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Das Lächeln des Leguans

Titel: Das Lächeln des Leguans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Galeonen nachstellten.
     Wir legten sogar am Leuchtturm Caouis an, um unseren Schatz, lauter afrikanische Münzen, die Hugues in einer Zigarrenschachtel
     aufbewahrt hatte, zu vergraben. Es ist Hugues’ letzter Urlaubstag, und heute Abend wollen wir an der Île aux Basques, die
     Villeneuve vorgelagert ist, vor Anker gehen. Dort werden wir dann unser Lager aufschlagen.
     
    *
     
    Die Île aux Basques liegt eine knappe Seemeile von Villeneuve entfernt in der Bucht. Von unserem Biwak aus konnte man die
     Häuser am anderen Ufer erkennen, und nach Einbruch der Dunkelheit sahen sie aus wie eine Lichterkette. Wegen der Abreise meines
     Onkels waren wir gedrückter Stimmung. Die Erwachsenen unterhielten sich über die Zukunft und Hugues überreichte Mama einen
     großzügigen Scheck, seinen brüderlichen Beitrag zu unserem baldigen Umzug in die Stadt. Luc geriet in Panik, worauf Mama ihn
     beruhigte, das käme für sie noch nicht infrage. Sie schlug Hugues vor, sich doch lieber pensionieren zu lassen und zu uns
     nach Ferland zu ziehen.Da hatte ich eine geniale Idee: Wie wäre es, wenn wir im Dorf, ganz in der Nähe meiner Großeltern, ein Haus kaufen würden,
     in dem wir zu viert wohnen könnten? Mein Vorschlag wurde von allen begeistert aufgenommen, denn jeder kam dabei auf seine
     Kosten, und Hugues musste zugeben, dass er verlockend klang. Er versprach, sich das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen.
    Unsere Stimmung hellte sich wieder auf. Luc hielt den Moment für geeignet, Hugues ein Abschiedsgeschenk zu überreichen, ein
     Amulett aus kleinen magischen Knochen, das ihn vor den in Angola lauernden Gefahren schützen sollte. Hugues nahm das Geschenk
     dankbar entgegen und bat ihn außerdem um eins der Porträts, die Luc während unserer Odyssee vor Pentecôte von meiner Mutter
     und mir gezeichnet hatte. Luc schlug sein Skizzenbuch auf und ließ ihn eins auswählen. Beim Durchblättern der Seiten mit unseren
     Gesichtern, Fischen und Meeresansichten stieß Hugues auf ein neueres Porträt von Chantal. Er hielt inne, betrachtete es interessiert
     und stellte eine frappierende Ähnlichkeit mit Luc fest.
    Als er bemerkte, dass Luc ihm nicht nur aufmerksam, sondern geradezu inquisitorisch lauschte, räumte Hugues ein, seine Mutter
     gekannt zu haben. Luc wollte sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen; endlich hatte er einen unmittelbaren Zeugen
     seiner Vorgeschichte gefunden, und er drängte Hugues, mehr zu erzählen. Mein Onkel berichtete, er habe vor allem mit Bezeau
     zu tun gehabt, seinem alten Saufkumpan aus den wilden Jahren derClique, als sie zusammen mit anderen Zechbrüdern in der Bar
L’Horoscope
die Zeit totgeschlagen hätten. Mit Chantal habe er nur hin und wieder ein paar Worte gewechselt, wenn er ihren Mann abholte.
     Die zarte, schüchterne, blutjunge Chantal. Noch keine achtzehn sei sie damals gewesen. Sie hätte einen besseren Mann verdient
     als diesen tumben Taugenichts, bei allem Respekt, aber Bezeau sei ein chronischer Faulpelz gewesen und nicht selten sei sie
     an seiner Stelle zum Fischen hinausgefahren. Jedenfalls musste sie immer den Fang ausnehmen. Ganz zu schweigen von ihrem Job
     als Haushaltshilfe in Villeneuve, im Seemannsheim. Eine tapfere kleine Frau sei sie gewesen. Vielleicht eine Spur zu nett,
     zu unterwürfig   …
    Luc wollte sich damit nicht zufriedengeben. Er flehte meinen Onkel an, ihm noch mehr über sie und die Umstände ihres Verschwindens
     zu erzählen, doch Hugues beteuerte, er wisse nur wenig, habe mit Chantal nie mehr als ein paar Belanglosigkeiten an der Tür
     gewechselt, denn Bezeau sei eifersüchtig und sie ohnehin sehr verschlossen gewesen. Über ihren Tod wisse er nichts Näheres.
     Nur das, was man ihm zwei Jahre später bei seiner Rückkehr aus Chiapas erzählt habe: die traurige Geschichte von ihrem Ertrinken.
    Hugues hätte gern das Thema gewechselt, aber Luc drängte ihn, ihm zu erzählen, wie das Verhältnis zwischen seinen Eltern gewesen
     sei. Mein Onkel zögerte. Er, dem man zutrauen würde, dass er sich, ohne mit der Wimper zu zucken, einem Sturmpanzer in den
     Weg stellt, gerietplötzlich ins Stocken. Mit großer Vorsicht, als würde er sich über ein Minenfeld bewegen, berichtete er, Bezeau habe sich
     in den Wochen nach Lucs Geburt auffallend verändert: Der Fischer sei streitsüchtig und aggressiv geworden, dem Alkohol verfallen.
     Eine Art Depression. Ob er über seine Frau gesprochen habe? Hugues gab zu, ja, das habe er, wirres Zeug,

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