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Das Land der lebenden Toten

Das Land der lebenden Toten

Titel: Das Land der lebenden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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aber ich finde ihn einfach furchtbar eklig, ja? Und ich habe nicht den Wunsch, seine Gesellschaft noch länger zu ertragen. Was dagegen, H. P.? Glaubst du, wir könnten jetzt endlich hier abfahren?«
    »Ich muß gestehen, daß du mir manchmal Rätsel aufgibst, Bob. Aber selbstverständlich, wenn du…« Plötzlich riß Lovecraft erstaunt die Augen weit auf. »Runter, Bob! Hinter den Wagen! Schnell!«
    »Was…?«
    Ein Pfeil schwirrte durch die Luft und flog knapp an Howards linkem Ohr vorbei. Dann noch einer und noch einer. Ein Geschoß prallte widerlich dumpf von der Seite des Wagens ab. Und ein weiterer Pfeil traf direkt und steckte zentimetertief zitternd im Metall.
    Howard wirbelte herum. Er sah Reiter, ein Dutzend, vielleicht auch anderthalb Dutzend, die aus der Finsternis im Osten herangeprescht kamen und ihre Pfeile auf sie abschossen.
    Es waren magere kräftige Männer von irgendwie orientalischem Typ in karmesinrotem Lederwams, die ritten wie die Teufel. Ihre Reittiere waren kleine flachnasige glutäugige graue Dämonenpferde, die dahinpreschten, als könnten die kurzen stampfenden Beine sie ohne einen Augenblick der Rast bis ans Ende der Niederwelt tragen.
    Die gelbhäutigen Krieger sangen und johlten, wie von wilder Wut gepackt. Mongolen? Türken? Was immer sie sein mochten, sie donnerten wie die Sendboten des Todes selbst auf den Landrover zu. Einige schwangen lange bösartig gekrümmte Klingen, doch die meisten hatten kleine seltsam geformte Bogen, von denen sie mit erstaunlicher Schnelligkeit ganze Schauer von Pfeilen verschossen.
    Neben Lovecraft hinter dem Landrover kauernd, starrte Howard den Angreifern verblüfft und wie gelähmt entgegen. Wie oft hatte er solche Szenen beschrieben? Wehende Federn, starrende Lanzen, eine fauchende pfeifende Wolke von ellenlangen Lanzenschäften! Donnernde Pferdehufe, wildes Kriegsgeschrei, das Prasseln der Pfeilspitzen der Barbaren gegen die Schilde Aquiloniens! Sich bäumende Rösser, die ihre Reiter abwarfen… Ritter in blutbedeckter Rüstung, die auf den Boden geworfen wurden… stahlgepanzerte Gestalten über das wellige Schlachtfeld verteilt…
    Aber was sich jetzt hier abspielte, das war keine Saga von ›hyboreanischen‹ Nordlandkriegern, die einen Ringelreihentanz veranstalten. Hier handelte es sich um reale Reiter – so wirklich wie alles andere an diesem Ort – und sie kamen über die kalte windgepeitschte Ebene am Rand der Nachwelt herangeprescht. Und die Pfeile waren echte Pfeile, und sie würden sich wirklich tief in sein Fleisch bohren und echte Schmerzen bereiten, höchst schrecklich qualvolle.
    Er blickte zu Gilgamesch hinüber. Der sumerische Riesenkerl kauerte hinter dem umgedrehten Rumpf seiner Jagdbeute. Den Riesenbogen hielt er in den Händen. Howard starrte beklommen und voll Ehrfurcht hinüber, und dann schoß Gilgamesch. Der Pfeil traf den ersten Reiter und drang durch das Wams und den Brustkorb und ragte aus seinem Rücken hervor. Dennoch gelang es ihm, während er heranstürmte, noch einen letzten Pfeil abzuschießen, ehe er stürzte. Das Geschoß schwirrte in unsicherem Bogen rasch und schwankend und zischend auf Gilgamesch zu und durchbohrte das Fleisch des linken Unterarmes.
    Kalt blickte der Sumerer auf den Pfeil in seinem Arm. Dann runzelte er die Stirn und schüttelte den Kopf, etwa so, als hätte ihn eine Wespe gestochen. Dann – genau wie Conan es getan haben könnte, Himmel, wie sehr das an Conan erinnerte! – legte Gilgamesch den Kopf schief gegen die Schulter und biß den Pfeil dicht über den Federn entzwei. Helles Blut spritzte aus der Wunde, als er die zwei Stücke herauszog.
    Und als wäre weiter nichts von Wichtigkeit geschehen, hob Gilgamesch seinen Bogen und griff nach einem zweiten Pfeil. Das Blut floß in kleinen Bächen den Arm hinab, doch er schien es nicht einmal zu bemerken.
    Howard schaute wie gelähmt zu. Er vermochte sich nicht zu bewegen, er konnte sogar kaum richtig atmen.
    Eine dumpfe Übelkeit drohte ihn zu überwältigen. Es hatte ihm gar nichts ausgemacht, abgeschlagene Köpfe und Arme und Beine fröhlich unbekümmert in seinen Geschichten zu gewaltigen blutigen Haufen aufzutürmen, aber in Wirklichkeit hatten ihm Blutvergießen und jegliche Art von Gewalt Entsetzen eingeflößt, wo immer er auch nur den flüchtigsten Blick darauf erhascht hatte.
    »Die Kanone, Bob!« rief Lovecraft drängend an seiner Seite. »Nimm doch deine Kanone!«
    »Was?«
    »Da. Da unten.«
    Howard blickte nach unten. In seinem

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