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Das Land der lebenden Toten

Das Land der lebenden Toten

Titel: Das Land der lebenden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Ort liegt.«
    »Also, ich jedenfalls nicht.«
    »Simon ebenfalls nicht, versichere ich dir.«
    »Also, wie…?«
    »Vor einiger Zeit stellte sich ein betrügerischer Herumtreiber bei Simon ein. Ein gewisser Hanno, ein Karthager, der vorgab, ein Kartograph zu sein. Du weißt, wie zuverlässig Landkarten in der Nachwelt sind, Gilgamesch? Also, dieser Hanno begann Geschichten über die Schätze von Uruk zu erzählen, und Simons Augen begannen zu leuchten wie die Edelsteine, nach denen er so sehr giert. Wo finde ich dieses Uruk? fragte Simon. Und Hanno drehte ihm eine Landkarte an. Dann verschwand er. Also, ich sage es ja immer, wenn Römer anfangen, Landkarten von Karthagern zu kaufen, dann kann dabei nichts Gutes herauskommen. Einen Tag nach dem Verschwinden Hannos aus Brasil brachte mir Simon voller Stolz die Karte an und erzählte mir das Ganze. Wir wollen einen Eroberungszug planen, sagte er. Und er rollte die Karte vor mir auf. Und die Linien liefen alle kreuz und quer durcheinander, so daß man Augenschmerzen bekam, wenn man ihnen zu folgen versuchte, und noch während wir hinsahen, veränderten sie sich und zerflossen. Und fünf Minuten später war die Karte leer, nichts weiter als ein blankes Stück Dämonenhaut. Ich dachte schon, Simon trifft der Schlag. Uruk! Uruk! Mehr konnte er nicht stammeln. Wieder und immer wieder. Und er grunzte dabei wie dieser Haarmensch, den er um sich hat. Und daraufhin segelten wir aufs Festland hinüber, wo aus dem Outback eine Karawane erwartet wurde, irgendwelche Schurken und Gauner, die mit gestohlenen Edelsteinen handeln. Mit ihnen trieb Simon Handel. Er hat seine dicken Finger in – allen möglichen Geschäften dieser Art. Ich darf mich da nicht einmischen. Und was erfahren wir? Daß zwei riesenhafte Sumerer mit dem Zug reisen, und der eine von ihnen ist Gilgamesch, der König von Uruk! Schon wieder Uruk! Die Karawane kommt nicht, man hört, sie ist von Räubern im Paß überfallen worden. Aber Gilgamesch erscheint. Und das kann Simon dem Magier nur recht sein. Was bedeutet ihm schon der Verlust von ein paar Kästchen voller Edelsteine, wenn er die Aussicht bekommt, ganz Uruk zu plündern? Verstehst du, Gilgamesch? Er möchte, daß du ihn nach Uruk führst, damit er es ausrauben kann!«
    »Ich wäre besser in der Lage, ihm das Paradies zu zeigen, als das. Hier in der Nachwelt gibt es kein Uruk, Herodes.«
    »Bist du dir da ganz sicher?«
    »Wer könnte hier schon in irgendeinem Ding sicher sein? Aber wieso habe ich noch nie etwas davon gehört, wenn es tatsächlich existiert?«
    »Die Nachwelt ist ziemlich groß, Gilgamesch. Keiner kann von sich sagen, er hätte sie gänzlich erforscht. Vielleicht wächst sie ja von Tag zu Tag weiter, so daß niemand jemals alles von ihr sehen kann, auch wenn er keinen Augenblick lang rastete und ruhte. Ich reise seit zweimal tausend Jahren hier umher – und ich habe noch nicht ein Zehntel davon gesehen, vermute ich mal. Und du, der du so viel älter bist als ich – sogar du, möchte ich wetten, bist fremd in vielen Bereichen der Nachwelt. Du selbst hast mir doch gesagt, daß du nie zuvor in Brasil warst.«
    »Zugegeben. Aber Uruk – eine von uns Sumerern erbaute Stadt, bewohnt von Sumerern –, nein. Nein, es ist nicht möglich, daß es so etwas gibt, ohne daß ich davon wüßte.«
    »Außer du wußtest es einst und hast es vergessen.«
    »Ebenfalls unmöglich!«
    »Wirklich? Du weißt doch, wie das hier mit dem Erinnerungsvermögen geht.«
    »Nun…«
    »Du weißt es, Gilgamesch!«
    »Aber wie könnte ich denn je meiner eigenen Stadt vergessen! Nein. Nein, es gibt in der Nachwelt kein Uruk«, sagte Gilgamesch mürrisch. »Nimm es als die Wahrheit hin, oder laß es, wie du magst, König Herodes. Ich weiß, was da wahr ist und was falsch.«
    »Also ist das Ganze nichts als Erfindung?«
    »Völlig! Eine Ausgeburt der Phantasie dieses Hanno.«
    »Aber weshalb sollte er sein Phantasieprodukt Uruk nennen? Nach einer Stadt, die von der Zeit selbst vergessen wurde, wenn das, was du behauptest, wahr ist?«
    »Wer kann das wissen? Vielleicht ist der Mann mir einst begegnet und ich sagte ihm, woher ich komme, und der Name hakte sich in seinem Gedächtnis fest. Ich bin in der Nachwelt nicht gerade ein Unbekannter, Herodes.«
    »Ja, wahrhaftig, das ist so.«
    »Es gibt kein neues Uruk. Simon gibt sich da einem Hirngespinst hin. Und wenn er glaubt, ich wüßte den Weg, wie er dorthin gelangen kann, dann täuscht er sich doppelt.«
    Herodes schwieg

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