Das Lächeln des Killers
Welt...«
»Ich glaube... es ist Schicksal. Wie hat doch schon Chesterton gesagt? Er ist es, der nicht Kismet sagt...«
O Scheiße, dachte Eve, durchforstete ihr Hirn nach einer halbwegs guten Antwort, öffnete den Mund und wiederholte dann den ihr von Roarke soufflierten Rest des angefangenen Zitats. »... ›Er ist es, der kein Schicksal kennt.‹ Was glauben Sie, Wordsworth, hält das Schicksal für uns beide bereit?«
»Wer kann das schon sagen? Aber ich kann es kaum erwarten, es herauszufinden.«
Gib mir endlich den verdammten Wein, du wertloser, mörderischer Bastard. Stattdessen gab er ihr die Rosen.
»Die sind wunderschön.« Sie schnupperte artig daran.
»Irgendwie habe ich gewusst, dass pinkfarbene Rosenknospen am besten zu Ihnen passen würden. Sie sind so weich, so warm, so wunderbar romantisch.« Damit griff er nach seinem eigenen Glas und spielte mit dem Stiel. »Ich habe mich darauf gefreut, sie Ihnen zu überreichen, und vor allem bin ich glücklich, dass ich endlich Zeit mit Ihnen verbringen kann. Sollen wir darauf vielleicht anstoßen?«
»Ja.« Sie sah ihm weiter in die Augen, und während sie inbrünstig hoffte, dass sie endlich das Weinglas von ihm gereicht bekäme, hob sie die samtigen Knospen kokett an ihre Wange.
Endlich. Endlich griff er nach dem Glas und drückte es ihr in die Hand.
»Auf schicksalhafte Anfänge.«
»Besser noch«, erklärte sie, »auf vorherbestimmte Ausgänge.« Sie hob das Glas an ihre Lippen, sah, dass er die Bewegung mit gierigem Blick verfolgte und dass ein Hauch von Ärger über sein Gesicht flog, als sie es, ohne zu trinken, wieder sinken ließ.
»Eine Sekunde.« Lachend stellte sie das Glas zur Seite und klappte ihre Tasche auf. »Es gibt da noch etwas, was ich vorher machen möchte.«
Sie ergriff eine seiner Hände, zog blitzschnell die Handschellen hervor und legte sie ihm an. »Kevin Morano, ich verhafte Sie wegen...«
»Was? Verdammt, was hat das zu bedeuten?« Als er versuchte, sich von ihr loszureißen, verpasste sie ihm einen Fausthieb, schmiss ihn auf den Bauch, rammte ihm das Kreuz ins Knie und band seine Arme hinter seinem Rücken fest.
»... der Ermordung von Bryna Bankhead, des versuchten Mordes an Moniqua Cline und der Beihilfe zum Mord an Grace Lutz.«
»Wovon zum Teufel reden Sie? Was tun Sie da?« Als er sich aufbäumte, hielt sie ihm ihre Waffe an den Kopf. »Wer zum Teufel sind Sie?«
»Ich bin Lieutenant Eve Dallas. Du solltest dir diesen Namen merken. Ich bin dein gottverdammtes Schicksal. Lieutenant Eve Dallas«, wiederholte sie, während sich ihre Kehle vor Übelkeit zusammenzog. »Ich habe deinem Treiben ein Ende gemacht.«
Na und, hörte sie im Geiste eine leise Stimme. Die Stimme ihres Vaters. Dafür kommt ein anderer nach. Es kommt zuverlässig jemand anderes nach.
Während eines Augenblicks, eines kurzen Augenblicks, zuckte der Finger, der am Abzug ihres Stunners lag. Es war beinahe unmöglich, der Versuchung zu widerstehen.
Dann hörte sie hinter sich Stimmen – das erschreckte Flüstern irgendwelcher Zivilisten und die knappen Befehle der Mitglieder ihres Teams – und spürte, dass Roarke neben sie trat.
Sie rappelte sich mühsam hoch und riss auch Kevin auf die Füße. »Sieht aus, als ob es doch kein so tolles Picknick geworden ist. Sie haben das Recht zu schweigen...«, fing sie mit kalter Stimme an.
Sie brachte ihn persönlich bis zum Streifenwagen. Das musste sie einfach tun.
Statt zu schweigen brabbelte er unablässig, dass man ihn verwechselt hätte, dass der Polizei ein grober Fehler unterlaufen wäre und dass er aus einer einflussreichen Familie stammte, die dafür Sorge tragen würde, dass man Eve ihres Postens enthob.
Einen Anwalt hatte er bisher noch nicht verlangt, doch das würde er bald tun. Davon war Eve überzeugt. Sie hätte Glück, wenn sie ihn eine Viertelstunde sprechen könnte, bevor er den ersten Schreck überwände und anfinge zu überlegen, wie er sich am geschicktesten verhielt.
»Ich muss sofort mit dem Verhör beginnen.«
»Eve...«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin okay. Ich bin wirklich okay.« Aber das stimmte nicht. Da sie das Gefühl hatte, als würde ihr in der nächsten Sekunde der Schädel platzen, riss sie sich die Perücke ab und fuhr sich mit den Händen durch das Haar. »Erst mal muss ich dieses ganze Zeug loswerden, aber das kriege ich, bis sie ihn eingeliefert haben, sicher hin.«
»Trina wird zu dir auf die Wache kommen und dir dabei helfen.«
»Das ist gut.
Weitere Kostenlose Bücher