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Das Land der MacKenzies

Das Land der MacKenzies

Titel: Das Land der MacKenzies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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interessieren würde.“
    Er hatte sich geschworen, dass er sie nicht anfassen würde. Er hatte gewusst, es würde schwierig werden. Trotzdem wollte er sie packen und schütteln, bis sie endlich Vernunft annahm. Aber wenn er sie auch nur berührte, würde er nicht aufhören wollen. Ihr verführerischer Duft brannte in seiner Nase. Sie roch so warm und so frisch, so weiblich, dass sein ganzer Körper sich verspannte. Wolf wich zurück. Es war sicherer für sie beide, wenn er den Abstand zwischen ihnen vergrößerte.
    „Ich hatte auch nicht an einen Einbrecher gedacht.“ „Nicht?“ Sie überlegte, dann wurde ihr klar, was er gemeint und wie ihre Antwort darauf gelautet hatte. Mary räusperte sich verlegen und ging zum Herd, damit er ihre geröteten Wangen nicht sehen konnte. „Wenn ich uns Kaffee mache, trinken Sie dann eine Tasse, anstatt aus dem Haus zu stürmen wie beim letzten Mal?“
    Die schnippische Bemerkung belustigte ihn, und er fragte sich, wieso er sie je für eine verschreckte Maus gehalten hatte. Ihre Kleidung war unförmig und trist, ja, aber vom Charakter her war sie alles andere als schüchtern. Sie sagte genau, was sie dachte, und scheute sich auch nicht, jemanden streng zurechtzuweisen. Vor weniger als einer Stunde hatte sie es mit der ganzen Gemeinde aufgenommen. Seinetwegen. Die Erinnerung daran ernüchterte ihn.
    „Wenn Sie unbedingt Kaffee machen müssen, dann trinke ich eine Tasse. Aber mir wäre es lieber, wenn Sie sich hinsetzen und mir zuhören.“
    Mary kam an den Tisch, setzte sich und faltete artig die Hände. „Ich höre.“
    Wolf zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber, weit genug vom Tisch entfernt. Mary betrachtete ihn mit durchdringendem Blick.
    „Ich habe Sie in der Schule gesehen.“
    Er verzog das Gesicht. „Verdammt! Hat mich sonst noch jemand bemerkt?“
    „Nein, ich glaube nicht.“ Sie hielt inne. „Es tut mir leid, dass Sie mit anhören mussten ... nun, die Dinge, die man über Sie gesagt hat.“
    „Ich mache mir nichts daraus, was die braven Bürger von Ruth von mir halten. Ich kann damit umgehen. Joe auch. Unser Lebensunterhalt hängt nicht von ihnen ab. Ihrer allerdings schon. Sie sollten sich zurückhalten, es sei denn, Ihnen liegt nichts an Ihrem Job. Denn Sie werden ihn mit Sicherheit verlieren, wenn Sie so weitermachen.“
    „Ich werde meine Stelle nicht verlieren, nur weil ich Joe unterrichte.“
    „Vielleicht nicht. Vielleicht reicht ihre Toleranz für Joe, vor allem nachdem Sie ihnen das mit der Akademie vor die Füße geworfen haben, aber bei mir ... das ist eine ganz andere Sache.“
    „Ich verliere meine Stelle auch nicht, weil ich freundlich zu Ihnen bin. Ich habe einen Vertrag“, führte sie ernst aus. „Einen absolut wasserdichten Vertrag. Es ist nicht leicht, einen Lehrer für eine kleine Stadt mitten im Nirgendwo zu bekommen, vor allem im Winter. Ich verliere meine Stelle nur dann, wenn ich gegen das Gesetz verstoße oder mich als inkompetent erweise. Und ich werde gegen jeden angehen, der meine Fähigkeiten anzweifelt.“
    Sie schloss nicht aus, das Gesetz zu brechen? Wolf fragte sie nicht danach. Der Schein der Küchenlampe fiel direkt auf Marys Kopf und ließ ihr Haar silbern wie eine Aureole aufleuchten. Sie sah aus wie ein Engel, mit den blauen Augen und der durchsichtigen Haut. Er wollte sie berühren, wollte sie nackt unter sich spüren, wollte sie einführen in die Welt der Lust, ihre Nägel in seinen Rücken gekrallt ...
    Mary legte ihre schmale Hand auf seine große. „Erzählen Sie mir, was passiert ist. Wieso hat man Sie ins Gefängnis gesteckt? Ich weiß, dass Sie nichts Unrechtes getan haben.“
    Wolf war ein harter Mann, von Natur aus und aus Notwendigkeit. Doch Marys schlichter, unbeirrbarer Glaube an ihn erschütterte ihn bis ins Mark. Er war immer allein gewesen, hatte wegen seines indianischen Blutes nicht zu den Anglos gehört und wegen seines Anglo-Blutes nicht zu den Indianern. Nicht' einmal seine Eltern waren ihm nahegekommen, auch wenn er sie geliebt hatte und sie ihn. Sie hatten ihn nie wirklich gekannt, weil er ihnen niemals seine wahren Gedanken mitgeteilt hatte. Auch seiner Frau, Joes Mutter, war er nie nahe gewesen. Sie hatten das Bett miteinander geteilt, er hatte sie gemocht, aber auch sie hatte er auf Distanz gehalten. Nur Joe war es gelungen, Wolf aus der Reserviertheit zu locken. Sein Sohn kannte ihn wie niemand sonst auf der Welt. Er liebte den Jungen abgöttisch. Nur der Gedanke an Joe

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