Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land der MacKenzies

Das Land der MacKenzies

Titel: Das Land der MacKenzies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
überrascht.
    „Auf jeden Fall.“ Auf dem Weg zu Marys Auto verlangsamte er den Schritt, um sich ihr anzupassen. Die Kälte zog in ihre Beine, aber der Nachthimmel war kristallklar und funkelte mit Tausenden von Sternen.
    „Würden Sie mir etwas erklären, Mr. Armstrong?“, fragte Mary, als sie bei ihrem Auto angekommen waren. „Gern. Und nennen Sie mich doch bitte Clay.“ „Warum ist Mrs. Karr auf Mr. Baugh losgegangen, wenn doch eigentlich Miss Beecham der Auslöser war?“ „Cicely ist Elis Cousine. Cicelys Eltern starben, als sie noch sehr jung war, und Elis Eltern haben sie aufgenommen und großgezogen. Cicely und Eli sind gleich alt, sie haben sich früher gestritten wie die Kesselflicker. Das tun sie wohl heute noch“, meinte er. „Aber in manchen Familien ist es eben so. Trotzdem stehen sie einander sehr nahe.“
    Diese Art von Familie war Mary fremd, aber es klang dennoch nach Wärme und Geborgenheit. Es musste schön sein, sich mit jemandem streiten zu können und gleichzeitig zu wissen, dass dieser Jemand einen trotzdem liebte, überlegte sie. „Also hat sie ihn geschlagen, weil er über sie gelacht hat?“
    „Und weil er gerade in der Nähe war. Niemand würde sich mit Miss Beecham anlegen. Sie hat praktisch alle hier unterrichtet. Wir halten die alte Dame hoch in Ehren."
    „Das hört sich wirklich nett an." Mary lächelte. „Ich hoffe, ich bin noch hier, wenn ich mal so alt bin."
    „Und Sie wollen sich des Öfteren mit der Schulverwaltung anlegen?"
    „Davon gehe ich aus", meinte sie verschmitzt.
    Clay hielt ihr die Autotür auf. „Ich auch", gab er zurück. „Kommen Sie gut nach Hause." Er schlug die Tür zu, nachdem Mary eingestiegen war, und tippte sich mit dem Finger an den Hutrand, bevor er sich umdrehte und mit langen Schritten davonging.
    Ein netter Mann, dachte Mary. Die meisten Einwohner von Ruth waren nette Leute. Sie waren blind, wenn es um Wolf Mackenzie ging, aber sie waren nicht von Natur aus bösartig.
    Wolf. Wohin mochte er wohl gegangen sein?
    Mary hoffte aus ganzem Herzen, dass Joe jetzt nicht den Unterricht aufgab. Auch wenn sie wusste, dass man den Tag nie vor dem Abend loben sollte, so wuchs doch die Zuversicht in ihr kontinuierlich, dass er an der Akademie angenommen würde. Und auch der Stolz in ihr wuchs, dass sie eine Rolle dabei spielte. Tante Ardith hätte natürlich wieder gesagt, dass Stolz und Hochmut vor dem Fall kommen. Aber Mary war schon immer der Meinung, dass niemand je fallen könnte, wenn er nicht vorher versuchen würde, sich aufzurichten. Wenn es um Klischees ging, dann behagte ihr mehr der Satz „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“.
    Mary seufzte. Die griesgrämige Tante fehlte ihr. Außerdem würde sie möglicherweise aus der Übung kommen, weil sie niemanden mehr hatte, mit dem sie solche Wortgefechte wie mit ihrer Tante führen konnte.
    Als sie den Wagen auf die Auffahrt zu ihrem Haus lenkte, war Mary müde, hungrig und machte sich Sorgen, dass Joe vielleicht aus Edelmut den Unterricht abbrechen würde, damit sie seinetwegen keine Schwierigkeiten bekam. „Dem werd ich’s schon zeigen“, murmelte sie, als sie ausstieg. „Und wenn ich ihn per Pferd durchs Gebirge jagen muss.“
    „Wen wollen Sie durchs Gebirge jagen?“
    Wolfs verärgerte Stimme hinter sich zu hören ließ sie so heftig zusammenzucken, dass Mary sich das Knie an der Autotür stieß. „Wo kommen Sie denn jetzt her?“, stellte sie genauso aufgebracht die Gegenfrage. „Du meine Güte, Sie haben mich zu Tode erschreckt!“
    „Wohl nicht genug. Ich habe in der Scheune geparkt, damit man mein Auto nicht sieht.“
    Mary starrte ihn an und nahm jeden Zug seines stolzen, verschlossenen Gesichts in sich auf. Das Licht der Sterne fiel fahl und schwach vom Himmel, aber es reichte. Mary war nicht bewusst gewesen, wie sehr sie sich nach seinem Anblick gesehnt hatte. Sie spürte nicht einmal mehr die Kälte, jetzt, da ihr das Blut heiß in den Adern rauschte.
    „Gehen wir hinein“, sagte er, als sie keine Anstalten machte, sich zu bewegen. Stumm ging Mary vor zur Hintertür. Wolf runzelte die Stirn, als sie an den Knauf fasste und die Tür einfach aufschwang.
    Im Inneren schaltete Mary das Licht an. Einige Strähnen hatten sich aus ihrem Knoten gelöst, und Wolf musste an sich halten, um Mary nicht zu berühren. „Ab jetzt schließen Sie das Haus immer ab“, befahl er barsch.
    „Ich glaube kaum, dass jemand mich ausrauben will. Es gibt hier ja nichts, was einen Einbrecher

Weitere Kostenlose Bücher