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Das Lächeln des Killers

Das Lächeln des Killers

Titel: Das Lächeln des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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dank ihres aufgeschlossenen, abenteuerlustigen Wesens bereits jede Menge Freundschaften geknüpft.
    Sie hegte für New York die Leidenschaft der frisch Verliebten, und in dem halben Jahr, seit sie hierher gezogen war, hatte nichts und niemand ihre Liebe zu der Stadt getrübt.
    Sie hatte Wanda, ihrer Nachbarin von gegenüber, von ihrem Date erzählt. Und die Sorge ihrer Freundin lachend abgetan. Die Medienberichte über die toten Frauen gingen sie nichts an. Hatte nicht Sebastian selbst die Sprache auf die Morde gebracht und erklärt, wenn ihr ein Treffen heute Abend nicht behagen würde, könnte er das gut verstehen?
    Wenn er gefährlich wäre, hätte er das Thema wohl kaum von sich aus angeschnitten, hatte sie zu Wanda gesagt.
    Er war ein wunderbarer, intelligenter, belesener, aufregender Mann. Und vor allem völlig anders als die Jungs daheim. Die wenigsten von ihnen hätten auch nur die Namen Chaucer oder Chesterfield gekannt. Sebastian aber kannte sich mit Poesie und Schauspiel aus. Er hatte die gesamte Welt bereist und in sämtlichen bedeutenden Theatern Vorstellungen besucht.
    Sie hatte seine E-Mails so häufig gelesen, dass jeder seiner Sätze tief in ihr Gedächtnis eingegraben war. Jemand, der so wunderbare Dinge schreiben konnte, war ohne jeden Zweifel auch ein wunderbarer Mensch.
    Vor allem träfe er sie bei Jean-Luc, in einem der exklusivsten Clubs der Stadt.
    Ihr Kleid hatte sie selbst genäht. Es sah aus wie das Gewand, das die angesehene Helena Grey getragen hatte, als ihr im letzten Jahr der Tony verliehen worden war. Auch wenn sie sich statt dunkelblauer Seide nur einen gleichfarbigen Kunststoff hatte leisten können, hatte es den gleichen weich fallenden Schnitt. Dazu trug sie die Perlenohrringe, die sie von ihrer Großmutter zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag im November geschenkt bekommen hatte, und deren samtig weicher Glanz sie fast echt aussehen ließ.
    Die Schuhe und die Tasche hatte sie bei Macy’s im Schlussverkauf erwischt.
    Sie drehte sich lachend vor der Freundin im Kreis. »Wie sehe ich aus?«
    »Fantastisch, Mel, aber trotzdem würde ich mir wünschen, dass du zu Hause bleibst.«
    »Hör auf, dir ständig Sorgen um mich zu machen, Wanda. Mir wird ganz sicher nichts passieren.«
    Wanda biss sich auf die Lippe. Wenn sie Melissa betrachtete, sah sie ein kleines Wollschaf, das noch fröhlich mähte, während es in Richtung Schlachtbank geführt wurde. »Vielleicht melde ich mich einfach krank und warte hier in deiner Wohnung, bis du wieder zu Hause bist.«
    »Red keinen Unsinn. Du brauchst das Geld. Los, zieh dich endlich für die Arbeit um.« Melissa legte einen Arm um Wandas Schultern und führte sie zur Tür. »Wenn du dich dann besser fühlst, rufe ich dich an, sobald ich wieder hier bin.«
    »Versprich es mir.«
    »Großes Pfadfinderehrenwort. Ich glaube, ich bestelle mir einen Martini. Ich wollte immer schon einmal probieren, wie der schmeckt. Was, glaubst du, wirkt weltgewandter? Wodka oder Gin? Wodka«, beschloss sie, ehe Wanda ein Wort dazwischenbekam. »Einen Wodka-Martini, möglichst trocken, den man mit einem dieser eleganten langen Stäbe rühren muss.«
    »Du rufst mich an, sobald du wieder hier bist. Und bring ihn, egal wie schön es wird, bloß nicht mit hierher.«
    »Keine Angst, das werde ich bestimmt nicht tun.« Fröhlich tänzelte Melissa auf die Treppe zu. »Wünsch mir Glück.«
    »Viel Glück. Und pass bloß auf dich auf.«
    Melissa hüpfte aus dem dritten Stock bis ins Erdgeschoss hinunter und fühlte sich herrlich glamourös. Sie rief ein paar Nachbarn nette Grüße zu, nahm, als Mr Tidings aus Apartment 102 ihr anerkennend hinterherpfiff, eine elegante Pose ein und hatte, als sie auf den Gehweg trat, ein vor Aufregung und freudiger Erwartung rosiges Gesicht.
    Sie überlegte kurz, ob sie ein Taxi nehmen sollte, kam jedoch, da sie mehr Zeit als Geld besaß, zu dem Ergebnis, dass sie doch besser die U-Bahn in die City nahm.
    Vergnügt summend mischte sie sich in das Gedränge auf dem Bahnsteig, quetschte sich in einen bereits überfüllten Wagen und stand dort zwischen fremden Leibern eingezwängt im Gang.
    Statt sich beengt zu fühlen, lebte sie in der Umgebung all der Menschen auf. Hätte sie nicht in Gedanken das Drehbuch für das Treffen mit Sebastian verfasst, hätte sie bestimmt ein paar freundliche Gespräche mit den Mitfahrern geführt.
    Nur bei Rendezvous brachte sie regelmäßig vor lauter Schüchternheit kaum einen Ton heraus. Mit Sebastian allerdings

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