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Das Lächeln des Leguans

Titel: Das Lächeln des Leguans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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habe ausreichend Sauerstoff für eine Stunde, setzte er hinzu und versprach mir, zurückzukommen, bevor dieser ganz aufgebraucht
     sei. Seine Tintenfischaugen leuchteten erregt hinter der Glasscheibe seiner Taucherbrille. Ich schwieg. Sein unbeugsamer Wille
     hatte mich besiegt.
    Eine Sicherheitsleine lehnte er ab; er wollte durch nichts in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden, und ich versuchte
     erst gar nicht, ihm diese Fahrlässigkeit auszureden. Schwankend stieg er in seinem Taucheranzug über die ersten Wellen und
     watete bis zur Brust ins Wasser, dann schaltete er seine Taschenlampe ein und biss in das Mundstück. Er winkte mir kurz zu,
     tauchte in die schwarze Tinte und war sogleich verschwunden. Dann war da nur noch die doppelte Dunkelheit des Himmels und
     des Wassers, dieses mächtige Sandwich aus Finsternis, diese unendliche Einsamkeit. Ich fühlte mich ganz und gar verlassen.
     Ich fütterte das Feuer mit Armen voller Holz: Ich wollte, dass es bei der Rückkehr meines Freundes üppig loderte, denn er
     würde diese Wärme brauchen. Doch dann kam mir, sozusagen nachträglich, der Gedanke, dass Luc möglicherweise nicht zurückkehren
     würde. Da packte mich die Angst, die Sorte Angst, die an den Gliedmaßen einsetzt und allmählich das Blut in den Adern gefrieren
     lässt. Ich beschloss zu handeln, mich umgehend auf die Suche nach Luc zu begeben,und stieß das Boot in die Fluten. Ich wagte nicht, den Motor anzuwerfen, um meinen Freund nur ja nicht zu verletzen oder gar
     in Fetzen zu reißen, und so ließ ich rudernd das Ufer hinter mir. Über den Bootsrand gebeugt, sondierte ich die schwarze,
     wogende Masse der Wellen, während der Sauerstoff mit jeder kostbaren Minute weniger wurde.
    Der Wind frischte auf, ließ die Brandung anschwellen, wälzte Berge aus Finsternis hin und her, während mein Nachen unter mir
     zu schrumpfen und immer zerbrechlicher zu werden schien. Ich hatte keine Uhr dabei, wusste aber auch so, dass die Stunde verstrichen
     war. Dennoch versuchte ich weiterhin, dass Innerste der Fluten zu durchdringen, in der Hoffnung, Luc auftauchen zu sehen.
     Und als ich gerade aufgeben und zur Insel zurückkehren wollte, wurde meine Ausdauer belohnt: Im Widerschein des Mondes leuchtete
     in einer Entfernung von etwa hundert Schwimmzügen etwas auf. Ich warf den Motor an und steuerte dieses gelbe Ding an, das
     in der Brandung trieb; es war die Signalboje von Lucs Taucheranzug.
    Er sah aus wie eine ertrunkene Wespe, leblos, bewusstlos. Ich hievte ihn an Bord, nicht ohne Mühe, denn er wog so viel wie
     ein Heilbutt, und nahm ihm die Taucherbrille ab. Er atmete, doch floss Blut aus seiner Nase. Ich legte ihn in den Bug und
     nahm mit Vollgas Kurs auf die Küste. Ferland lag im Norden. Ich entdeckte den Großen Bären, folgte dem Polarstern. Schließlich
     sah ich die Lichter des Dorfes, diese gepunktete Linie aus niedrigstehenden Sternen an der Uferlinie, und steuerte genau die Mitte dieser flachen Galaxie an, wo sich das Haus von Dr.   Lacroix befand. Als Luc wieder zu Bewusstsein kam, lag die Küste noch in weiter Ferne. Er war völlig verstört und schlotterte
     am ganzen Leib, aber er war stark genug, um sich aufzubäumen, als er hörte, wohin wir fuhren. Als hätte man ihm einen Stromstoß
     versetzt. Er befahl mir, auf der Stelle umzukehren. Er wollte, dass ich ihn wieder zur Insel fuhr und zurück ins Wasser ließ.
     Als ich mich weigerte, wurde er hektisch und nervös wie eine Blindschleiche; mit ungeahnter Kraft stürzte sich dieser unmögliche
     schräge Typ über Bord, ohne Boje diesmal. Ich machte fluchend kehrt und konnte ihn gerade noch rechtzeitig am Schopf packen,
     bevor er unterging. Nachdem ich ihn ein zweites Mal aus dem Wasser gefischt hatte, war ich ganz außer Atem. Ihm schien es
     indessen besser zu gehen. Er war inzwischen hellwach und lebendig. Dieser Tauchgang hatte ihn zur Besinnung gebracht. Er verlangte
     nicht länger, zur Île aux Œufs gebracht zu werden. Er wollte jetzt nur noch zur Bucht fahren, und da er sich tatsächlich erholt
     zu haben schien, ließ ich mich auf diesen Kompromiss ein. Ich griff nach dem Ruder, und wie eine fette Hummel nahmen wir Kurs
     auf den mächtigen Schatten von Les Gigots.
    Kaum war das Boot in der Bucht auf Sand gelaufen, wurde mir klar, dass ich den Ernst der Lage unterschätzt hatte. Luc war
     wie gelähmt, er konnte sich nicht mehr rühren. Ich musste ihm beim Aussteigen helfen. SeineBeine versagten, und er wurde von

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