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Das Land der lebenden Toten

Das Land der lebenden Toten

Titel: Das Land der lebenden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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jeder mitten in einem ganz persönlichen litaneihaften Singsang gefangen, jeder stur gegen alle die anderen Stimmen ansingend.
    »Ich bin Wulfgeat. Bei chronischen Störungen des Kopfes oder der Ohren oder der Zähne durch Fäulnis oder Dickfluß entferne man, was da Pein macht, man brühe Kerbel in Wasser und gebe das zu trinken, und das wird die üblen Säfte entweder durch Mund oder Nase herausziehen.«
    »Ich bin Aethelbald. Sucht im Magen junger Schwalben nach etlichen kleinen Steinchen und achtet darauf, daß sie weder mit Erde noch mit Wasser in Berührung kommen und nicht mit anderen Steinen; suchet euch deren dreie aus; die legt ihr dem Mann auf, über dem ihr waltet, dem, der der Hilfe bedarf, und er wird bald genesen sein.«
    »Ich bin Eadfrith. Wir haben hier Raute, Hysop, Fenchel, Sennep, Elecampanum, Südholz, Celandinum, Rettich, Kumim, Zwiebel, Lupinum, Kerbel, Flor-do-Liszt, Flachs, Rosemarin, Saturai, Liebstöckel, Persilium, Olusatrum, Krüppelwacholder.«
    Verwundert und etwas bestürzt fragte Gilgamesch: »Ja, was sind denn das für Typen – und was brabbeln die da?«
    »…und wiederum, du sollst die üblen verdrängten Säfte durch Speichelfluß und Erbrechen entfernen. Mische Pfeffer mit Mastix und gib es deinem Kranken, auf daß er es kaue, und bringe ihn so zum Gurgeln und Ausfluß aus dem Rachen…«
    »…sind nützlich bei Hauptweh und bei der Augenarbeit, und bei Anfechtungen durch den Bösen Feind, und gegen nächtliche Besuche von Spukgespenstern, und gegen den Alptraum, für Verknotung und für Anziehung und bei Verzauberung durch bösen Sang. Es sollen große Nestlinge sein, bei denen du sie suchen sollst. Und wenn ein Mensch an der Hälfte seines Hauptes Weh leidet, so zerstoße Raute gründlich, setze sie an in starkem Essig…«
    Der Haarmensch sagte: »Das sind Verkäufer von Arzneien und Zaubermitteln, und hier ist der Basar, wo man in Brasil diese Dinge verkauft.«
    »…und Mastix, Pfeffer, Galbanum, Skammonium, Gutta Ammoniaka, Zimmet, Zinnober, Aloe, Bimsstein, Quecksilber, Schwefelblüte, Myrrhe, Weihrauch, Petroleum, Ingwer…«
    »…so daß er dadurch angenehm das üble Phlegma ausbreche. Bewirke damit eine Spülung oder Lotion zur Reinigung des Hauptes, sodann nimm erneut ein Quentchen Sennepsamen und Samen von Nabelkraut und Kressesamen, und zwanzig Pfefferkörner und mische alles gut in Essig und Honig…«
    »…und bestreiche damit direkt die obere Seite des Hauptes. Grabe Breitwegerich vor Sonnenaufgang ohne ein Eisen aus, binde die Wurzeln mit Kreuzwurz durch ein rotes Netz auf das Haupt…«
    Gilgamesch schauderte es. »Ich fürchte, hier ist es nicht sicherer als draußen auf der Straße. Ein Basar von Zauberern? Hunderte Wunderwirker, die ihre Beschwörungen schreien?«
    »Hier kann dir nichts Böses widerfahren«, sagte der Haarmensch. »Hier drinnen werden andauernd so viele Zauber durcheinander gebrüllt, daß der eine den anderen aufhebt, also ist es ganz und gar ungefährlich.«
    »… der Absud dieser Wurzel, in Wein gereicht, ist von großem Nutzen gegen alle Arten von Schlangen, gegen den Stich des Skorpions, in so hohem Grade, daß wenn einer auf Skorpione gebettet würde, sie von Ohnmächtigkeit oder Kraftlosigkeit oder Schwäche befallen würden…«
    »…bei Lendenpein und schmerzenden Schenkeln nimmst du eben diese Wurzel Pulegium, siedest sie in Essig…«
    »Ich bin Aethelbald.«
    »Ich bin Eadfrith.«
    »Ich bin Wulfgeat.«
    »…diese Wurzel, welche Priapiscus heißt und mit anderem Namen Vinca pervinca, ist für viele Anwendungen nützlich, so etwa erstens gegen teuflische Krankheit oder Dämonenbesessenheit, sowie gegen Schlangen und gegen wilde Tiere und gegen Gifte…«
    »Guter Herr! Lieber Herr!« Es war der Zauberer, der sich Aethelbald nannte. Er winkte Gilgamesch heftig zu.
    »Was will er von mir?«
    »Dir etwas verkaufen, zweifellos«, antwortete der Haarmensch. »Weshalb bist du allein durch die Straßen gewandert?«
    »Ich hatte Kopfschmerzen, als ich erwachte. Von dem Getöse der Eruptionen die ganze Nacht hindurch, und ich glaube auch von dem ständigen Geschwätz des Hebräers Herodes gestern abend. Also begab ich mich hinaus, um ein wenig herumzulaufen. Einen klaren Kopf zu bekommen, mir die Stadt anzusehen. Ich fand nichts Schlimmes dabei.«
    »…und für die verschiedensten Wünsche«, schrie der Mann, der sich Eadfrith nannte, »und gegen Neider, und um Schrecken zu erregen, und auf daß dir Anmut zuwachse, und wenn du

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