Das Lächeln des Killers
»Ich bin halb verhungert.«
Sie sah ihm nach und dachte, wenn sie ein Bild von einer Frau war, war er ein Bild von einem Mann. Wenn sie nicht im Dienst gewesen wäre, wäre sie versucht gewesen, ihm sofort nachzurennen, ihn zu Fall zu bringen und die Zähne in seinen phänomenalen Allerwertesten zu schlagen, während er hilflos am Boden lag.
Stattdessen würde sie sich mit einem frischen Burger aus dem AutoChef begnügen, überlegte sie, bückte sich und hob entschlossen ihre Kleider auf.
»Fang!«
Sie richtete sich auf und bekam, da keine ihrer Hände frei war, den Morgenmantel mitten ins Gesicht.
»Wenn wir schon arbeiten müssen, machen wir es uns wenigstens gemütlich«, meinte er vergnügt. »Und, oh, Liebling? Ein Glas Wein zum Essen wäre sicher nicht verkehrt.«
15
Er hätte sich nicht unbedingt für einen Cheeseburger entschieden, vor allem nicht zu dem erlesenen Sauvignon Jahrgang 55, den er gerade trank. Zur Stunde aber war seine Frau der Boss.
»Warum hast du mir nicht schon eher von diesem Typen erzählt?«
Er zuckte zusammen, als seine Gattin einen regelrechten Salzregen auf ihre Pommes niedergehen ließ. »Hast du irgendwann in letzter Zeit mal deinen Blutdruck messen lassen?«
»Beantworte mir einfach meine Frage.«
»Du hattest bereits jede Menge Eisen im Feuer, deshalb habe ich diese Sache übernommen. Außerdem hätte Stiles sich dir gegenüber ganz bestimmt nicht derart kooperationsbereit gezeigt. Mir zu Gefallen geht er sogar so weit, seine Akten und sein Gedächtnis noch mal gründlich zu durchforsten, so dass du die gewünschten Infos spätestens zum Ende dieser erfrischend jugendlichen Mahlzeit haben wirst. Möchtest du noch ein paar Zwiebelringe?«
»Traust du ihm?«
»Ja. Stiles hat es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst unumgänglich zu sein, aber unter der rauen Schale verbirgt sich ein, wenn auch genauso rauer, doch zugleich grundehrlicher Kern. Du würdest ihn mögen.«
Dass Roarke den Typen mochte, war nicht zu überhören, und Eve hatte seinen Instinkten von Anfang an vertraut. »Ich brauche die Namen der Personen, die an dem Projekt beteiligt waren und sich eventuell etwas zu sehr dafür begeistert haben. Personen, die etwas von dem Zeug mit heimgenommen haben für ihre Partner, Freunde und Bekannten.«
»Das hab ich ihm erklärt. Entspann dich, Lieutenant, sonst kriegst du noch Verdauungsstörungen.« Er sah zu, wie sie sich einen Berg von Zwiebelringen zwischen die Zähne schob. »Obwohl du die bestimmt auch so bekommen wirst.«
»Du bist doch bloß beleidigt, weil es kein Lammfilet gab. Es besteht eindeutig ein Zusammenhang zwischen den Morden und dem damaligen Projekt. Es muss einfach so sein. Irgendwie kommen die Kerle schließlich an das Zeug heran. Auf der Straße gibt es diese Drogen nicht. Derivate kann man kriegen, den reinen Stoff garantiert nicht.«
Sie griff nach ihrem Weinglas, blickte sinnierend auf die blass goldfarbene Flüssigkeit und meinte: »Genau wie dieses Zeug. Du kannst nicht einfach in den Spirituosenladen an der Ecke oder in irgendeinen Supermarkt gehen und eine Flasche davon kaufen. Dort kriegst du billigen, qualitativ schlechteren Ersatz. Für den wirklich guten Wein aber brauchst du einen exklusiven Lieferanten und vor allem das erforderliche Kleingeld.«
»Oder deinen eigenen Weinberg.«
»Oder deinen eigenen Weinberg«, stimmte sie ihm zu. »Wenn du den hast, kannst du dieses Zeug wie Wasser trinken. Unsere Täter geben sich eindeutig nicht mit irgendwelchen Ersatzstoffen zufrieden. Dafür sind sie sich zu fein. Ihrer Meinung nach haben sie nur das Allerbeste von allem verdient. Die exklusivsten Drogen, die erlesensten Weine, die teuersten Klamotten. Und die Frauen ihrer Wahl. Frauen sind für sie genau wie alle anderen Dinge schlicht ein Verbrauchsgut.«
»Sie verfügen über die notwendigen Mittel, um sich all das zu leisten. Trotzdem könnten sie mit kleinen Gaunereien angefangen und sich langsam, aber sicher gesteigert haben, bis es zu diesen Taten kam.«
»Ja, meinen bisherigen Wahrscheinlichkeitsberechnungen zufolge könnte es so sein. Aber das ist noch nicht alles. Ein ebenso wichtiger Faktor ist, dass nicht einer alleine diese Taten begeht. Es geht dabei um Teamwork, um eine Art Wettstreit, um gegenseitige Abhängigkeit. Der Erste der beiden hat die Sache vermasselt. Er war noch nicht so weit zu töten, weshalb er, als Bankhead plötzlich gestorben war, in Panik ausgebrochen ist. Gleichzeitig wurde dadurch der Wetteinsatz
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