Das Lächeln des Killers
würde es anders, davon war sie überzeugt.
Sie waren füreinander gemacht.
Als die U-Bahn ruckartig zum Stehen kam und das Licht anfing zu flackern, fiel sie unsanft gegen den direkt neben ihr eingezwängten, kräftigen, dunkelhäutigen Mann.
»Verzeihung.«
»Kein Problem. Hat bestimmt nicht wehgetan, denn schließlich ist an Ihnen kaum etwas dran.«
»Ich frage mich, was los ist.« Sie versuchte, im grünen Dämmerlicht der Notbeleuchtung irgendwas zu sehen.
»Auf dieser Linie haben sie oft irgendwelche Probleme. Ich kann nicht begreifen, warum das offenbar nicht in den Griff zu kriegen ist.« Er unterzog sie einer neuerlichen Musterung und meinte: »Sie sehen aus, als hätten Sie ein Date.«
»Ja. Ich hoffe, dass der Zug gleich wieder fährt, sonst komme ich zu spät.«
»Auf jemanden wie Sie wartet ein Typ doch sicher gern.« Plötzlich wurde sein bisher so warmer Blick eiskalt. »Bruder, wenn du nicht die Finger von der Handtasche der jungen Dame lässt, breche ich sie dir in lauter kleine Stücke.«
Melissa fuhr zusammen und drückte ihre Tasche fest an ihren Bauch. Dann drehte sie den Kopf und sah aus dem Augenwinkel einen kleinen Kerl in einem dunklen Trenchcoat, der sich einen Schritt zurück in das Gedränge zwängte.
»Oh. Vielen Dank! Manchmal vergesse ich einfach, vorsichtig zu sein.«
»Das sollten Sie nicht tun. Halten Sie die Tasche möglichst immer so, dass sie Ihnen niemand klauen kann.«
»Das werde ich von jetzt an sicher tun. Nochmals vielen Dank. Mein Name ist Melissa. Melissa Kotter.«
»Bruno Biggs. Von den meisten werde ich wegen meiner Größe einfach Biggs genannt.«
Während der darauf folgenden zehn Minuten, die sie noch warten mussten, bis die U-Bahn wieder fuhr, plauderten Melissa und der nette Mann. Sie erfuhr, dass er Bauunternehmer war, eine Frau mit Namen Ritz und einen kleinen Sohn mit Namen Bruno junior hatte, nannte ihm den Namen des Restaurants, in dem sie jobbte, und lud ihn mitsamt seiner Familie dorthin zum Essen ein.
Nach der Einfahrt in den Bahnhof winkte sie ihm zum Abschied fröhlich zu und ließ sich von der Menge mitziehen, die aus dem Wagon auf den Bahnsteig quoll.
Bruno sah ihr hinterher, wie sie eilig zum Ausgang lief und dabei ihre Tasche unverdrossen achtlos von ihrer Schulter baumeln ließ, und bahnte sich, ehe sich die Türen wieder schlossen, kopfschüttelnd selber einen Weg hinaus.
Melissa löste sich von der Menge und fing an zu rennen. Wenn sie nicht die drei Blocks bis zu dem Treffpunkt liefe, käme sie zu spät. Sie flitzte um die Ecke, als plötzlich irgendetwas ihr von hinten in den Rücken schlug und sie nach vorne stolpern ließ. Jemand schnitt den Träger ihrer Tasche durch, und sie schrie, als sie auf die Straße stürzte, gellend auf. Sie hörte das Kreischen von Bremsen, laute Rufe, spürte einen grellen Schmerz...
»Ms Kotter? Melissa.« Besorgt beugte sich Bruno über sie. »Großer Gott, ich dachte, dass Sie überfahren worden wären. Hier habe ich etwas für Sie.« Er hielt ihr ihre Tasche vors Gesicht.
»Ich – ich habe wieder mal vergessen, vorsichtig zu sein.«
»Kein Problem, jetzt ist alles wieder gut. Brauchen Sie einen Arzt? Wie schlimm sind Sie verletzt?«
»Ich weiß nicht... mein Arm.«
Sie hatte sich den Arm gebrochen. Wodurch sie ihr Leben rettete.
»Achthundertachtundsechzig Namen.« Eve kniff sich in die Nase. »Weshalb kann es nicht einmal einfach sein?«
»Und dabei sind das Reinigungspersonal und die Leute aus der Verwaltung in der Liste nicht einmal enthalten.«
»Ich denke, dass es trotzdem fürs Erste reicht. Am besten konzentrieren wir uns erst mal auf die Leute, die deinem Informanten zufolge wegen der missbräuchlichen Verwendung der Substanzen eine Verwarnung bekommen haben, und auf die, die im Zusammenhang mit irgendwelchen Klagen aktenkundig geworden sind. Trotzdem müssen wir uns auch mit den anderen befassen. Ich muss sie in verschiedene Gruppen unterteilen – Mediziner, Verwaltungskräfte, Elektronik-Leute, Laboranten. Außerdem muss ich sie dem Alter nach sortieren, danach, ob sie Familien hatten oder haben, und danach, wie alt ihre Kinder sind. Dann brauche ich noch eine Liste derer, die während des laufenden Projekts aus irgendwelchen Gründen ausgeschieden sind.«
Sie sah ihn mit blitzenden Augen an.
»Wurde ich etwa soeben von dir zur Elektronik-Drohne degradiert?«
»Du kriegst so etwas deutlich schneller hin als ich.«
»Das steht außer Frage, aber...«
»Ja, ja, es wird
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