Das Lächeln des Killers
erste Schneise in den gegen das Durchsickern von Daten errichteten Damm.
Da dies ein natürlicher Bestandteil der Beziehung zwischen Polizei und Medien war, machte Eve, ohne weiter darüber nachzudenken, ihre Dienstmarke am Aufschlag ihrer Jacke fest und bahnte sich entschlossen einen Weg durch das Gewühl.
»Dallas, he, Dallas!« Nadine Furst hielt sie am Ellenbogen fest. »Was ist hier passiert? Weshalb hat man Sie gerufen? Was haben oder hatten Sie mit Theodore McNamara zu tun?«
»Ich bin Polizistin. Er ist tot.«
»Also bitte, Dallas.« Selbst in dem wenig schmeichelhaften Licht wirkte die Journalistin ungemein lebendig und äußerst telegen. »Man zerrt Sie ja wohl nicht bei allen Morden, die hier in New York passieren, aus dem Bett.«
Eve funkelte Nadine genervt an. »Mich zerrt niemand aus dem Bett. Und jetzt treten Sie einen Schritt zur Seite, Sie stehen mir nämlich im Weg.«
»Also gut, okay. Angeblich soll es sich in diesem Fall um einen Raubmord handeln. Glauben Sie das auch?«
»Bisher habe ich keinen blassen Schimmer, was hier vorgefallen ist. Selbst wenn Sie eine Freundin von mir sind, gehen Sie mir endlich aus dem Weg, wenn ich Sie nicht wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen verhaften lassen soll.«
Nadine trat einen Schritt zurück. »Irgendetwas geht hier vor sich«, wisperte sie ihrer Kamerafrau zu. »Irgendetwas Großes. Halten Sie weiter hier die Stellung. Ich rufe meinen Kontaktmann im Leichenschauhaus an, ob er vielleicht schon was weiß. Achten Sie auf Dallas«, fügte sie hinzu. »Wenn sie hier auftaucht, führt sie hier auch die Regie.«
Eve schob sich weiter an den Journalisten und Schaulustigen vorbei, bis sie an eine Stelle kam, an der ihr der säuerliche Mief des Flusses in die Nase stieg. Die Spurensicherung war bereits bei der Arbeit, die leuchtend gelben Initialen hinten auf ihren Jacken blinkten in dem harten, weißen Licht, und die rabenschwarze Wasseroberfläche schillerte im Schein der leistungsstarken Lampen wie Öl.
Nachts im Freien stattfindende Morde, dachte Eve beim Anblick der gespenstischen Umgebung, waren ausnahmslos schwarz-weiß.
»Wer leitet die Ermittlungen?«, fragte sie eine uniformierte Beamtin, die in ihrer Nähe stand.
»Detective Renfrew. Gedrungene Statur, dunkle Haare, brauner Anzug und Krawatte«, fügte sie leise schnaubend hinzu. »Der da drüben, der die Hände in die Hüften stemmt und über das Wasser blickt, als ob er darauf wartet, dass der Täter gleich gemütlich angeschwommen kommt.«
Eve blickte auf den Rücken des ihr fremden Mannes. »Okay. Setzen Sie mich kurz ins Bild.«
»Ein paar Hafenarbeiter haben die Leiche im Wasser treiben sehen. Angeblich während der ihnen vertraglich zustehenden Pause, was wahrscheinlich nichts anderes bedeutet, als dass einer von ihnen am Flussufer gestanden und ins Wasser gepinkelt hat. Ihr Notruf ging um zweiundzwanzig Uhr dreißig bei uns ein. Der Anrufer hieß Deke Jones. Die Leiche kann nicht allzu lange im Wasser gelegen haben, oder aber die Fische waren einfach satt. Der Tote weist schwere Kopf- und Gesichtsverletzungen auf. Er war splitternackt, hatte keinen Schmuck, keine Papiere, nichts. Wurde aufgrund seiner Fingerabdrücke identifiziert und dann vor zirka einer Viertelstunde ins Leichenschauhaus transportiert.«
»Ist dies Ihr normaler Einsatzbereich... Officer Lewis?«
»Ja, Madam. Mein Partner und ich haben auf den Notruf reagiert. Wir waren innerhalb von drei Minuten hier. Die Hafenarbeiter standen dicht um den Toten herum, haben ihn aber nicht berührt. Und, Lieutenant... Ich habe es auch gegenüber dem Detective erwähnt, aber es hat ihn offenbar nicht weiter interessiert. Es gab eine Meldung von einem ausgebrannten Wagen ungefähr eine halbe Meile von hier entfernt. Eine fast neue Luxuslimousine, in der niemand gesessen hat. So, wie die Strömung des Flusses verläuft, könnte die Leiche dort ins Wasser geworfen worden sein.«
»Okay, danke. Mit Renfrew werde ich wahrscheinlich noch Probleme kriegen, oder was meinen Sie?«
»Ja, Madam«, stimmte ihr Lewis aus vollem Herzen zu. »Das werden Sie bestimmt.«
Eve hatte weder Lust, sich in Geduld zu üben, noch diplomatisch vorzugehen, sagte sich jedoch, dass es anders wohl nicht ging.
Als sie sich Renfrew näherte, drehte er sich zu ihr herum, sah flüchtig erst in ihr Gesicht und dann auf ihre Dienstmarke und zog wie ein Boxer, der sich für die erste Runde wappnete, die fleischigen Schultern an. »Ich kann mich nicht
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