
überdecken sollten. An einem so drückenden Tag wie heute
mußte der Weihrauch ständig nachgefüllt werden,
aber Caecilias Sklaven legten bei der Erfüllung ihrer
Pflichten eine gewisse Lässigkeit an den Tag, oder aber
sämtliehe Weihrauchvorräte waren für das Heiligtum
der Herrin beansprucht worden. Ich trat durch den schweren blauen
Vorhang.
    Es gibt kein Volk der
Welt, das bei der Organisation von Wasser und Abfällen eine
größere Geschicklichkeit entwickelt hat als das
römische. »Wir werden«, wie es ein athenischer
Spaßvogel einmal formuliert hat, »von einer Nation von
Klempnern regiert.« Trotzdem mangelte es hier, in einem der
feinsten Häuser im Herzen der Stadt, an einigem. Die blauen
Fliesen mußten dringend geschrubbt werden. Die steinerne
Rinne war verstopft, und als ich auf das Ventil drückte,
tröpfelte nur ein kleines Rinnsal heraus. Ein summendes
Geräusch ließ meinen Blick nach oben wandern. Über
dem Dachfenster zur Luftzufuhr spannte sich ein riesiges
Spinnennetz, in dem sich zahllose Fliegen gefangen
hatten.
    Ich erledigte,
weswegen ich gekommen war, und nahm einen tiefen Atemzug, als ich
wieder durch den blauen Vorhang trat. Ich hielt die Luft an, als
ich durch die gegenüberliegende Tür gedämpfte
Stimmen wahrnahm. Eine der Stimmen gehörte Tiro.
    Ich schlich mich
hinüber und neigte den Kopf näher zu dem dünnen
gelben Vorhang. Die andere Stimme gehörte einer jungen Frau,
sie sprach einen ländlichen Akzent, jedoch nicht ohne eine
gewisse Vornehmheit. Sie tuschelte ein paar Worte, dann keuchte sie
und stöhnte auf.
    Ich begriff
sofort.
    Ich hätte mich
zurückziehen können. Statt dessen trat ich näher an
den Vorhang und preßte mein Gesicht gegen den dünnen
gelben Stoff. Ich hatte geglaubt, ihr überraschender,
verführerischer Blick hätte mir gegolten und sie
wäre wegen mir noch einen Moment im Zimmer verharrt. Ich hatte
geglaubt, ihre stumme Botschaft sei an mich gerichtet gewesen. Aber
sie hatte die ganze Zeit durch mich hindurchgesehen, als wäre
ich Luft. Es war der hinter mir ste hende Tiro, dem sie diesen
Blick zugeworfen hatte, die Botschaft, die Einladung.
    Sie flüsterten
leise, vielleicht drei Meter entfernt. Ich konnte die Worte kaum
verstehen.
    »Hier
gefällt es mir nicht«, sagte sie. »Es
stinkt.«
    »Aber es ist der
einzige Raum in der Nähe des Aborts -das war der einzige
Vorwand, der mir blieb - wenn mein Herr nach mir sucht, muß
ich in der Nähe sein...«
    »Schon gut,
schon gut«, keuchte sie. Ich hörte, wie sie sich
umarmten. Ich schob den Vorhang ein wenig zur Seite und linste in
den Raum.
    Es war ein kleiner
Vorratsraum. Durch ein schmales, hohes Fenster fiel weißes
Licht herein, ohne ihn wirklich

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