Das Lächeln des Killers
Indizien noch nicht aus. Wenn ich mir heimlich ihre DNA oder auch nur ihre Fingerabdrücke besorge, können sie vor Gericht nicht gegen sie verwendet werden. Das Risiko ist also eindeutig zu groß. Besser, wir warten bis morgen«, überlegte sie. »Dann nageln wir sie fest.«
»Ist sie nicht wirklich obermegacool?«, fragte Mavis Trina.
»Ja, obwohl ich hoffe, dass sie gleich endlich ihren obermegacoolen Hintern in unsere Richtung schwingen wird.«
Eve drehte sich um, und in ihrem zuvor entschlossenen, kühlen Blick lag eine erste Spur von Furcht. »Das, was Sie gleich machen, ist Teil meiner Arbeit. Es soll nur für morgen reichen. Nehmen Sie also ja keine dauerhafte Veränderung an meinem Aussehen vor.«
»Meinetwegen. Ziehen Sie Ihr Hemd aus. Ihre Titten sind nämlich viel zu klein.«
»O Gott.«
Während Eve eine vorübergehende Brustvergrößerung verpasst bekam, schaufelte ihre Assistentin zur Entspannung zu Hause eine von einem schlauen Werbefuzzi ›Coole Erfrischung‹ genannte Süßspeise in sich hinein. Mit literweise Schokosauce drüber schmeckte sie gar nicht so übel.
Sie spülte die Schüssel sofort ab, damit sie nicht am nächsten Morgen auf dem Esstisch stünde und sie daran erinnerte, dass sie nicht die geringste Willenskraft besaß, und wollte gerade den Fernseher ausschalten, um ins Bett zu gehen, als ein leises Klopfen an ihrer Wohnungstür ertönte.
Falls es wieder einmal einer ihrer Nachbarn wäre, der sich über den Lärm in einem anderen Apartment bei ihr beschweren wollte, würde sie ihm sagen, er riefe am klügsten die Polizei. Verdammt, sie selbst war außer Dienst und brauchte unbedingt ein bisschen Schlaf.
Sie spähte vorsichtig durch den Spion, rang erstickt nach Luft, öffnete die Tür und starrte auf McNab. Seine Lippe war geschwollen, unter seinem rechten Auge prangte ein beeindruckendes Veilchen. Und er war pitschnass.
»Was in aller Welt ist denn mit dir passiert?«
»Ich hatte einen Unfall«, schnauzte er sie an. »Und jetzt lass mich endlich rein.«
»Ich habe versucht dich zu erreichen, aber du hattest dein Handy ausgestellt.«
»Ich hatte zu tun. Ich war nicht im Dienst. Verdammt.«
»Okay, okay.« Ehe er sie über den Haufen rennen konnte, trat sie einen Schritt zurück. »Wir sollen morgen früh um sechs bei Dallas zu Hause sein. Wir haben am frühen Abend einen Durchbruch bei den Ermittlungen erzielt. Morgen Mittag führen wir eine Operation zur Ergreifung unseres Täters durch. Dallas...«
»Das ist mir gerade scheißegal, okay? Es reicht mir völlig, wenn ich morgen früh erfahre, was für eine blöde Operation sie durchführen will.«
»Wenn du meinst...« Etwas beleidigt schloss sie hinter ihm die Tür. »Deine Schuhe quietschen.«
»Meinst du vielleicht, ich hätte keine Ohren? Meinst du, das hätte ich nicht selber schon gehört?«
»Was für eine Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?« Dann rümpfte sie die Nase. »Du stinkst. Was hast du getrunken?«
»Das, worauf ich Durst hatte. Lässt du mich jetzt endlich mal in Ruhe?«
»Hör zu, du bist derjenige, der tropfnass, in jämmerlichem Zustand und nach Sprit stinkend hier aufgetaucht ist. Ich war auf dem Weg ins Bett. Ich brauche nämlich meinen Schlaf.«
»Meinetwegen, geh ins Bett. Ich weiß sowieso nicht, weshalb ich hier bin.« Er stapfte zurück zur Tür, zog sie auf, blieb stehen und warf sie maulend wieder ins Schloss. »Ich war bei Monroe. Wir haben die Sache ein für alle Mal geklärt.«
»Was willst du damit sagen...«, stammelte sie entgeistert. »Etwa, dass du dich mit Charles geschlagen hast? Bist du völlig übergeschnappt?«
»Vielleicht bist du der Ansicht, dass das, was zwischen uns beiden war, nichts weiter zu bedeuten hatte, aber da liegst du falsch. Ja, da liegst du extrem falsch. Und als ich miterleben musste, wie er vor deinen Augen mit Dr. Blondie rumgeflirtet hat, war das Maß endgültig voll. Meiner Meinung nach war das das Beste, was dir passieren konnte. Aber es hat mir nicht gepasst, dass er dich wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen hat.«
»Mich fallen gelassen«, echote sie verblüfft.
»Wenn man eine Beziehung beenden will, macht man das gefälligst mit einem gewissen Maß an Anstand. Er wird sich bei dir entschuldigen.«
»Er wird sich bei mir entschuldigen?«
»Was bist du, mein Echo?«
Sie musste sich setzen. »Charles hat dir ein blaues Auge verpasst und dir die Lippe aufgeschlagen?«
»Er hat ein paar Treffer gelandet.« Am schlimmsten war
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