Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lächeln des Killers

Das Lächeln des Killers

Titel: Das Lächeln des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
Kaffee, stellte sich bis der Kaffee fertig war ans Fenster und blickte in die anbrechende Dunkelheit hinaus.
    Er war irgendwo dort draußen. Hatte er bereits das nächste Date? Verwandelte er sich vielleicht genau in diesem Moment abermals in den Traummann irgendeiner hoffnungsvollen jungen Frau?
    Gäbe es schon morgen andere Freunde, eine andere Familie, deren Leben sie erschüttern müsste?
    Die Lutzens würden sich niemals völlig erholen. Sie würden ihr Leben weiterleben, und nach einer Weile dächten sie nicht mehr jede Sekunde jedes Tages an ihr totes Kind. Sie würden wieder anfangen zu lachen, zu arbeiten, einkaufen zu gehen, halbwegs normal zu atmen. Trotzdem bliebe in ihrem Leben ein schwarzes Loch.
    Sie waren eine Familie gewesen. Eine Einheit. Sie hatte diese Einheit in ihrem Haus gespürt. In dem behaglichen Ambiente, den Nippsachen, dem bequemen, etwas durchgesessenen Sofa, den Blumen vor der Tür.
    Jetzt waren sie nicht länger Eltern, sondern Hinterbliebene. Und Hinterbliebene lebten allzeit mit dem Echo dessen, was verschwunden war.
    Sie hatten ihr Zimmer nicht verändert, dachte Eve und vergaß ihren Kaffee. Als sie sich das Zimmer angesehen hatte, um das Bild von Grace zu komplettieren, hatte sie die Stadien eines Lebens vom Kind über den Teenager bis hin zur jungen Frau darin entdeckt.
    Sorgsam auf einem Regal drapierte Puppen, inzwischen nicht mehr Spielzeug, sondern eher Dekoration, deshalb allerdings nicht weniger geliebt. Bücher, Fotos, Holographien. Kleine Schächtelchen in Herz- oder in Blumenform, ein Baldachin in der Farbe heller Sonnenstrahlen über dem schmalen Bett, die Wände in jungfräulichem Weiß.
    Eve konnte sich nicht vorstellen, wie es war, wenn man in einem solchen Zimmer aufwuchs, umgeben von solch süßem, mädchenhaftem Zeug. Mit Rüschengardinen vor den Fenstern, einem billigen Minicomputer und einem passend zum Schirm der Nachttischlampe ausgewählten Margaritensträußchen auf dem Tisch.
    Das Mädchen, das in dem Bett geschlafen und im Licht der Nachttischlampe abends noch gelesen hatte, war glücklich gewesen, behütet und geliebt.
    Eve hatte niemals eine Puppe oder ein Fenster mit Rüschengardinen gehabt. Hatte niemals irgendwelchen Nippes besessen, dem es in herzförmigen Schachteln zu bewahren galt. Die Räume ihrer Kindheit waren enge, anonyme Kammern gewesen, in irgendwelchen billigen Hotels, über deren dünne Wände und verdreckte Böden allzu häufig irgendwelches ekliges Getier gewuselt war.
    Die Luft war abgestanden gewesen, und es hatte kein Versteck gegeben, keinen Ort, an den sie sich hätte flüchten können, wenn er zurückgekommen war und nicht genug getrunken hatte, um vorübergehend zu vergessen, dass es sie überhaupt gab.
    Das Mädchen, das zitternd dort im Bett gelegen hatte, war außer sich vor Angst gewesen, vor Verzweiflung und Verlorenheit.
    Sie zuckte zusammen, als eine Hand nach ihrer Schulter tastete, zog instinktiv die Waffe und wirbelte herum.
    »Immer mit der Ruhe, Lieutenant.« Roarke strich mit der Hand über ihren Arm, legte seine Finger auf den Stunner und sah sie fragend an. »Wo bist du mit deinen Gedanken gerade gewesen?«
    »Ich habe über alles Mögliche nachgedacht.« Sie trat einen Schritt zur Seite und zog ihren Becher Kaffee unter dem AutoChef hervor. »Ich wusste nicht, dass du zu Hause bist.«
    »Ich bin auch noch nicht lange da.« Jetzt legte er ihr beide Hände auf die verspannten Schultern und massierte sie sanft. »Hast du wieder eine Erinnerung gehabt?«
    Sie schüttelte den Kopf, nippte an dem inzwischen kalten Kaffee und starrte weiter aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus. Doch sie wusste, wenn sie nicht davon spräche, trüge sie es lediglich schmerzhaft allein mit sich herum. »Als du fort warst«, fing sie deshalb an, »hatte ich einen Traum. Einen schlimmen Traum. Er war nicht tot. Er hat geblutet, doch er war nicht tot. Er hat mit mir gesprochen. Er hat gesagt, ich würde ihn niemals töten, und ich käme niemals von ihm frei.«
    Sie sah Roarke und ihr eigenes Spiegelbild im Fensterglas. »Er wollte mich bestrafen. Also ist er aufgestanden. Er hat geblutet wie ein Schwein, aber trotzdem ist er aufgestanden. Und ist langsam auf mich zugekommen.«
    »Er ist tot, Eve.« Roarke nahm ihr den Becher aus der Hand, stellte ihn zur Seite und drehte sie zu sich herum. »Außer in deinen Träumen kann er dir nichts mehr tun.«
    »Er hat gedroht, ich solle mich daran erinnern, was er mir gesagt hat, aber das schaffe

Weitere Kostenlose Bücher